Zu Unrecht ein Heiliger? Polen reagiert auf Vorwürfe gegen Papst Johannes Paul II.
08.03.2023, 03:40 Uhr Artikel anhören
Wie viel wusste Papst Johannes Paul II. wirklich?
(Foto: picture alliance / akg-images / Hugues Vassal)
Für die katholische Kirche ist er offiziell ein Heiliger. Doch gegen den früheren Papst Johannes Paul II. wird rückwirkend immer mehr Kritik laut. Er soll unter anderem von pädophilen Neigungen eines Geistlichen gewusst und diesen trotzdem gefördert haben.
Die katholische Kirche in Polen hat auf neue Vorwürfe gegen den heiliggesprochenen Papst Johannes Paul II. reagiert, er habe in seiner Zeit als Erzbischof von Krakau von Missbrauchsfällen gewusst. Die Bestimmung seiner Rolle und eine gerechte Bewertung seiner Entscheidungen und Handlungen erfordere weitere Archivrecherchen, teilte der Koordinator der Bischofskonferenz für den Schutz von Kindern und Jugendlichen, der Jesuit Adam Zak, mit.
"Heute haben wir zweifellos ein viel größeres gesellschaftliches Bewusstsein für die Auswirkungen sexuellen Missbrauchs", hieß es in der Stellungnahme weiter. Die Kirche habe Verfahren und Wege entwickelt, um zu reagieren und zu helfen. Der Pole Karol Wojtyla stand als Papst Johannes Paul II. mehr als 26 Jahre lang - von 1978 bis zu seinem Tod 2005 - an der Spitze der katholischen Kirche.
Auslöser der neuen Debatte ist ein Fernsehbeitrag des Journalisten Marcin Gutowski, der am Montagabend in der Serie "Schwarz auf Weiß" im Sender TVN24 lief. Darin wird Wojtyla vorgeworfen, bereits lange vor seiner Wahl zum Papst von Missbrauchsvorwürfen gegen Priester mit pädophilen Neigungen gewusst zu haben. Gutowski sprach unter anderem mit Opfern der Priester und weiteren Zeitzeugen.
Förderte Papst Johannes Paul II. einen Pädophilen?
Schon die Seligsprechung des ehemaligen Papstes wurde stark kritisiert: Norbert Denef, der selbst von sexueller Gewalt betroffen war, sagte: "Nicht nur für mich persönlich, sondern weltweit für viele Opfer, die als Mädchen und Jungen in der Amtszeit Papst Johannes Pauls II. missbraucht wurden, ist diese Seligsprechung Salz in ihren tiefen, noch immer frischen Wunden". Auch soll Papst Johannes Paul II. dem Theologen Theodore Edgar McCarrick den Aufstieg bis zum Kardinal ermöglicht haben, obwohl bereits Vorwürfe des sexuellen Missbrauches gegen ihn bekannt waren.
Polen ist stark katholisch geprägt. Der Kirche gehören Schätzungen zufolge knapp 33 Millionen Menschen an - das sind mehr als 85 Prozent der Bevölkerung.
Quelle: ntv.de, can/dpa