Corona-Härtetest Nicht alle Deutschen waren brav
05.04.2020, 19:33 Uhr
Polizisten kontrollierten auch auf der Karlshöhe in Stuttgart.
(Foto: dpa)
Die Sonne scheint, und da möchten viele Menschen in Deutschland nicht in den eigenen vier Wänden ausharren. Die Polizei hat dadurch viel zu kontrollieren und stößt auf manche kleine Verstöße - am meisten scheint in Wiesbaden los gewesen zu sein.
Deutschland hat den ersten Zuhause-Bleiben-Härtetest in der Corona-Krise bestanden. Am ersten richtigen Frühlingswochenende mit Sonne und Wärme satt hielten sich die allermeisten Menschen zwischen Ostsee und Alpen an die Auflagen, die die Ausbreitung des Coronavirus bremsen sollen. Die Polizei zog trotz einzelner Verstöße gegen die Ausgangsbeschränkungen insgesamt ein zufriedenes Fazit. Dennoch meldeten Beamte bundesweit Verstöße gegen die Kontaktsperren und verstärkte die Kontrollen durch Streifen.
In Berlin waren zur Überwachung der Verbote, die zur Eindämmung der Pandemie erlassen wurden, rund 500 Polizisten stadtweit im Einsatz. 55 Objekte und 1981 Personen im Freien wurden nach Polizeiangaben überprüft. Die Polizisten schrieben 23 Strafanzeigen und meldeten 87 Ordnungswidrigkeiten.
In der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden hatten sich am frühen Samstagabend etwa 25 meist betrunkene Menschen auf einem öffentlichen Platz versammelt. Als die Polizei die Gruppe zerstreuen wollte, zeigte sich ein Großteil der Zusammengekommen wenig begeistert: Beamte wurden mit Zigaretten beworfen, bespuckt und bedroht. Ein 30-Jähriger schlug einem Polizisten ins Gesicht.
In Mecklenburg-Vorpommern wurden einige Grillpartys aufgelöst und Menschen aus anderen Bundesländern nach Hause geschickt. In Bayern zog es zwar Spaziergänger und Freizeitsportler an die frische Luft, jedoch hielten sich die meisten Menschen an die Vorgaben. Die Polizei in München registrierte von Samstag- und Sonntagmorgen bei gut 9000 Kontrollen rund 370 Verstöße.
In der niedersächsischen Gemeinde Fintel löste die Polizei eine Corona-Party junger Leute auf. Zeugen hatten den Beamten einen Hinweis auf die verbotene Feier in einem zu einer Partyscheune umgebauten Holzschuppen gegeben. Dort trafen die Beamten auf sieben Feiernde im Alter zwischen 17 und 21 Jahren. Sie saßen bei Musik und alkoholischen Getränken in dem geheizten Schuppen zusammen und feierten.
Die Oldenburger Polizei stieß bei Kontrollen unter anderem auf den Geschäftsführer eines Autohandels, der sein Geschäft geöffnet und eine Probefahrt für einen potenziellen Käufer arrangiert hatte. In Ihlow (Ostfriesland) machte die Polizei einen Privatflohmarkt von Kindern dicht. Zudem stoppten sie Pflasterarbeiten auf einem Privatgrundstück in Südbrookmerland. Dort waren mehrere Menschen tätig, die nicht miteinander verwandt waren.
Im Kreis Diepholz hatte die Polizei Probleme mit vielen noch geöffneten Pkw-Waschanlagen und SB-Waschboxen. Hier musste die Polizei im Landkreis insgesamt elf Anlagen schließen. Mehrere Eisdielen wurden ebenfalls geschlossen.
Auch in Baden-Württemberg ging die Polizei mehrfach gegen größere Menschenansammlungen vor. In Eberhardzell beendete die Polizei eine Zusammenkunft von insgesamt 18 Menschen in einem Haus, in dem zwei Familien aus anderen Landkreisen zu Gast waren.
In Wäschenbeuren löste die Polizei in der Nacht zu Sonntag eine Grillparty auf einem Waldspielplatz auf. An diesem standen zwar nur zwei Verdächtige, jedoch waren deutlich mehr Getränke und Grillgut zu sehen. Bei der Suche nach weiteren Feiernden entdeckte die Polizei einen 22-Jährigen im Gebüsch.
Außenminister Heiko Maas appellierte an die Bürger, auch über das bevorstehende Osterfest diszipliniert zu bleiben. "Wir müssen weiter alles tun, um eine zu schnelle Ausbreitung in Deutschland zu vermeiden. Das gilt leider auch für die Ostertage - so bitter das für viele Familien und Freundeskreise ist", sagte der SPD-Politiker.
Die Grünen-Innenexpertin Irene Mihalic warnte die Polizei angesichts der bundesweiten Kontrollen vor Übertreibungen. "Die Umsetzung der Maßnahmen treibt mancherorts merkwürdige Blüten, beispielsweise wenn Parkbesucher nach Hause gefahren werden, damit die Ordnungskräfte dort mit Türschildabgleich feststellen können, ob die Eingesammelten tatsächlich im selben Haushalt leben oder gegen das Kontaktverbot verstoßen haben", schrieb sie in einem Positionspapier, aus dem das Redaktionsnetzwerk Deutschland zitiert.
Quelle: ntv.de, vpe/AFP/dpa