Kliniken fordern Rettungsschirm RKI meldet mehr als 17.200 Neuinfektionen
04.11.2020, 10:19 Uhr
Laut RKI haben sich bundesweit mehr als 577.000 Menschen mit dem Coronavirus infiziert.
(Foto: picture alliance/dpa)
Der Anstieg der Corona-Neuinfektionen scheint sich etwas zu verlangsamen. Am Morgen meldet das Robert-Koch-Institut mehr als 17.200 neue Fälle binnen 24 Stunden. Unterdessen fordert die Deutsche Krankenhausgesellschaft weitere finanzielle Hilfen vom Bund.
Das Robert-Koch-Institut in Deutschland hat am Morgen 17.214 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages gemeldet (Vortag: 15.352). Am Mittwoch vor einer Woche hatte die Zahl der gemeldeten Neuinfektionen bei 14.964 gelegen - das waren beinahe doppelt so viele wie am Mittwoch der Woche davor.
Insgesamt haben sich dem RKI zufolge seit Beginn der Pandemie bundesweit 577.593 Menschen mit Sars-CoV-2 infiziert (Stand: 04.11., 00.00 Uhr). Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit dem Virus stieg um 151 auf insgesamt 10.812. Das RKI schätzt, dass rund 371.500 Menschen inzwischen genesen sind.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag in Deutschland laut RKI-Lagebericht vom Dienstag bei 0,94 (Vortag: 1,07). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel knapp einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.
Zudem gibt das RKI in seinem Lagebericht ein sogenanntes Sieben-Tage-R an. Der Wert bezieht sich auf einen längeren Zeitraum und unterliegt daher weniger tagesaktuellen Schwankungen. Nach RKI-Schätzungen lag dieser Wert am Dienstag bei 0,98 (Vortag: 1,04). Er zeigt das Infektionsgeschehen von vor 8 bis 16 Tagen.
Ob das leichte Sinken der R-Werte in den vergangenen Tagen ein stabiler Trend oder eine Schwankung sei, könne man noch nicht sagen, hatte RKI-Vizepräsident Lars Schaade am Dienstag gesagt. Den Wert auf 1 zu senken - das heißt, dass ein Infizierter eine andere Person ansteckt - reiche nicht. Um in eine wieder kontrollierbare Lage zu kommen, müsse die Reproduktionszahl weiter gesenkt werden und eine längere Zeit deutlich unter 1 liegen, bei 0,7 oder noch niedriger. Auch dann werde es Wochen dauern, bis man wieder im Bereich von täglich 2000 Neuinfektionen sei.
Unterdessen hat die Deutsche Krankenhausgesellschaft vom Bund einen erneuten Rettungsschirm gefordert, um freie Betten für Corona-Patienten sicherstellen zu können. "Der Rettungsschirm sollte dringend wieder aufgespannt werden", sagte Präsident Gerald Gaß der "Passauer Neuen Presse". Mit finanziellen Hilfen, wie es sie bereits im Frühjahr gab, könnten die Kliniken Personal umschichten und wären in der Lage, alle Intensivbetten zu versorgen. "Wenn wir unsere Intensivkapazitäten voll auslasten müssen, weil die Not so groß ist, werden wir die Regelversorgung für Nicht-Corona-Patienten wieder deutlich zurückführen müssen, wie wir es im Frühjahr bereits gemacht haben", sagte Gaß.
Die Zahl der Intensivpatienten sei zuletzt sprunghaft angestiegen. "Wir werden den bisherigen Höchststand von 2800 noch in dieser Woche erreichen. Noch im November werden wir die Verdopplung dieser Zahl erleben", sagte Gaß. Die Notwendigkeit zusätzlicher Notkrankenhäuser sehe er aber nicht. "Die Infrastruktur wird ausreichen, aber wir müssen den Regelbetrieb einschränken, um das Personal für die Behandlung von Covid-Patienten einsetzen zu können."
Hinweis: Die Zahlen des RKI weichen in der Regel leicht von jenen Falldaten ab, die ntv.de täglich am Abend meldet. Das ntv.de-Datenteam greift direkt auf die Meldezahlen aus den Bundesländern zu, wie sie von den Ministerien und Behörden vor Ort veröffentlicht werden. Das RKI hingegen ist an die gesetzlich vorgeschriebenen Meldewege gebunden, was zu einem zeitlichen Verzug führen kann.
Zudem bilden die jeweiligen Tageswerte unterschiedliche Erfassungszeiträume ab: Die ntv-Auswertung sammelt die jeweils bis zum Abend veröffentlichten Länderangaben und errechnet daraus einen täglichen Stand der gemeldeten Fallzahlen, der in der Regel ab 20.00 Uhr veröffentlicht wird. Das Erfassungssystem des RKI dagegen berücksichtigt eingehende Meldungen bis Mitternacht, wobei der aktuelle Datenstand dann am nachfolgenden Morgen bekannt gegeben wird.
Quelle: ntv.de, jpe/dpa