Panorama

Prozessauftakt in BochumMarcel H. gesteht Doppelmord

08.09.2017, 12:33 Uhr
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Marcel H. soll 52 Mal auf den Neunjährigen eingestochen haben. (Foto: imago/biky)

Seine Taten entsetzen ganz Deutschland. Erst ersticht er einen neunjährigen Nachbarsjungen, dann einen Schulfreund. Nun muss sich Marcel H. vor Gericht verantworten. Doch wer auf Einzelheiten gehofft hatte, wird enttäuscht.

Keine Überraschung am Bochumer Landgericht: Im Prozess um den Doppelmord von Herne hat der 19-jährige Marcel H. über seinen Verteidiger ein Geständnis abgelegt. "Der Angeklagte betont, dass er den Anklagevorwürfen nicht entgegentritt", sagte sein Anwalt Michael Emde zum Prozessauftakt.

H. hatte sich nach einer tagelangen Fahndung selbst gestellt und in ersten Vernehmungen die Taten gestanden. Der Fall sorgte bundesweit auch für Entsetzen, weil er sich nach dem Tod des kleinen Jungen im Internet mit der Tat gebrüstet haben soll. Vor Gericht will er sich nun aber vorerst weder zu seinem Lebensweg noch zu Einzelheiten der Tatvorwürfe äußern, wie sein Verteidiger ankündigte.

Der 19-Jährige soll laut Anklage zunächst den neunjährigen Nachbarsjungen unter einem Vorwand in den Keller gelockt haben. Er brauche seine Hilfe beim Aufstellen einer Leiter. Dort habe er dann mit einem Klappmesser 52 Mal auf das Kind eingestochen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, dabei aus Mordlust gehandelt zu haben.

Danach soll er Unterschlupf bei einem Bekannten aus dem Berufskolleg gesucht haben. Diesen habe er gefragt, ob er ein paar Tage bei ihm wohnen könne, weil seine Eltern weggezogen seien, sagte Staatsanwalt Danyal Maibaum. Am nächsten Tag habe der 22-jährige Bekannte gemerkt, dass nach H. gefahndet werde und mit der Polizei gedroht.

Der Angeklagte zeigte keinerlei Emotionen

Daraufhin habe der Angeklagte auch diesen erstochen. Der junge Mann verblutete nach 68 Messerstichen. Zwei Tage später soll H. zudem dessen Wohnung in Brand gesetzt haben, um Beweismaterial zu vernichten. Er muss sich deshalb auch wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht verantworten.

Zum Prozessauftakt zeigte H. keinerlei Emotionen. Er ließ sich nach Eintreten in den Gerichtssaal minutenlang fotografieren und filmen. Dabei wirkte er äußerlich völlig regungslos. Er bitte darum, seine "unangemessene Kleidung" zu entschuldigen. Der kleine und schmächtige Jugendliche, der deutlich jünger als 19 Jahre aussieht, erschien in einem grauen Pullover und einer weiten Hose vor Gericht.

Für den Prozess vor dem Landgericht Bochum sind bislang noch zehn weitere Verhandlungstage bis Mitte Oktober angesetzt. Am ersten Prozesstag wurden bereits erste Zeugen vernommen. Darunter war auch ein früherer Schulkamerad des Angeklagten. Dieser sagte über H., er sei meist allein gewesen und habe oft geschwänzt, weil er wohl am Computer gezockt habe.

Quelle: cfo/dpa/AFP

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