Panorama

"Sandy" trifft auf OstküsteNew Yorker behalten Humor

30.10.2012, 18:26 Uhr
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New York lässt sich nicht unterkriegen. (Foto: AP)

Kaum scheint das Schlimmste erst einmal überstanden, kommen allerlei Skurrilitäten über die Hurrikane-Nacht von New York ans Tageslicht: von falschen Fotos über eine hypnotisierende Gebärdendolmetscherin, einsamen Talkshow-Moderatoren und peinlichen Rabattaktionen bis hin zu dem größten "Sandy-Idioten".

Als der Wirbelsturm "Sandy" Amerikas Ostküste mit heftigem Wind und peitschendem Regen traf, stellten Augenzeugen tausende Fotos ins Internet. Bei Weitem nicht alle davon waren echt. Einige Fälschungen narrten viele Nutzer, die sie immer weiterverbreiteten. Andere waren von vornherein eindeutige Foto-Witze, wie etwa das Bild, auf dem die New Yorker Freiheitsstatue sich hinter ihrem Sockel versteckt oder die angeblichen Haie in überschwemmten Straßen. Ebenso falsch war auch der Taucher in einer angeblich komplett gefluteten New Yorker U-Bahn-Station.

Schwerer als Fälschung zu identifizieren war das Bild mit einem dunklen Wolken-Wirbel über der Freiheitsstatue. Allerdings war der bedrohliche Himmel nur aus einem anderen Wirbelsturm-Bild hineinkopiert, wie US-Medien entdeckten. Beliebt als angebliche "Sandy"-Motive waren auch Szenen-Fotos aus Katastrophen-Filmen wie "The Day After Tomorrow" von Roland Emmerich, mit Wasser zwischen den Wolkenkratzern von Manhattan oder Riesen-Wellen, die an der Freiheitsstatue zerschellen.

Nach dieser Flut von Fälschungen war das Misstrauen der Internet-Nutzer so groß, dass selbst eine Journalistin der "New York Times" ausdrücklich versichern musste, dass ein Regenbogen-Foto, das sie von ihrem Balkon aufgenommen hatte, ganz sicher echt sei.

Star der "Sandy"-Horrornacht

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Liebling der Fernsehzuschauer: Lydia Calas (ganz links) (Foto: REUTERS)

Während jedoch Millionen Menschen in der Nacht zitterten und bangten, gab es eine Frau, die sie immer wieder zum Lächeln brachte: Lydia Calas, offizielle Gebärdendolmetscherin von Bürgermeister Michael Bloomberg. Während der zahlreichen live übertragenen Pressekonferenzen des Bürgermeisters stand Calas neben ihm und übersetzte seine Aussagen für Gehörlose. Das tat sie mit so ausdrucksstarker Mimik und Gestik, dass zahlreiche Medien sie schon als "Star der 'Sandy'-Nacht" feierten.

Tausende kommentierten ihre Auftritte bei Twitter. "Sie ist hypnotisierend", schrieb ein Beobachter. "Ihr Gesicht sagt aus, was unsere Stadt fühlt", hieß es in einem extra eingerichteten Blog. Weniger Beifall erhielt der König der Late-Talker, David Letterman, der allen Warnungen trotzte und am Montag zur Aufzeichnung seiner Sendung im New Yorker Studio des Senders CBS erschien.

Um überhaupt einen Adressaten für seine Witze zu finden, musste Letterman mit den Studiomusikern um Bandleader Paul Shaffer vorliebnehmen, wie die Nachrichtenseite "The Hollywood Reporter" berichtete. Wer bislang geargwöhnt hatte, dass die Lacher in Wahrheit vom Band kommen, wurde angesichts der Stille eines Besseren belehrt. Auch der Moderator Jimmy Kimmel, international bekannt als Gastgeber der "Emmy"-Preise, musste sich in Monologen üben. Das Schandmaul der Linken, der Moderator Jon Stewart, blieb dagegen stumm. Der Sender Comedy Central sendete stattdessen eine alte Aufzeichnung der populären "Daily Show".

Peinlicher Ausrutscher für Groupon

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"Muss das sein?", fragten sich nicht nur die New Yorker Medien. (Foto: REUTERS)

Richtig ins Fettnäpfchen setzte sich Groupon: Das Rabattportal bot als "Deal des Tages" speziell für die Stadt New York ein "Dinner im Dunkeln" an – während Hunderttausende New Yorker ohne Strom waren. "Beleben Sie Ihre Sinne, indem Sie einen ausschalten", hieß es in der Werbung für das Angebot. Derartige Spezialrestaurants sind seit einigen Jahren in vielen Städten eine beliebte Abwechslung. Für die New Yorker, die nach dem Wirbelsturm "Sandy" vermutlich tagelang ohne elektrisches Licht sein werden, dürfte es jedoch aktuell attraktivere Angebote geben.

Doch den Titel "Größter Idiot der Sturmnacht" erhielt jemand anderes: So bezeichneten New Yorker Medien einen Mann, der am Montagabend mitten im Wirbelsturm "Sandy" mit seinem Jet-Ski im New Yorker Hafen herumgefahren ist. "Der Typ muss völlig irre sein", sagte eine Reporterin des Senders NBC. Etwa eine Stunde, bevor "Sandy" auf Land traf, kreiste der Mann vergnügt durch die hohen Wellen.

"Der Typ ist verrückt. Einfach nur verrückt", sagte eine Sprecherin der Stadt. Zuvor wurde der Mann mit deutlichen Worten gemahnt, sich aus den gefährlichen Zonen zurückzuziehen: "Wenn Sie bleiben, sterben Sie. Und Sie sterben als sehr eigensüchtiger Mensch, weil Sie nicht an die Helfer denken, die kommen, wenn Sie verletzt sind oder Ihre Leiche bergen müssen."

Quelle: ntv.de, sla/dpa

Wirbelsturm Sandy 2012