Thailand mitten in Berlin Multikulti im Preußenpark
02.08.2008, 12:02 UhrIm Preußenpark in Berlin-Wilmersdorf treffen sich Hunderte Thailänder, Philippinen und Vietnamesen. Es herrscht eine Stimmung wie auf einem Markt in Bangkok. Aber der Rummel hat auch seine Schattenseiten.
Es duftet nach Koriander und Hähnchen mit Erdnuss- Soße. Wie auf einem Markt in Bangkok oder Hanoi haben Asiatinnen ihre Suppenküchen ausgebreitet, es zischt und brodelt auf den Picknickdecken. Die Frauen verkaufen Frühlingsrollen, Papayasalat und sogar angebrütete Enteneier. Wer möchte, kann sich auf der Wiese eine Thai-Massage verpassen lassen oder sein Glück bei einer Poker-Runde versuchen. Schauplatz ist der Preußenpark in Berlin-Wilmersdorf. Dort treffen sich, vor allem am Wochenende, Hunderte Thailänder, Philippinen und Vietnamesen.
Grünflächenordnung auf Thai
In der Hauptstadt leben Menschen aus 184 Nationen, darunter fast 6000 Thailänder. Multikulti ist mehr als Döner und Wasserpfeife, der Preußenpark ist ein gutes Beispiel dafür. Die Grünflächenordnung ist sogar auf Thai zu lesen. Warum sich ausgerechnet der Park im bürgerlichen Wilmersdorf seit den 90er Jahren zu einem deutschlandweit wohl einmaligen Sammelpunkt entwickelt hat, kann niemand genau sagen. "Das hat sich so ergeben", sagen die Besucher. "Man trifft sich hier", erzählt die 51 Jahre alte Masseurin Äd, die während der Woche in einem Fitnessstudio arbeitet.
Wie in Südostasien sitzt man im Preußenpark auf kleinen Plastikhockern, aus Kühltaschen wird Wasser, Bier und Reisschnaps gereicht. In einer Runde gibt es die thailändische Snack-Alternative zu Chips: in Blätter gewickelte Chilis, Nüsse, Shrimps und Ingwerstücke. Viele Thailänderinnen arbeiten in Restaurants oder im Krankenhaus, erzählt Masseurin Äd. Neben den buddhistischen Tempeln in Wittenau und Marzahn ist der Park für sie eine Anlaufstelle. Hier findet manche Frau ein offenes Ohr, wenn sie Kummer mit ihrem deutschen Mann hat. Manche kommen einfach nur zum Leute-Gucken.
"Es ist eine schöne Gemeinschaft geworden", sagt Stammgast Mario, der bis vor kurzem mit einer Thailänderin liiert war. "Ich habe viele Freunde hier." Manche Paare sind 25 Jahre verheiratet, so wie Nuan und Harald. Nuan wickelt gerade eine Mischung aus Weißkohl, Möhren, Huhn und Morcheln in Teig. Die frittierten Röllchen serviert sie mit Salat, Dill und Basilikum dekoriert für einen Euro - es muss billig sein, damit es kein offizieller Handel ist. "Wir haben viele, die nur wegen der Frühlingsrollen hierherkommen", schwärmt Harald, der die Arbeit seiner Frau vom Klappstuhl aus verfolgt.
Rummel mit Schattenseiten
Der Preußenpark hat seine Schattenseiten. Unangemeldeter Handel, Glücksspiele und die Suppenküchen, die ohne fließendes Wasser auf dem Boden aufgebaut sind, sind eigentlich verboten. Das ist aber alles verschwunden, sobald sich die Mitarbeiter des Ordnungsamtes im Park zeigen, die Uniform tragen müssen, wie Vize-Bezirksbürgermeister Klaus-Dieter Gröhler sagt. Anwohner klagen zudem über den Rummel. Der Bezirk muss nach einem Sommerwochenende 50 bis 70 Müllsäcke entsorgen.
"Man muss aufpassen, dass es nicht abrutscht", sagt Baustadtrat Gröhler, der schon von Prostitution im Park und einer Lebensmittelvergiftung wegen ungekühlter Muscheln gehört hat. Er habe nichts gegen Multikulti, betont der Politiker. Aber es gebe Vorschriften; der illegale Handel sei auch unfair gegenüber Imbissbuden, die sich an die Regeln halten. Und zu Hähnchenkeulen, die bei 25 Grad lagern, sagt er nur: "Ich würde nicht empfehlen, das zu essen." Ähnliche Warnungen haben Touristen bei Reisen nach Thailand und Vietnam im Gepäck.
Quelle: ntv.de, Caroline Bock, dpa