Patientin in Frankreich stirbtRettungsdienst ignorierte Hilferuf

Der tragische Tod einer jungen Frau beschäftigt die Franzosen. Die 22-Jährige hatte mit erheblichen Beschwerden den Notruf angerufen. Doch dort traf sie auf taube Ohren.
Möglicherweise könnte Naomi Musenga noch leben. Doch als die junge Frau mit starken Beschwerden den Rettungsdienst anrief, wurde sie abgewimmelt. Der Fall, der sich bereits im Dezember 2017 im Elsass ereignete, löst in ganz Frankreich Entrüstung aus. "Ich bin zutiefst empört über die Todesumstände von Naomi Musenga im Dezember", twitterte Frankreichs Gesundheitsministerin Agnès Buzyn.
Die junge Frau aus Straßburg hatte mit starken Bauchschmerzen und Blutungen den Notruf gewählt, wie die Lokalzeitung "L'Alsace" berichtete. Die Frau am anderen Ende der Leitung reagierte mit Häme auf den Anruf und wimmelte Musenga ab, wie aus einem Mitschnitt des Telefonats hervorgeht, den mehrere Medien veröffentlichten. Stunden später war die 22-Jährige tot. Der Fall wurde erst Monate später bekannt, nachdem die Familie der Toten sich an Lokalmedien gewandt hatte.
"Ja, Sie werden sterben"
In dem Anrufmitschnitt ist zu hören, wie Musenga zu der Mitarbeiterin des Rettungsdienstes sagt: "Madame, helfen Sie mir." Diese entgegnete: "Wenn Sie mir nicht sagen, was los ist, lege ich auf." Darauf Musenga: "Ich habe starke Schmerzen, ich werde sterben." Die Rettungsdienstmitarbeiterin erwiderte: "Ja, Sie werden sterben, eines Tages, wie jeder andere auch." Außerdem ist zu hören, wie sie sich mit einem Kollegen über Musengas Anruf amüsiert.
Wiederholt empfiehlt sie Musenga, den kostenpflichtigen Ärztedienst "SOS Médecins" anzurufen. Dem Sender "France Bleu Alsace" zufolge wartete Musenga im Anschluss mehrere Stunden auf Hilfe, um schließlich doch vom Rettungsdienst ins Krankenhaus gebracht zu werden. Dort starb sie der Tageszeitung "Le Monde" zufolge an multiplem Organversagen, nachdem sie zuvor offenbar noch einen Herzinfarkt erlitten hatte. Laut dem Autopsiebericht, der der Zeitung vorliegt, ist noch unklar, ob ihr Tod bei früherer Hilfe hätte verhindert werden können. Die Familie der jungen Frau reichte Klage ein.
Gesundheitsministerin Buzyn kündigte inzwischen die Aufarbeitung der "schweren Missstände" an. "Ich werde dafür sorgen, dass die Familie alle Informationen bekommt", schrieb sie auf Twitter. Die Uniklinik Straßburg, in der die junge Frau starb, kündigte ebenfalls eine Aufklärung des Falls an. Der Fall befeuerte die Debatte über das französische Gesundheitswesen. Schon seit Wochen beklagen Ärzte und Krankenpfleger, dass es zu wenig Personal und Ressourcen gibt.