Panorama

Frau des Altkanzlers wurde 91Loki Schmidt ist tot

21.10.2010, 14:54 Uhr
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Starb im Beisein ihrer Tochter: Loki Schmidt. (Foto: dapd)

Die Ehefrau des früheren deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt ist in ihrer Heimatstadt Hamburg gestorben. Erst kürzlich war Loki Schmidt nach einer Operation aus dem Krankenhaus entlassen worden. Ihr Mann erfuhr von der Todesnachricht in Berlin. Er kehrte sofort in die Hansestadt zurück. Die Anteilnahme ist groß.

Loki Schmidt ist tot. Die Frau des ehemaligen Bundeskanzlers Helmut Schmidt starb in der Nacht zum Donnerstag im Alter von 91 Jahren in Hamburg. Das bestätigte das Büro von Altbundeskanzler Helmut Schmidt, der in Berlin vom Tod seiner Frau erfuhr und sofort in die Hansestadt zurückkehrte. "Für mich war sie wirklich die unverzichtbare Stimme des Volkes. Ich bin immer noch so stolz auf sie", hatte er kürzlich noch über seine Frau gesagt.

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Das Ehepaar Schmidt im Jahre 1977. (Foto: dpa)

Die engagierte Naturschützerin und Stifterin setzte sich vor allem für gefährdete Pflanzen ein und kürte seit 1980 die "Blume des Jahres". Loki Schmidt erhielt zahlreiche Auszeichnungen. So wurde sie etwa Hamburger Ehrenbürgerin, Ehrensenatorin der Universität und erhielt auch die Ehrendoktorwürde.

Loki Schmidt lebte bis zuletzt mit ihrem Mann in ihrem ausgebauten Reihenhaus in Hamburg-Langenhorn. Dort war die 91-Jährige Ende September 2010 auch gestürzt und hatte sich den Fuß gebrochen. Nach einer Operation entließen die Ärzte sie Anfang Oktober nach Hause, weil sie sich dort besser erholen könne als im Krankenhaus.

Als Tochter eines Werftarbeiters kam Hannelore Glaser 1919 in Hamburg zur Welt und nannte sich selbst bald "Loki". Nach dem Abitur musste sie 1937 zunächst zum Arbeitsdienst. Ihr Wunsch, Biologin zu werden, scheiterte an den Studiengebühren. Später studierte sie Pädagogik und war bis 1972 Lehrerin. 1942 heiratete sie Helmut Schmidt, mit dem sie schon seit ihrer Schulzeit befreundet war. Im Mai 1944 wurde der Sohn Helmut Walter geboren, der noch im Säuglingsalter starb. Drei Jahre später folgte die Geburt von Tochter Susanne.

Die Repräsentationspflichten einer Kanzlergattin in Bonn übernahm die Hamburgerin 1974 mit gemischten Gefühlen. Auch damals ging sie lieber in den Botanischen Garten als auf Empfänge.

Immer unterwegs

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Passanten legen am Haus der Schmidts Blumen nieder. (Foto: dpa)

Loki Schmidt liebte das Reisen: In den 70er und 80er Jahren begleitete sie junge Wissenschaftler der Max-Planck-Gesellschaft auf ihren abenteuerlichen Expeditionen in die entlegensten Winkel der Welt. Daran dachte sie im später gern zurück, wenn sie mit den Gebrechen des Alters haderte: "Wat hebbt wi nich allns sehn", sagte sie im schönsten Hamburger Platt.

Einen besonderen Blick hatte die Frau des Altkanzlers aber nicht nur für seltene Pflanzen. Schon lange vor den "Grünen" machte sich die Frau mit dem frechen Kurzhaarschnitt für den Umweltschutz allgemein stark. Dabei half der "Botanikerin aus Leidenschaft" natürlich der Umstand, die Frau von Helmut Schmidt zu sein, wie sie selbst sagte.

In ihrem 90. Lebensjahr wurde "Loki" mit ihren Lebenserinnerungen "Erzähl doch mal von früher" noch zur Bestsellerautorin, im Oktober 2010 erschien ihr Buch "Auf dem roten Teppich und fest auf der Erde".

"Die Herzen gewonnen"

Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) zeigte sich bestürzt über den Tod von Loki Schmidt. "Ich habe die Nachricht vom Tode unserer Ehrenbürgerin Loki Schmidt mit großer Trauer und Betroffenheit aufgenommen", erklärte Ahlhaus. Mit ihrem eindrucksvollen Wirken und ihrer Persönlichkeit habe sie die Menschen stets besonders beeindruckt: unaufgeregt, geradlinig, mit einem klaren Blick auf die Menschen und das Leben. "So hat Loki Schmidt in unvergesslicher Weise den hanseatischen Charakter verkörpert."

Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel würdigte Loki Schmidt als außergewöhnliche, eigenständige Persönlichkeit. "Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands trauert um Loki Schmidt. Die Nachricht von ihrem Tod bewegt uns alle sehr", sagte der Sozialdemokrat. "Als Gattin des Bundeskanzlers Helmut Schmidt hat sie mit ihrer unangestrengten Noblesse die Herzen der Menschen im In- und Ausland gewonnen. Als leidenschaftliche Naturschützerin hat sie sich bleibende Verdienste um den Erhalt unserer Umwelt erworben", sagte Gabriel. Vielen sei sie wegen ihrer "liebenswürdigen, menschlichen Art und ihrer beeindruckenden Haltung" ein Vorbild gewesen.

Bundespräsident Christian Wulff nannte den Tod von Loki Schmidt einen "großen Verlust für uns alle". Er sprach ihrem Ehemann seine tief empfundene Anteilnahme aus. "Für mich, aber auch für alle anderen, die ihr begegnet sind, war Ihre Frau eine eindrucksvolle Persönlichkeit", sagte Wulff. "Sie war, wenn ich das so ausdrücken darf, auf eine souveräne Weise bescheiden."

Quelle: dpa