Mädchen weiter verschwunden Rebeccas Eltern machen Polizei Vorwürfe
10.02.2021, 10:49 Uhr
Rebecca war damals 15 Jahre alt - die Polizei geht von einem Tötungsdelikt aus.
(Foto: picture alliance/dpa)
Vor fast zwei Jahren verschwindet in Berlin die Jugendliche Rebecca, noch immer ist sie nicht wieder aufgetaucht. Ihre Eltern erheben nun Vorwürfe gegen die Polizei und nehmen ihren Schwiergersohn in Schutz - gegen den vor Kurzem neue belastende Zeugenaussagen auftauchten.
Rund zwei Jahre nach dem Verschwinden der damals 15-jährigen Rebecca in Berlin haben die Eltern des Mädchens die Ermittlungen der Polizei kritisiert. "Die Polizei legte sich von Tag eins auf unseren Schwiegersohn als Täter fest, ohne Beweise", sagte der Vater des Mädchens dem Magazin "Bunte" laut Vorabmeldung. Die Jugendliche hatte die Nacht vor ihrem Verschwinden bei ihrer Schwester und deren Mann verbracht.
Die Polizei sei nicht bereit, Zeugen zu hören, die Rebecca auch nach ihrem Verschwinden am 18. Februar 2019 noch gesehen hätten, sagte der Vater. "Auch nicht Personen, die unseren Schwiegersohn entlasten". Stattdessen tauchten in den Medien immer wieder Informationen auf, "die nur aus Polizeikreisen stammen können". Die Mutter des Mädchens appellierte an den Täter, sich zu melden und zu sagen, wo sich Rebecca befinde. Sie spüre, dass ihre Tochter noch am Leben sei. "Mein Glaube hilft mir, die Hoffnung nicht zu verlieren und weiterhin stark zu bleiben", sagte die Mutter.
Die Ermittler gehen in dem Fall allerdings von einem Tötungsdelikt aus. Wochenlange Suchaktionen in Waldgebieten und Seen in Brandenburg blieben ohne Erfolg. Zeitweise saß der Ehemann der Schwester in Untersuchungshaft, der Haftbefehl gegen ihn wurde aber aufgehoben. Die Beweise reichten nicht aus, um einen dringenden Tatverdacht zu begründen. Die Kriminalpolizei hält ihn aber weiter für den Mörder. Beweisen kann sie ihm das aber nicht. Der Verdächtige und seine Anwältin äußern sich weiterhin nicht. "Unterm Strich gibt es nichts Neues", sagt ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Zeuginnen äußerten sich erstmals öffentlich
Hinzu kommen aber Details, die nach intensiven Recherchen zweier Journalistinnen in den vergangenen Wochen bekannt wurden. Sie lassen den Mordverdacht der Kriminalpolizei gegenüber dem Schwager Rebeccas noch plausibler erscheinen als bisher. Sie stießen bei der Arbeit für ihren Podcast "Im Dunkeln - Der Fall Rebecca Reusch" auf eine Zeugin, die der Polizei einen Hinweis zu einem bestimmten Waldgebiet gegeben hatte.
Bekannt war schon, dass ein anderer Zeuge ein Auto, das aussah wie der weinrote Renault Twingo des Schwagers, nahe einem Wald beim Ort Kummersdorf südlich der Autobahn gesehen hatte. Die Frau schilderte den Journalistinnen, wie sie und zwei Freundinnen einen auffälligen jungen Mann im Wald sahen. Zu dritt seien sie mit Pferden in dem Waldstück unterwegs gewesen, sagte die Frau laut dem Podcast-Bericht. Zwischen den Bäumen hätten sie den Mann mit Baseballkappe gesehen. Er sei direkt aus dem Wald gekommen und habe sich ständig in alle Richtungen umgesehen. Als er die Reiterinnen bemerkt habe, sei er schneller gegangen, habe seine Richtung geändert und nur noch nach unten gesehen. Durch Smartphone-Fotos hätten sie später den Zeitpunkt bestimmen können: 18. Februar 2019, kurz vor Mittag.
Ex-Freundinnen belasten Schwiegersohn
Die Polizei habe sie dann mehrfach zu dem Vorfall befragt. Ein wenig günstiges Licht auf den verdächtigen Schwager warfen Berichte von zwei Ex-Freundinnen, die laut dem Podcast mit den Journalistinnen sprachen und schrieben. Rebeccas Familie und Bekannte hatten ihn immer als liebevollen Familienvater geschildert. Die beiden Frauen, die längst keinen Kontakt mehr zu ihm haben, sagten unabhängig voneinander, er habe sie damals immer wieder geschlagen, brutal verprügelt und auch mal eingesperrt, wenn es Streit gab. Beweise dafür gibt es nicht, angezeigt haben sie ihn nicht. Die Vorwürfe sind der Polizei bekannt, wie Ermittler bestätigen.
Die Podcast-Journalistinnen finden auch Rebeccas Internet-Bekannten Max, von dem die Familie nach dem Verschwinden berichtete. Er wohnt weit weg von Berlin und hatte nach eigenen Angaben schon länger vor dem Verschwinden keinen Kontakt mehr. Am 18. Februar 2019 sei er zur Schule gegangen, diese Angaben habe auch damals schon die Polizei überprüft, sagt er.
Neue Informationen zum Fall Rebecca brachte der Podcast "Im Dunkeln" allerdings nur für die Hörer. Die Polizei kannte die Zeugen und hatte damals mit ihnen gesprochen. Ihre Konzentration auf den verdächtigen Schwager wird so jedoch noch verständlicher, auch wenn eben nur Indizien und keine Beweise vorliegen.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP