2024 die erste geehrte Frau Literaturnobelpreis geht an Südkoreanerin Han Kang
10.10.2024, 13:03 Uhr Artikel anhören
Han Kang darf sich jetzt Nobelpreis-Gewinnerin nennen.
(Foto: picture alliance / TT NEWS AGENCY)
Die Südkoreanerin Han Kang gewinnt den diesjährigen Nobelpreis für Literatur. Die 53-Jährige ist die Nachfolgerin von Jon Fosse, der die Auszeichnung 2023 erhielt. Sie wird für ihre "intensive poetische Prosa" geehrt, heißt es in der Begründung.
Die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang ist mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet worden. Das teilt die schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm mit. Sie erhält den renommiertesten literarischen Preis der Erde "für ihre intensive poetische Prosa, die sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Lebens offenlegt", wie der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei der Preisbekanntgabe in der Stockholmer Altstadt sagte. Han Kang ist die 18. Frau, die den Literaturnobelpreis erhält - und die erste Frau unter den bislang verkündeten Nobelpreisträgern dieses Jahres.
"Die Akademie hat eine glückliche Hand bewiesen", sagte Literaturkritiker Denis Scheck. Han Kang sei eine absolut nobelpreiswürdige Autorin, die ganz wunderbare Geschichten geschrieben habe. Ob die Auswahl der Schriftstellerin eine Überraschung sei? "Ja, aber eine angenehme", sagte Scheck.
2016 war die 53-Jährige für ihr Werk "Die Vegetarierin" mit dem britischen International Booker Prize für fremdsprachige, ins Englische übersetzte Literatur ausgezeichnet worden. Der Roman handelt vom Entschluss einer Frau, auf Fleisch zu verzichten, und den verheerenden Auswirkungen der Entscheidung.
Han Kang wurde 1970 in Gwangju geboren. Im Alter von zehn Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Seoul. Sie studierte koreanische Literatur an der Yonsei-Universität. Ihr literarisches Debüt gab Han mit fünf Gedichten, darunter "Winter in Seoul", in der Winterausgabe der Zeitschrift "Literatur und Gesellschaft" 1993. Im Jahr darauf begann sie ihre erfolgreiche Karriere als Romanautorin, schon 1994 gewann sie mit "Roter Anker" einen Literaturwettbewerb in Seoul, weitere Auszeichnungen in Südkorea folgten.
Zu Hans Werken gehört die Kurzgeschichtensammlung "Die Früchte meiner Frau" von 2000 und Romane wie "Deine Kalten Hände" aus dem Jahr 2002, "Weiß" von 2016 und "Griechischstunden" von 2011. Mit Han wird zum ersten Mal eine Schriftstellerin aus Südkorea mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Jon Fosse war Preisträger 2023
Im vergangenen Jahr war der Norweger Jon Fosse als Preisträger ernannt worden. Er wurde damit für seine innovativen Theaterstücke und seine Prosa geehrt, die "dem Unsagbaren eine Stimme" gibt, wie es damals von der Akademie hieß. Im Jahr davor war mit der Französin Annie Ernaux ebenfalls ein großer Name der Weltliteratur zur Nobelpreisträgerin erklärt worden.
Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 sind insgesamt nunmehr 121 Literaturnobelpreisträgerinnen und -preisträger benannt worden. Darunter waren weltbekannte Literaten wie Ernest Hemingway, Selma Lagerlöf und Jean-Paul Sartre, aber auch Persönlichkeiten wie der frühere britische Premier Winston Churchill und der US-Musiker Bob Dylan, die zunächst nicht unbedingt mit der Weltliteratur in Verbindung gebracht werden. Die letzten deutschen Preisträger waren Herta Müller vor 15 und Günter Grass vor 25 Jahren, der letzte deutschsprachige der Österreicher Peter Handke vor fünf Jahren.
Nobelpreis-Geschehen wechselt nach Oslo
In dieser Woche waren zuvor bereits die diesjährigen Preisträger in den wissenschaftlichen Kategorien Medizin, Physik und Chemie benannt worden. Unter ihnen waren sieben Männer - und keine Frau.
Nach der Bekanntgabe in der Literatur wechselt das Nobelpreis-Geschehen nun vorübergehend von Stockholm nach Oslo: Während die ersten vier Preisbekanntgaben traditionell in der schwedischen Hauptstadt stattfinden, folgt die Kür des Friedensnobelpreisträgers am Freitag stets in Norwegen. Zum Abschluss wird am nächsten Montag noch verkündet, wer den von der schwedischen Zentralbank gestifteten Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhält, dann wieder in Stockholm.
Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Nobelmedaillen allesamt am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833-1896). Die Auszeichnungen sind in diesem Jahr erneut mit einem Preisgeld in Höhe von elf Millionen schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) pro Kategorie dotiert.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/AP