"Verpfeif dein Schwein"#MeToo-Aktivistin in Frankreich vor Gericht

In Frankreich schlug der Streit um einen Twitter-Pranger gegen übergriffige Männer hohe Wellen. Der Aufruf "Verpfeif' dein Schwein" brachte etwa die Schauspielerin Catherine Deneuve in Rage. Nun steht eine #MeToo-Aktivistin wegen übler Nachrede vor Gericht.
Gut anderthalb Jahre nach Beginn der #MeToo-Debatte steht eine führende Aktivistin in Frankreich wegen des Vorwurfs der üblen Nachrede vor einem Pariser Gericht. Ein Kollege wirft der Journalistin Sandra Muller vor, ihn auf Twitter der sexuellen Belästigung bezichtigt zu haben. Der frühere Chef eines französischen Privatsenders, Eric Brion, fordert insgesamt 65.000 Euro Schadenersatz und Gerichtskosten von Muller sowie die Löschung ihres Tweets.
Unter dem Schlagwort #balancetonporc ("Verpfeif' dein Schwein") hatte Muller andere Frauen im Oktober 2017 dazu aufgerufen, sexuelle Übergriffe in dem Onlinedienst Twitter öffentlich zu machen. In einem zweiten Tweet warf sie Brion vor, sie mit den Worten belästigt zu haben: "Du hast große Brüste. Du bist mein Typ Frau. Ich werde Dich die ganze Nacht zum Orgasmus bringen."
Der Kläger hat eingeräumt, dies angetrunken bei einer Party zu Muller gesagt zu haben. Allerdings gibt er an, die Äußerungen seien "ironisch" gemeint gewesen, und dies gebe der Tweet nicht wieder. Stattdessen habe er massiv seinem Ansehen geschadet.
"Kampagne der Denunziation"
In Frankreich stießen Mullers Tweets auf große Resonanz, riefen allerdings auch viel Kritik hervor. Die Schauspielerin Catherine Deneuve und andere Frauen forderten, Männer nicht öffentlich an den Pranger zu stellen. Sie verteidigten in einem Aufruf die "Freiheit zu belästigen".
Deneuve geriet daraufhin ins Visier französischer Feministinnen, die sich über den von ihr mitunterzeichneten Artikel empörten. Den Text hatte unter anderem die Schriftstellerin Catherine Millet verfasst. Darin kritisierten die Frauen, die #MeToo-Debatte um habe eine "Kampagne der Denunziation" nach sich gezogen, und warnten vor einem "Klima einer totalitären Gesellschaft". Deneuve bot nach einer heftigen Kontroverse den Opfern sexueller Gewalt eine Entschuldigung an.