"Nius" gegen Föderl-Schmid Reichelt-Portal bezahlte Plagiatsprüfung bei SZ-Vize-Chefin
06.02.2024, 15:55 Uhr Artikel anhören
Derzeit hat es die "SZ"-Vize-Chefredakteurin, Alexandra Föderl-Schmid, nicht leicht.
(Foto: picture alliance / Eventpress)
Plagiatsvorwürfe führen dazu, dass sich die Vize-Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung" aus dem Tagesgeschäft zurückzieht. Nun stellt sich heraus: Das rechte Medienportal "Nius" hat bei den entsprechenden Gutachten seine Finger im Spiel.
Das Medienportal "Nius" ist nach eigenen Angaben Auftraggeber für die Plagiatsprüfung der Doktorarbeit der Vize-Chefredakteurin der "Süddeutschen Zeitung", Alexandra Föderl-Schmid, gewesen. Die Redaktion von "Nius" teilte mit: "Wir bestätigen gerne, dass Herr Weber in unserem Auftrag ein Gutachten für die Dissertation von Alexandra Föderl-Schmid angefertigt hat. Nach erster redaktioneller Sichtung der Doktorarbeit im Dezember waren wir uns sicher, dass für eine seriöse Bewertung ein Fachmann hinzuzuziehen ist." Zuvor hatte der "Spiegel" berichtet.
Der Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber bestätigte ebenfalls, dass "Nius" Auftraggeber ist. Weber sagte zur laufenden Untersuchung, dass diese noch ein bis zwei Wochen dauere. Am Vortag hatte das Portal, dessen prominentester Journalist der ehemalige "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt ist, bereits über konkrete angebliche Fundstellen der Plagiatsprüfung berichtet. Dass "Nius" auch Auftraggeber ist, blieb zu dem Zeitpunkt noch unklar.
Am Montag hatte die "Süddeutsche Zeitung" auf ihrer Webseite bekannt gemacht, dass sich Föderl-Schmid wegen Vorwürfen zu ihrem Umgang mit Quellen in ihren Texten vorübergehend aus dem operativen Tagesgeschäft zurückzieht. Es sei eine externe Kommission zur Prüfung der Vorwürfe beauftragt worden. Diese waren im Dezember aufgekommen, der Branchendienst "Medieninsider" hatte darüber berichtet. Die Chefredaktion hatte eingeräumt, dass es seitens Föderl-Schmid einen fehlerhaften Umgang gegeben habe.
Auch Föderl-Schmid gibt Prüfung in Auftrag
Weiterhin machte die SZ auf ihrer Webseite am Montag bekannt: "Zudem hat Föderl-Schmid am selben Tag die Universität Salzburg gebeten, ihre Dissertation zu prüfen." Grund dafür sei, dass der Salzburger Kommunikationswissenschaftler Stefan Weber nach eigener Darstellung "Plagiatsfragmente" in der Dissertation festgestellt habe, die Föderl-Schmid dort 1996 eingereicht hatte. "Bis zum Abschluss dieser Prüfungen wird sich Föderl-Schmid aus dem operativen Tagesgeschäft der SZ zurückziehen." Nähere Angaben machte das Zeitungshaus zunächst nicht.
Weber hatte am Montag bestätigt, dass er aktuell Föderl-Schmids Dissertation "Vom Monopol zum Markt: Zehn Jahre duales Rundfunksystem in Deutschland" überprüfe und auf Fundstellen gestoßen sei. Den Auftrag habe er im Dezember, kurz vor Weihnachten, erhalten.
Quelle: ntv.de, tkr/dpa