Falsche Spuren im SandMeer gibt "Sewol"-Opfer noch nicht frei

Fast drei Jahre lag die "Sewol" am Meeresgrund und mit ihr wohl auch einige Opfer, die bisher nicht gefunden wurden. Nun gelangen bei der Bergung Knochen an die Oberfläche. Doch die Hoffnungen zerschlagen sich.
Seit dem folgenschweren Untergang der südkoreanischen Fähre "Sewol" vor drei Jahren werden noch neun Todesopfer vermisst - erste Hoffnungen auf die Bergung ihrer sterblichen Überreste haben sich nun aber nicht erfüllt. Mehrere entdeckte Knochenfragmente stammten von Tieren und nicht von Menschen, erklärte das südkoreanische Seefahrtsministerium. Zunächst hatten die Behörden gemutmaßt, es handele sich um sterbliche Überreste der Vermissten.
Gerichtsmedizinische Tests hätten ergeben, dass es sich bei den Funden um tierische Knochen handelt, erklärte das Seefahrtsministerium. Zuvor hatte die Bergungsmannschaft erklärt, auf dem an der Bergung beteiligen Transportschiff seien Knochen gefunden worden, die offenbar von den Vermissten stammten.
476 Menschen verloren ihr Leben
Die zwischen 4 und 18 Zentimeter langen Knochenreste hätten sich wahrscheinlich im Sand befunden, der aus einer Öffnung in dem Wrack auf das Transportschiff gelaufen sei, sagte Lee Cheol Jo, ein hochrangiges Mitglied der Bergungsmannschaft, vor Journalisten. Die "Sewol" war am 16. April 2014 in der Nähe der Insel Jindo vor der Südwestküste Südkoreas gekentert. Von den 476 Menschen an Bord kamen 304 ums Leben, darunter 250 Schüler.
Bis November 2014 suchten Taucher nach den Leichen der Opfer. Neun Todesopfer konnten jedoch nicht geborgen werden, ihre Überreste könnten sich in dem Schiffswrack befinden. Es handelte sich um vier Schüler, zwei Erwachsene und ein Paar mit Kind. Um Gewissheit zu bekommen, hatten die Angehörigen der Vermissten die Bergung des 145 Meter langen und 6825 Tonnen schweren Schiffswracks erwirkt.
Die aufwändige Aktion hatte vergangene Woche begonnen. Zwei Frachtkräne hoben das rostige Wrack über die Wasseroberfläche, so dass die "Dockwise White Marlin", ein sogenanntes Halbtaucherschiff, unter die "Sewol" gleiten konnte. Die riskante Bergung kostet mehr als 75 Millionen Euro.
Fähre war überladen
Das Wrack soll am Donnerstag in Mokpo, einem Hafen an Südkoreas Südküste, eintreffen und dort genau untersucht werden. Rund um die Stelle, an der die "Sewol" gehoben wurde, sollten Unterwasser-Barrieren aufgebaut werden, um auch dieses Gebiet nach Spuren der Unglücksopfer abzusuchen.
Der Untergang der "Sewol" war Ermittlungen zufolge weitgehend durch menschliches Versagen verursacht worden. Die Fähre war überladen, das Personal unerfahren und in den drei Stunden, die der Untergang dauerte, gab es keine einzige Anordnung zur Evakuierung der "Sewol". Der Kapitän wurde mittlerweile wegen fahrlässiger Tötung zu lebenslanger Haft verurteilt, gegen 14 weitere Besatzungsmitglieder wurden Haftstrafen zwischen zwei und zwölf Jahren verhängt.