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Nicht nur am Muttertag Ohne gute Väter wird es für Mütter schwer

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Immer am zweiten Sonntag im Mai ist Muttertag.

(Foto: picture alliance / Jens Kalaene/)

Das traditionelle Mutterbild ist längst überholt. Und das nicht nur, weil immer mehr Frauen Karriere und Familie unter einen Hut bringen wollen und müssen. Deshalb verfehlen Blumen und Schokolade am Muttertag ihr Ziel.

Wenn das Kind schreit, ist die Mutter schuld. Wenn das Kind nicht lernen will, ist die Mutter schuld. Wenn aus dem Kind nichts wird, ist die Mutter schuld. Unsere Gesellschaft ist noch immer stark von einem traditionellen Mutterbild geprägt. Eine Mutter soll möglichst Tag und Nacht für ihr Kind da sein und ihre eigenen Interessen hinten anstellen. Bedingungslose Liebe und ständige Verfügbarkeit bilden ihre Marke. Doch diese Ideale sind überholt. Es ist längst überfällig, Mutterschaft neu zu diskutieren. Das merkt man vor allem am Muttertag.

Das traditionelle Familienkonzept "Mutter-Vater-Kind" hat ausgedient. Inzwischen kümmern sich Frauen nicht mehr nur um die Familie und den Nachwuchs. Vielmehr stellt sich die Mehrzahl der Mütter der Herausforderung, morgens pünktlich bei der Arbeit zu sein, nachmittags mit dem Nachwuchs Zeit auf dem Spielplatz zu verbringen und abends das Abendbrot auf den Tisch zu stellen. Zusätzlich dazu haben sich alternative Lebensentwürfe entwickelt: Homosexuelle Paare sind Eltern oder Frauen ziehen ihre Kinder alleine groß. Wertschätzung für diese Arbeit ist immer noch selten.

"Mütter erwarten Anerkennung", sagt die Politologin Judith C. Enders, die vor allem zu Feminismus und Mütterlichkeit forscht, im Gespräch mit n-tv.de. Dabei gehe es nicht nur um moralische, sondern auch um monetäre Bestätigung. Das Elterngeld sei ein erster Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem würden es viele Frauen begrüßen, wenn ihre Arbeit nicht grundsätzlich als Selbstverständlichkeit oder Pflicht angesehen werden würde. Von ihren Partnern wünschten sich moderne Mütter, dass sie ihre Vaterrolle gerne annehmen.

Mit eigenen Mutterbildern auseinandersetzen

Denn das Aufziehen von Kindern ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die nicht nur belastend ist, sondern auch Freude bringen kann. Der Staat solle primär nicht damit beschäftigt sein, für Betreuung zu sorgen. "Vielmehr muss er Freiräume schaffen, damit Kinder sich bei ihren Eltern wohl fühlen und Mütter und Väter ihren elterlichen Aufgaben ohne Stress nachkommen können", sagt Enders. Auch deswegen sei die Idee der Arbeitszeitverkürzung nicht die schlechteste, besonders für Eltern.

Selbst Mütter und Väter, die sich zunächst eine gleichberechtigte Partnerschaft versprechen, fallen zum Großteil nach der Geburt wieder in eine traditionelle Rollenverteilung zurück. Das liege hauptsächlich daran, dass viele Paare besonders in den ersten Jahren mit Kind damit beschäftigt seien, neue und herausfordernde Situationen zu meistern, so Enders. Besonders in Stresssituationen sei Selbstreflektion schwierig. Anstatt sich als Person neu zu definieren, läge es einfach näher, erlernten Mustern zu folgen. Häufig fehlten zudem schlicht die Vorbilder.

"Hinzu kommt, dass Frauen ihr Selbstverständnis und ihr Selbstbewusstsein oftmals noch darüber beziehen, dass sie von ihrer Familie und ihrem Kind gebraucht werden", sagt Soziologin Karin Flaake, die bis 2008 an der Universität Oldenburg lehrte. Frauen würden durchaus sehen, dass sich ihr Partner gut um das gemeinsame Kind kümmert, doch nicht selten mache sich bei ihnen ein Gefühl der Unzufriedenheit breit. Damit sich das ändere, müssten Frauen sich auch mit ihren eigenen Mutterbildern auseinandersetzen.

Für Männer bleibt Beruf zentral

Im Vergleich zur Zeit vor 25 Jahren sind immer mehr Väter mit ihrem Nachwuchs auch alleine auf Spielplätzen unterwegs. Viele Männer aus der jungen Vätergeneration nehmen inzwischen Elternzeit. Ein Umdenken findet langsam statt. "Jüngere Männer stehen einer emanzipatorischen Vaterrolle inzwischen aufgeschlossener gegenüber und sind auch bereit, diese aktiv einzufordern", sagt Enders.

Frauen wünschen sich, dass sich die Väter ihrer Kinder aktiv an der Betreuung beteiligen. Viele Männer kommen dem mittlerweile auch nach – allerdings nur neben der Arbeit. Im Gegensatz zu Frauen bleibt der Beruf für Männer oft zentral. Die Kinderbetreuung kommt zusätzlich hinzu. "Gesellschaftliche Rahmenbedingungen müssen es den Vätern leichter machen, ihre Arbeitszeit zu reduzieren, um sich in der Familie zu engagieren", sagt Flaake. Ein Drittel aller Väter nutze bereits die Möglichkeit, mindestens zwei Monate Erziehungszeit zu nehmen. "Auffällig ist, dass diese Väter sich später mehr bei der Kindererziehung engagieren und eher dazu bereit sind, Teilzeit zu arbeiten", sagt Flaake.

Während sich die Männer immer mehr einbringen, dürfen Frauen aber eines nicht vergessen: Mütter, die sich heute von ihren Partnern wünschen, dass diese bessere Väter sind, müssen ihre Söhne so erziehen, dass sie später einmal bessere Väter werden. Wenn diese dann eines Tages selber Nachwuchs bekommen, wertschätzen sie die Unterstützung ihrer Partnerinnen bei der Kindererziehung automatisch – und das nicht nur am Muttertag.

Quelle: ntv.de

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