Panorama

Schon sechsstellige VerlusteSarah Wiener bangt um ihre Restaurants

19.05.2020, 08:36 Uhr
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"Bitte unterstützt die Individualität, die kleinen, inhabergeführten Betriebe. Sonst wird es die alle nicht mehr geben", sagt Sarah Wiener. (Foto: picture alliance/dpa)

Nach einer langen Durststrecke dürfen Gaststätten jetzt wieder öffnen. Doch viele Menschen trauen sich noch nicht rein. Gerade für kleine Unternehmen ist das ein Problem. Auch Starköchin Sarah Wiener hat große Angst um ihre Restaurants und startet einen Aufruf.

Die Fernsehköchin Sarah Wiener sorgt sich um ihr Unternehmen. "Wenn sich nicht schnell und radikal etwas ändert, weiß ich nicht, ob es mein Gastronomiezweig überleben wird", sagte Wiener. "Es ist eine Vollkatastrophe, das muss man leider so sagen. Die Menschen trauen sich noch nicht in Museen, und im Restaurant erleben sie eine merkwürdige Situation mit Abstand und Mundschutz. Im Catering haben wir sechsstellige Verluste gemacht, uns wurden Veranstaltungen bis Jahresende abgesagt. Wir sind ein bisschen gelähmt und ratlos." Wieners Gastronomieunternehmen hat nach ihren Angaben rund 120 Mitarbeiter. Sie hat zwei Restaurants in Berlin: Das im Museum Hamburger Bahnhof ist derzeit geschlossen, das im Zukunftsmuseum Futurium geöffnet.

Sie verstehe natürlich, dass die Maßnahmen gegen das Coronavirus sein müssten. "Ich bin eigentlich ganz glücklich, dass wir die Gesundheit über den Kapitalismus stellen. Wir haben ein Pandemie-Problem. Und wir tun so, als sei alles schon überstanden, dabei sind wir noch mittendrin. Es kann ja sein, dass wir eine zweite Welle bekommen. Dann gute Nacht, Deutschland, beziehungsweise gute Nacht, Gastronomie."

Weiter sagte Wiener: "Ich habe schwere Bedenken, dass die Individualität auf der Strecke bleiben wird, dass die Ketten und die Systemgastronomie überleben und die kleinen individuellen Läden und Bars die Grätsche machen werden." Sie betonte, sie möchte nicht sagen, ihre Branche sei wichtiger als alle anderen. Wieners Wunsch: "Bitte unterstützt die Individualität, die kleinen, inhabergeführten Betriebe. Sonst wird es die alle nicht mehr geben."

Den Stillstand während der Pandemie hat Wiener bislang auf ihrem Hof in der Uckermark verbracht, ihre Arbeit als EU-Politikerin für die österreichischen Grünen funktioniert demnach via Mails, Telefon- und Videokonferenzen. In Corona-Zeiten präsentiert sie Kochkurse bei Facebook: "Es gab ein Bedürfnis, mehr und selbst zu kochen. Kochen hat etwas sehr Heilendes." Was ihr selbst in der Krise geholfen hat? "Die Natur und Freunde, Briefe und Anrufe. Mein Obst- und Gemüsegarten, die Vögel. Ich bin jemand, der versucht, die positiven Seiten zu sehen. Es war auch ein Glücksgefühl, keine Termine zu haben - das erste Mal seit 20 Jahren."

Quelle: ntv.de, can/dpa

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