Debatte um griechisches Bahnnetz Opferzahl nach Zugunglück steigt weiter
02.03.2023, 12:06 Uhr Artikel anhören
Rettungskräfte suchen noch immer nach zahlreichen Vermissten.
(Foto: IMAGO/ANE Edition)
Nach dem schweren Zugunglück in Griechenland dauert die Suche nach Vermissten an. Mindestens 46 Tote zählen die Rettungskräfte. Während der Regierungschef einen "tragischen menschlichen Fehler" als Ursache nennt, beklagen Eisenbahner den Zustand des Bahnnetzes und treten in landesweiten Streik.
Nach der verheerenden Kollision zweier Züge in Griechenland ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 46 gestiegen. Eine Sprecherin der Feuerwehr sagte am Donnerstagmorgen, die Rettungskräfte hätten die ganze Nacht weiter gesucht, aber keine Überlebenden mehr gefunden. "Die Zeit ist nicht auf unserer Seite", sagte die Sprecherin. Die Behörden gehen immer noch von mehreren Vermissten aus, nannten aber keine offizielle Zahl.
Auf der Strecke zwischen der Hauptstadt Athen und der Hafenstadt Thessaloniki waren am Dienstagabend kurz vor Mitternacht nahe der Stadt Larisa ein Personenzug mit mehr als 350 Menschen an Bord und ein auf demselben Gleis entgegenkommender Güterzug frontal zusammengestoßen. Zwei Waggons wurden durch die Wucht des Zusammenpralls zerquetscht und ein dritter Waggon fing Feuer, zahlreiche Menschen wurden in den entgleisten und ineinander verkeilten Wracks eingeschlossen.
Wenige Stunden nach dem Unglück wurde der Bahnhofsvorsteher, der zum Zeitpunkt des Unglücks in Larisa im Dienst gewesen war, festgenommen. Ihm droht eine Anklage wegen fahrlässiger Tötung, bei einer Verurteilung muss er mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen. Am Donnerstag soll er erstmals vor Gericht erscheinen und erklären, warum die beiden Züge auf demselben Gleis unterwegs sein konnten.
Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis sprach am Mittwoch von einem "tragischen menschlichen Fehler". Regierungssprecher Giannis Oikonomou sagte, die Züge seien vor dem Unglück "mehrere Kilometer" auf demselben Gleis unterwegs gewesen. Wegen des Unglücks trat auch Verkehrsminister Kostas Karamanlis zurück. "Wenn etwas so Tragisches passiert, können wir nicht weitermachen, als sei nichts passiert", erklärte er.
Bahnnetz in schlechtem Zustand
Zugleich entflammte eine heftige Diskussion über den Zustand des griechischen Bahnnetzes. Laut der Lokführergewerkschaft OSE ist die Strecke zwischen Athen und Thessaloniki in einem sehr schlechten Zustand. Alle Signale würden manuell gesteuert, sagte Gewerkschaftschef Kostas Genidounias. In einem offenen Brief hatten Bahnmitarbeiter im Februar darauf hingewiesen, dass die Sicherheitssysteme für die Gleise unvollständig und schlecht gewartet seien.
Als Reaktion auf das verheerende Unglück und aus Protest gegen das marode Bahnnetz traten Eisenbahner landesweit in einen 24-stündigen Streik. Unter den bestreikten Linien seien auch zwei der drei U-Bahnen von Athen, wie Medien berichteten.
Quelle: ntv.de, lno/AFP