Neue Ermittlungen zu Schiffsbrand"Scandinavian Star"-Unglück bleibt ein Rätsel

Beim Untergang der Nordseefähre "Scandinavian Star" sterben 1990 über 150 Menschen: Noch immer ist ungeklärt, warum ein Feuer an Bord des Schiffes ausbrach. Neue Hinweise, wonach Crewmitglieder den Brand gelegt haben könnten, führen ins Nichts.
Das Rätsel um die Brandkatastrophe auf der Nordseefähre "Scandinavian Star" vor 26 Jahren mit 159 Todesopfern könnte ungelöst bleiben. Zwei Jahre nach Wiederaufnahme der Ermittlungen will die Polizei den Fall zu den Akten legen. Man habe keine neuen Hinweise auf Sabotage gefunden, die zu Anklagen wegen Brandstiftung führen könnten, erklärten die Ermittler in Oslo. "Es gibt viele Informationen in dem Fall, aber es gibt auch eine Menge Zweifel", sagte der Osloer Polizeichef Hans Sverre Sjøvold.
Ursprünglich hatten die Ermittler einen dänischen Lastwagenfahrer zum Täter erklärt, weil dieser als Pyromane vorbestraft gewesen war. Der Mann war selbst bei dem Brand ums Leben gekommen. Eine Expertenkommission hatte aber den Verdacht geäußert, dass Mitglieder der Crew das Feuer gelegt haben könnten, um einen Versicherungsbetrug zu begehen. Daraufhin war der Fall 2014 neu aufgerollt worden.
Die Polizei ging 60.000 Seiten Dokumente noch einmal durch und befragte 70 Zeugen. An den neuen Nachforschungen beteiligten sich 18 Länder auf fünf Erdteilen. Die Ermittler schalteten auch zwei Sachverständige noch einmal ein, die den Fall bereits 1990 unter die Lupe genommen hatten, nachdem das Schiff im Skagerrak in Brand geraten war.
Hinterbliebene reagieren schockiert
Die Experten entkräfteten unter anderem den Verdacht, dass das Feuer an mehreren Stellen auf dem Schiff ausgebrochen ist. Wahrscheinlicher sei demnach, dass die Flammen nach dem ersten großen Feuer wegen der enormen Hitze auf andere Bereiche der Fähre übergegriffen hätten, hieß es.
Für die Hinterbliebenen waren die Neuigkeiten ein Schock. "Wir sind verzweifelt und entmutigt", sagte ein Sprecher der Stiftung, die sich für die neuen Ermittlungen eingesetzt hatte, der Nachrichtenagentur NTB. Die Polizei habe nicht die richtigen Schritte unternommen. "Es ist ein umfangreicher Fall, und wir können leider nicht erwarten, Antworten auf alle Fragen zu bekommen", sagte Chef-Ermittler Terje Bechmann Dahl in Oslo.