Parlament steht in Flammen Politische Unruhen in Pazifikstaat eskalieren
26.11.2021, 10:07 Uhr
Viele der Demonstranten sind mit Äxten und Messern bewaffnet.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Um gegen die Regierung zu protestieren, kommen Tausende Menschen in die Hauptstadt der Salomon-Inseln im Pazifik. Mittlerweile ist die Situation außer Kontrolle: Bewaffnete Demonstranten zünden Gebäude an und plündern Geschäfte. Die Regierung greift hart durch.
Politische Unruhen haben auch am heutigen Freitag den Pazifikstaat Salomonen erschüttert. Plünderer zogen durch mehrere Viertel der Hauptstadt Honiara, setzten Gebäude in Brand und räumten Geschäfte leer, wie ein AFP-Reporter berichtete. Auch das Parlamentsgebäude war betroffen. Tausende Menschen, teils mit Äxten und Messern bewaffnet, marschierten durch Geschäftsviertel sowie durch die Viertel Chinatown und Point Cruz.
In Chinatown setzte die Menge ein Lagerhaus in Brand, was eine Explosion auslöste und zahlreiche Menschen in die Flucht trieb. Es gab auch Berichte über ein in Flammen stehendes Tabaklager. Rauchschwaden hüllten die Hauptstadt in beißenden Dunst. Die gewalttätigen Proteste waren am Mittwoch aufgeflammt. Die Demonstranten fordern den Rücktritt von Regierungschef Manasseh Sogavare. Am Freitag feuerte die Polizei Tränengas und Warnschüsse ab, um zu verhindern, dass Plünderer die Privatresidenz von Sogavare stürmten.
Die Regierung der Salomonen verhängte einen 36-stündigen Lockdown in der Hauptstadt Honiara, um die Proteste zu unterbinden. "Unsere Nation wurde Zeuge eines weiteren traurigen und unglücklichen Ereignisses mit dem Ziel, eine demokratisch gewählte Regierung zu stürzen", sagte Sogavare. Der Lockdown werde "es unseren Strafverfolgungsbehörden ermöglichen, die Urheber der heutigen Ereignisse in vollem Umfang zu untersuchen und weitere gesetzlose Zerstörungen zu verhindern."
China-freundliche Politik als Ursache?
Auf Bitten Sogavares entsandten Australien und Papua-Neuguinea Sicherheitskräfte, welche die Lage in dem Inselstaat beruhigen sollen. Sie würden helfen, in dem Land für Sicherheit zu sorgen, wurde der australische Premierminister Scott Morrison von der Nachrichtenagentur AAP zitiert. Der Regierungschef hatte ausländische Mächte für die Unruhen verantwortlich gemacht. Diese Mächte seien dagegen, dass er einen China-freundlichen Kurs verfolge und Taiwan seit 2019 nicht mehr als unabhängigen Staat anerkenne.
Als eine andere Ursache der Proteste wird die seit Langem andauernde Rivalität zwischen der bevölkerungsreichsten Insel Malaita und der Zentralregierung auf der Insel Guadalcanal genannt. Der Chef der Provinzregierung von Malaita, Daniel Suidani, warf Sogavare vor, "die Interessen von Ausländern über die der Salomon-Insulaner gestellt" zu haben.
Die rund 700.000 Einwohner zählende Inselgruppe, die 2000 Kilometer nordöstlich von Australien im Pazifik liegt, war Anfang der 2000er Jahre in Gewalt zwischen verschiedenen Volksgruppen versunken. Bereits zwischen 2003 und 2017 war auf den Salomonen eine von Australien geführte Friedenstruppe stationiert.
Quelle: ntv.de, spl/dpa/AFP/rts