Lockdown kostet Conte Sympathien Rechte marschieren bei Krawallen in Rom mit
31.10.2020, 20:19 Uhr
In Rom demonstrieren vor allem Junge: Sie fürchten den Lockdown mehr als das Virus.
(Foto: AP)
Die zweite Welle zermürbt zusehends die Nerven der Italiener. In Rom mischen sich auch Rechte unter die oft jugendlichen Protestler. Premier Conte stürzt in der Gunst seiner Landsleute ab. Viele fürchten einen harten Lockdown mehr als eine Ansteckung. Doch erneut steigen die Infektionszahlen.
In der italienischen Hauptstadt Rom ist es bei Protesten gegen die Corona-Politik der Regierung zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Nach Medienberichten versammelten sich auf dem zentralen Campo de' Fiori mehrere hundert Menschen. Sie wandten sich gegen einen möglichen neuen Lockdown. Auf Videos und im Fernsehen war zu sehen, dass Flaschen und Feuerwerkskörper auf Polizisten flogen. Beamte gingen mit Schlagstöcken gegen die Menge aus oft jungen Menschen vor. Manche trugen Italien-Fahnen oder einen grün-weiß-roten Mundschutz. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ansa setzten einige ihre Demonstration in einem anderen Stadtteil fort. Unter den Organisatoren seien rechtsradikale Kräfte gewesen. Am Abend gab es eine weitere Demo, in der linke Gruppen gegen soziale Probleme als Folge der Krise protestierten.
In anderen Städten gingen - wie an den Vortagen - ebenfalls Menschen auf die Straßen. So gab es Proteste von Sport- und Kulturverbänden. In Mailand stellten Kritiker der Regierung leere Teller vor der Börse auf den Boden. Sie forderten auf Plakaten Geld, um durch die Krise zu kommen. Die Regierung hat Kinos, Theater und Sportstudios aus Gründen des Infektionsschutzes geschlossen. Zugleich versprach sie, viele Betroffene mit Finanzspritzen zu unterstützen. In Florenz in der Toskana war es am Freitagabend zu Zusammenstößen von Protestierenden mit der Polizei gekommen. Nach Angaben von Ansa gab es dort einige Festnahmen und rund zwei Dutzend Anzeigen. Rom hat davor gewarnt, dass Extremisten von Links und Rechts den Unmut vieler Menschen wegen der Einschränkungen ausnutzen könnten.
Neuer Höchststand bei Neuinfektionen
Derweil stiegen in Italien die Neuinfektionen auf einen neuen Höchstwert von 31.758 Fällen. Das Gesundheitsministerium teilte weiter mit, 297 Menschen seien nach einer Ansteckung gestorben.Seit Oktober steigen die Corona-Zahlen in Italien rasant.
Parallel zur zweiten Corona-Welle verlor Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte an Popularität. Wie eine repräsentative Umfrage des Forschungsinstituts Ipsos ergab, sackte die Zustimmung für den Chef der Mitte-Links-Regierung in Rom Ende Oktober um sieben Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat auf einen Wert von 58 Prozent ab. Die Regierung des parteilosen Juristen hat mehrfach die Beschränkungen für die Bürger verschärft. Auch die Popularität der gesamten Regierung, die von der Fünf-Sterne-Bewegung und den Sozialdemokraten (PD) angeführt wird, sank von 62 auf 55 Punkte.
Bei Prognosen für mögliche Wahlabsichten bleibt die rechte Lega von Oppositionsführer Matteo Salvini in Italien nach Angaben von Ipsos stärkste Einzelkraft mit knapp 25 Prozent. Ihr folgt die PD mit knapp 21 Prozent. Die nächsten Parlamentswahlen sind für 2023 geplant. Die Daten wurden in der Zeitung "Corriere della Sera" veröffentlicht.
Quelle: ntv.de, mau/dpa