Behörden melden 304 Tote Schweres Erdbeben erschüttert Haiti
14.08.2021, 19:12 Uhr
Haiti war 2010 von einem schweren Erdbeben erschüttert worden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Auf Haiti herrscht der Ausnahmezustand: Ein Erdbeben der Stärke 7,2 erschüttert den Inselstaat und bringt Zerstörung und Tod. Eine Tsunami-Warnung können staatliche Behörden zurücknehmen. Mindestens 304 Menschen kommen ums Leben.
Bei einem schweren Erdbeben im Südwesten Haitis sind mindestens 304 Menschen ums Leben gekommen, hat der Katastrophenschutz mitgeteilt. Mindestens 1800 Menschen wurden demnach verletzt. Der nationale Krisenstab wurde aktiviert. Interims-Premierminister Ariel Henry bezeichnete die Situation auf Twitter als "dramatisch" und kündigte an, dass die Regierung den Notstand ausrufen werde.
Nach Angaben der US-Erdbebenwarte USGS erschütterte ein Erdstoß der Stärke 7,2 gegen 8.30 Uhr das Land. Das Epizentrum lag demnach rund 160 Kilometer südwestlich der dicht besiedelten Hauptstadt Port-au-Prince. Es folgten mehrere heftige Nachbeben in der Region mit Stärken von bis zu 5,2.
Laut dem "Haitian Press Network" starben 17 Menschen im südwestlichen Department Grand-Anse Südwesten und 12 im Department Sud. Unter den Toten befand sich auch der ehemalige Senator Jean Gabriel Fortuné, der laut "Gazette Haiti" in der Stadt Cayes unter den Trümmern seines Hotels begraben wurde. Die Zeitung berichtet auch, dass sich unter den Toten mindestens zwei Kinder im Alter von sieben und neun Jahren in der Stadt Aquin befinden. Viele Gebäude seien zerstört worden, wie auch auf Fotos und Videos in sozialen Netzwerken zu sehen war.
Menschen unter Trümmern begraben
Ein Augenzeuge aus Les Cayes im Südwesten, einer der größten Städte des Landes, berichtet im "Haiti Press Network" von eingestürzten Häusern und Hotels und dass Menschen unter den Trümmern begraben wurden. Bewohner des Departments Nippes, in dem das Epizentrum des Bebens lag, haben laut "Gazette" einen Notruf an die Behörden gesendet, weil die Krankenhäuser überlastet seien.
Die Behörden gaben zunächst eine Tsunami-Warnung heraus, hoben diese aber später wieder auf. Das Beben hat sich offiziellen Angaben nach rund 12 Kilometer von der Gemeinde Saint-Louis-du-Sud in einer Tiefe von rund zehn Kilometern ereignet. Laut Videos im Internet wurden im verschiedenen Orten Wohnhäuser, Kirchen und Schulen beschädigt.
Der Nationale Wetterdienst der USA (NOAA) riet den Menschen trotz aufgehobener Tsunamiwarnung weiterhin vorsichtig zu bleiben. In den Küstengebieten in der Nähe des Erdbebens könnte es weiterhin geringfügige Schwankungen des Meeresspiegels von bis zu 30 Zentimetern geben, hieß es weiter. Das Nationale Hurrikan-Zentrum der USA teilte außerdem mit, Anfang kommender Woche könnte Tropensturm "Grace" auf die Region treffen. Erwartet werden heftige Winde und starker Regen in Haiti. Bisher warnen die Behörden vor tropischen Sturmbedingungen unter anderem für die Dominikanische Republik und Puerto Rico.
Beben tötete 222.000 Menschen
Haiti war im Jahr 2010 von einem schweren Erdbeben nahezu verwüstet worden. Im Zentrum des Erdbebens mit einer Stärke von 7,3 lag damals Haitis dicht besiedelte Hauptstadt Port-au-Prince. Durch das Beben starben rund 222.000 Menschen, mehr als 300.000 wurden verletzt. Mehr als eine Million Menschen verloren ihr Zuhause. Die Schäden durch das Beben wurden auf 8 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) geschätzt. Der Wiederaufbau kam auch durch die politische Instabilität nur schleppend in Gang.
Der bitterarme Karibikstaat Haiti wird immer wieder von schweren Beben heimgesucht. Zuletzt stürzte eine politische Krise das Land weiter ins Chaos. Im Juli war Haitis Präsident Jovenel Moïse ermordet worden. Er wurde in seiner Residenz von einer schwer bewaffneten Kommandotruppe überfallen und erschossen.
Quelle: ntv.de, jru/chr/dpa/AFP