Panorama

Umstrittenes Urteil in IrlandMit Tanga-Fotos gegen Victim Blaming

14.11.2018, 19:58 Uhr
Tangas
Bei Twitter läuft das Protest unter dem Hashtag #ThisIsNotConsent. (Foto: Twitter)

Eine Frau wird vergewaltigt, doch der mutmaßliche Täter wird freigesprochen. Die Verteidigerin gibt sogar dem Opfer die Schuld, denn die Frau habe einen aufreizenden Tanga getragen. Das Urteil wird heftig kritisiert - und plötzlich kursieren hunderte Tanga-Fotos.

Opfer von Vergewaltigungen und sexueller Gewalt fühlen sich oft mit ihrem Leid allein gelassen. Sie müssen ihr Leben lang mit den Folgen des Missbrauchs leben. Wenn dann auch noch der mutmaßliche Täter vor Gericht freigesprochen wird, ist das für die Opfer kaum zu ertragen. Eine Irin hat genau das erlitten.

Die 17-Jährige wurde von einem 27-Jährigen auf der Straße gewürgt und vergewaltigt. Doch der Mann behauptet vor Gericht, der Sex sei einvernehmlich gewesen. Im Abschlussplädoyer der Verteidigerin steht dann auf einmal das Opfer im Blick der Jury.

Die Anwältin sagt: "Ist es denn ausgeschlossen, dass sie den Angeklagten attraktiv fand? Sie müssen auch einmal beachten, wie sie gekleidet war. Sie hatte schließlich einen String-Tang mit Spitze an." Die Jury spricht den Angeklagten anschließend frei. In der Bevölkerung ist die Entrüstung groß.

Protest auf der Straße und im Internet

Der Freispruch löst Proteste in den irischen Städten Galway, Limerick, Dublin, Belfast und Cork aus. Besonders in den sozialen Netzwerken werden viele Frauen aktiv. Unter dem Hashtag #ThisIsNotConsent (deutsch: "Das ist nicht einvernehmlich") posten sie aus Solidarität mit dem Opfer Fotos ihrer Spitzen-Tangas. Sie wollen damit ein Zeichen gegen das sogenannte "Vicitim Blaming", die Beschuldigung des Opfers, setzen.

Die emotionale Debatte dringt auch ins irische Abgeordnetenhaus. Dort hält die Politikerin Ruth Coppinger einen grauen Tanga in die Kameras und fragt, wie es zu einer solchen Opfer-Täter-Umkehr kommen könne. Sie fordert: "Wir brauchen einen echten Systemwechsel, denn besonders Frauen, die Opfer von sexueller Gewalt werden, brauchen eine faire Anhörung. Wir können nicht länger darauf warten", sagt sie und postet ein Foto mit der Unterwäsche später auch auf Twitter.

Quelle: sgu

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