Nach 11 Jahren als Benjaman Kyle Mann mit Amnesie bekommt Identität zurück
05.10.2015, 13:57 UhrElf Jahre weiß ein Mann nicht, wer er ist. Benjaman Kyle geht mit seiner extremen Amnesie sogar in die medizinische Fachliteratur ein. Nun lüftet sich der Schleier, der über seinem alten Leben liegt.
Benjaman Kyle hat schwere Jahre hinter sich. Im August 2004 wurde der Mann in Georgia hinter einem Burger Kind gefunden - nackt, blutig, bewusstlos und ohne jede Ahnung, wer er ist. Die Frau, die ihn fand, hielt ihn für tot. Das war der "Burger King Doe", also der unbekannte Mann nicht, aber manchmal wünschte er, es zu sein.
Denn obwohl die körperlichen Wunden heilten, kehrte sein Gedächtnis nicht zurück. Aus der Abkürzung des Krankenhauses machte sich der Mann einen Namen, er nannte sich Benjaman Kyle. Aber er litt schwer unter dem Verlust seiner Identität, unter dem Gefühl, mit niemandem verbunden zu sein - als Bruder oder Freund, Vater oder Mann. Er hatte keine Ahnung.
Im Jahr 2012 erzählte er dem Filmemacher John Wistrom für dessen Film "Finding Benjaman", offenbar habe ihn niemand vermisst. "Ich meine, war ich denn in meinem früheren Leben niemandem wichtig genug, dass er nach mir sucht?" Der Film beginnt mit den Worten "Hallo, mein Name ist Benjaman Kyle. Du weißt nicht, wer ich bin. Und ich weiß es ehrlich gesagt auch nicht."
Keine Papiere, kaum Erinnerungen
Einer der wenigen Fakten, an die sich Kyle später zu erinnern meinte, war sein Geburtstag: Er war genau zehn Jahre älter als Michael Jackson. Demnach wäre er am 29. August 1948 geboren. Der Abgleich seiner Fingerabdrücke ergab, dass er keinerlei Vorstrafen hatte.
Doch der radikale Gedächtnisverlust machte ihm das Leben schwer. Ganz konkret, weil er ohne Sozialversicherungsnummer nicht legal arbeiten konnte, keinen Bibliotheksausweis bekam, nicht einmal in einer Obdachlosenunterkunft bleiben durfte. Kyle wurde der einzige Mensch, dessen Aufenthaltsort bekannt war und der trotzdem in den Vermisstenlisten des FBI geführt wurde. Schließlich erbarmte sich ein Restaurantbesitzer und gab ihm einen Job. Außerdem unterstützte ihn eine Organisation dabei, herauszufinden, wer er wirklich ist.
Über DNA-Tests wurde seine genetische Herkunft schließlich eingegrenzt. Dafür gaben viele Menschen DNA-Proben ab, die mit Kyles Material auf Übereinstimmungen abgeglichen wurden. Immer klarer zeichnete sich die Zugehörigkeit zu einer Familienlinie ab, aber es meldete sich noch immer niemand, der ihn vermisste.
Ein Tatoo für alle Fälle
Schließlich ergaben die DNA-Tests einen Treffer - dieser Mensch musste mit Kyle sehr nah verwandt sein. Benjaman Kyle hatte von Erinnerungsfetzen berichtet, nach denen er zwei oder drei Brüder hatte. Und dann stand fest: Seine Familie ist gefunden, seine Identität geklärt. Kyle schrieb dazu auf seiner Facebook-Seite: "Es ist nun der Anfang des elften Jahres, seit das alles begann und ich hätte nie gedacht, dass dieser Tag kommen würde."
Er wolle nun seine Verwandten treffen, die ihn offenbar für tot gehalten hatten. Er werde eine Sozialversicherungskarte bekommen. "Es war, als wäre ich ein Geist. Aber es gibt mich und ich kann es beweisen", schrieb Kyle. "Ich danke allen meinen Freunden, die mich über die Jahre unterstützt haben und den Menschen, die mir in diesem Schlamassel geholfen haben. Wenn ich jemanden ausgelassen hab, vergebt mir bitte. Jeder weiß, dass mein Gedächtnis fehlerhaft ist."
Seine Identität will er erst offenbaren, wenn er mit seiner Familie gesprochen hat. Er beabsichtige jedoch, sich seine Sozialversicherungsnummer tätowieren zu lassen, nur vorsorglich.
Quelle: ntv.de, sba