Zwei Männer sterben Schiff kracht in Brücke
11.09.2016, 12:27 Uhr
Das havarierte Kreuzfahrtschiff nachdem die Passagiere gerettet sind.
(Foto: dpa)
Mitten in der Nacht kollidiert ein Kreuzfahrschiff auf dem Main-Donau-Kanal mit einer Brücke. Zwei Crewmitglieder kommen ums Leben. Die Passagiere müssen stundenlang auf dem Schiff ausharren, ehe sie gerettet werden können.
Beim Aufprall ihres Kreuzfahrtschiffes auf eine Eisenbahnbrücke sind in Erlangen zwei Crewmitglieder ums Leben gekommen. In einer aufwendigen Bergungsaktion auf dem Main-Donau-Kanal holten Rettungskräfte die Opfer aus dem völlig zerstörten Führerhaus. "Bei den Toten handelt es sich um zwei 33 und 49 Jahre alte Männer", sagte ein Polizeisprecher. Während der Ältere in Vertretung des Kapitäns der verantwortliche Schiffsführer war, handelt es sich bei dem Jüngeren um einen Matrosen.
Das Schiff hatte erst kurz vor dem Unglück seine Reise vom mittelfränkischen Erlangen in die ungarische Hauptstadt Budapest angetreten. Nach der Kollision mussten etwa 180 Fahrgäste sowie die aus 49 Seeleuten bestehende Besatzung noch mehrere Stunden auf dem Unglücksboot verbringen, bis sie am Morgen an Land gebracht werden konnten. Rettungskräfte bauten dafür eigens einen Notsteg. Die Passagiere kamen zunächst mit Bussen in ein nahes Gemeindezentrum und wurden von Notfallseelsorgern betreut. Außer den beiden Todesopfern wurden keine Menschen verletzt.
Mehr als 200 Rettungskräfte waren an dem Einsatz beteiligt. Sie fanden einen katastrophalen Anblick vor: Das Führerhaus wurde bei dem Aufprall völlig zerstört, die beiden aus Ungarn stammenden Crewmitglieder waren eingeklemmt und starben in den Trümmern.
Die Reederei des unter Schweizer Flagge fahrenden Schiffes äußerte sich auf Anfrage ebenfalls zu der Havarie. "Es zerreißt uns das Herz, und Mitarbeiter sind in Nürnberg, um in enger Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden die Details des Unfalls herauszufinden", teilte ein Sprecher von Viking River Cruises aus den USA der dpa mit. Die Gäste könnten nun wählen, ob sie nach Hause zurückkehren oder die Tour mit einer angepassten Reiseroute fortsetzen wollten.
Menschliches oder technisches Versagen?
Die genaue Unfallursache war zunächst noch unklar. Offenbar sei das einziehbare Steuerhaus des Schiffes nicht rechtzeitig vor der Brücke abgesenkt worden, sagte ein Polizeisprecher. Ob menschliches oder technisches Versagen die Ursache war, wird noch untersucht. Gutachter, die Wasserschutzpolizei sowie die Staatsanwaltschaft seien vor Ort. Die Reederei des unter Schweizer Flagge fahrenden Schiffes war zunächst nicht zu erreichen.
Der Schiffsverkehr auf dem Main-Donau-Kanal wurde bei Erlangen für zunächst unbestimmte Zeit eingestellt. Wann das Schiff abgeschleppt werden sollte, war noch unklar. Die betroffene Eisenbahnbrücke, auf der nur gelegentlich unter der Woche Güterzüge fahren, wurde nach Angaben der Stadt nach einer Prüfung wieder freigegeben.
Bereits im Juni waren an einem Wochenende zwei Passagierschiffe in Bayern havariert. Nahe Bad Abbach stieß ein Flusskreuzfahrtschiff auf der Donau bei starker Strömung gegen einen Brückenpfeiler, in der Nähe des ebenfalls in Niederbayern gelegenen Riedenburg krachte ein Kabinenschiff auf dem Main-Donau-Kanal gegen ein Baugerüst. Die insgesamt knapp 500 Passagiere und Besatzungsmitglieder wurden damals unverletzt in Sicherheit gebracht.
Quelle: ntv.de, kpi/dpa