Der Nagel machte ihn berühmt Materialkünstler Günther Uecker ist tot
11.06.2025, 00:34 Uhr Artikel anhören
Im Jahr 2015 stellte Uecker zum ersten Mal in seiner Wahlheimat Düsseldorf aus.
(Foto: picture alliance / dpa)
In den ersten Jahren seiner Schaffenszeit schlägt Günther Uecker seine Nägel in fast alles - Leinwände und Holzplatten, aber auch Stühle, Nähmaschinen und Klaviere. Diese Nagelbilder machen den gebürtigen Mecklenburger weltberühmt. Jetzt ist er mit 95 Jahren gestorben.
Der Nagelkünstler Günther Uecker, einer der wichtigsten deutschen Nachkriegskünstler, ist tot. Uecker starb am frühen Dienstagabend im Alter von 95 Jahren. Der Wegbereiter der heute hoch gehandelten ZERO-Kunst hatte den Zimmermannsnagel in die Kunst eingeführt und weltbekannte großformatige Nagelreliefs geschaffen, die in vielen Museen und politischen Machtzentralen hängen.
Geboren wurde Uecker am 13. März 1930 in Wendorf im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Er wuchs auf Wustrow, einer heute weitgehend unbewohnten Halbinsel nördlich von Wismar, auf. 1949 begann er in der mittlerweile gegründeten DDR eine Lehre als Maler und Reklamegestalter, studierte anschließend Malerei und Bildende Kunst in Wismar. 1953 siedelte er nach Westberlin über und zog 1955 nach Düsseldorf. An der Kunstakademie studierte Uecker bei dem pazifistisch engagierten Holzschneider Otto Pankok und wirkte dort selbst rund 20 Jahre als Professor. Die Stadt am Rhein blieb bis zu Ueckers Tod das Zentrum seines Schaffens.
Uecker beschlug Leinwände, aber auch Objekte wie Stühle, Klaviere oder Nähmaschinen mit Nägeln. Für ihn waren die Nagelfelder immer auch tagebuchähnliche Seelenlandschaften, die er "Empfindungswerte aus der Zeit" nannte. Der Sohn eines Landwirtes reiste mit einer humanitären Friedensbotschaft um die Welt und stellte in zahllosen Ländern aus, auch in Diktaturen und totalitären Staaten. Er malte Aschebilder nach der Tschernobyl-Katastrophe, kämpfte für das indigene Volk der Navajo und stellte auf Stoffe gemalte Menschenrechtsbotschaften in Peking aus.
Der avantgardistischen ZERO-Gruppe, die Heinz Mack und Otto Piene 1958 gründeten, trat Uecker 1961 bei. Uecker schuf auch Lichtkunst und spektakuläre Installationen wie das "Terrororchester" - eine lärmende Installation aus dutzenden Apparaten wie Staubsauger oder Waschmaschine. Seiner mecklenburgischen Heimat blieb Uecker immer eng verbunden. Noch in hohem Alter gestaltete er vier große blaue Glasfenster für den Schweriner Dom. Im Dezember 2024 wurden die Fenster eingeweiht.
Quelle: ntv.de, ino/AFP/dpa