Panorama

350 Betreuer unter Verdacht Missbrauchsklage gegen US-Pfadfinder

Bei den Pfadfindern gibt es seit Jahrzehnten Missbrauchsfälle, die aufgearbeitet werden müssen.

Bei den Pfadfindern gibt es seit Jahrzehnten Missbrauchsfälle, die aufgearbeitet werden müssen.

(Foto: imago sportfotodienst)

Fast 700 ehemalige Scouts verklagen den US-amerikanischen Pfadfinderverband. Der Vorwurf: Hunderte Betreuer, die Kinder missbraucht haben, tauchen nicht in den Akten auf. Die Aufarbeitung Tausender Sexualverbrechen dauert bereits Jahre.

Hunderte ehemalige Pfadfinder verklagen die Boy Scouts America (BSA), weil sie als Kind nicht vor Übergriffen beschützt worden und ihre Fälle nicht aufgearbeitet worden sind. Wie die "Washington Post" berichtet, soll es sich bei den Klagenden um 680 Opfer handeln, die 350 Personen des Missbrauchs beschuldigen. Weitere 120 Personen sollen missbraucht worden sein, wollten aber nach Angaben des Anwalts nicht vor Gericht ziehen. Seit Jahrzehnten soll der Pfadfinderverband geheime Dokumente führen, die die Übergriffe von Pädophilen auf Schutzbefohlene dokumentieren.

In den vergangenen Jahren wurden Teile dieser Akten bereits veröffentlicht und in Gerichtsverfahren verwendet. In der neuen Klageschrift heißt es allerdings, das rund 350 Täter bisher nicht namentlich auftauchen. Die Opfer und ihre Anwälte fordern deshalb die Offenlegung und Ermittlung der Taten. Seit 2010 sind eigentlich alle Pfadfinder-Vertreter angewiesen, schon bei Verdacht auf Missbrauch die Behörden einzuschalten. Bereits 2012 gab es eine große Enthüllung über Tausende Missbrauchsfälle bei den US-Pfadfindern, die teilweise auch zu Gerichtsurteilen führten.

Doch anscheinend werden immer noch Täter aus dem Betreuerumfeld der BSA geschützt. Die aktuelle Klage wurde vor einem Gericht in Pennsylvania unter anderem von einem ehemaligen Pfadfinder eingereicht, der seinen Scoutmaster, also seinen Betreuer, beschuldigt, ihn mehrfach missbraucht zu haben. Anwalt Tim Kosnoff fordet, dass sich noch mehr Opfer an die Gerichte wenden: "Erzählt eure Geschichte und seid Teil dieser Bewegung. Das ist eine Menschenrechtsbewegung gegen einen der größten Straftäter der Welt, die Boy Scouts America", sagte er auf einer Pressekonferenz.

In einem Statement des Pfadfinderverbandes entschuldigen sich die Verantwortlichen bei den Opfern und erklären, dass sie ihnen glauben und sie unterstützen wollen. "Wir haben die örtlichen Strafverfolgungsbehörden kontaktiert und ihnen alle notwendigen Informationen zur Verfügung gestellt", heißt es weiter.

In der Gruppe der BSA werden Mädchen und Jungen zwischen 11 und 17 Jahren betreut. Die Pfadfinder treffen sich in Camps und verbringen dabei viel Zeit mit anderen Kindern und ihren Betreuern.

Quelle: ntv.de, sgu

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