Suche nach spektakulären Bildern Selfies fordern mehr Todesopfer als Haie
06.02.2025, 13:54 Uhr Artikel anhören
Es ist definitiv besser, wenn man beim Selfie festen Boden unter den Füßen hat.
(Foto: IMAGO/Depositphotos)
Die Zahl der Todesopfer durch Selfie-Unfälle nimmt weltweit zu. Sie übersteigt längst die Zahl der Menschen, die bei Unfällen mit Haien sterben. Wenn die Aussicht grandios ist, versagen offenbar Gefahrenradar und gesunder Menschenverstand.
Die Zahl der Menschen, die beim Versuch, das perfekte Foto zu schießen, ihr Leben verloren haben, ist in den vergangenen Jahren stark angestiegen. Das berichtet der britische "Telegraph" unter Berufung auf verschiedene Quellen.
Demnach stieg die Zahl der Menschen, die bei Unfällen ums Leben kamen, während sie versuchten, ein Selfie zu machen, zwischen 2008 und 2024 auf insgesamt 480. Das wären im Durchschnitt 30 Menschen pro Jahr und damit weitaus mehr, als beispielsweise bei Haiangriffen sterben. Attacken durch Haie fordern weltweit im Schnitt fünf bis sechs Todesopfer pro Jahr.
Häufig ereignen sich diese Vorfälle an den malerischsten Orten der Welt oder an Orten, die durch beliebte Filme oder Fernsehserien berühmt geworden sind. In der japanischen Stadt Otaru, die aus dem chinesischen Film "Cities in Love" bekannt ist, starb Anfang des Jahres eine Chinesin, als sie von einem Zug erfasst wurde. Ihr Ehemann sagte der örtlichen Polizei, seine Frau sei so darauf versessen gewesen, den symbolträchtigen Ort zu fotografieren, dass sie auf die Gleise trat und den Zug nicht kommen sah.
Offensichtlich gefährlich
Auf der Wikipedia-Seite, die eine unvollständige Liste der Selfie-bedingten Verletzungen und Todesfälle führt, sind mehrere Fälle aufgeführt, bei denen Menschen auf Bahngleisen ums Leben kamen. Im Juni vergangenen Jahres wurde demnach unter anderem eine Frau im mexikanischen Nopala von einer Dampflokomotive 2816 Empress der Canadian Pacific erfasst und getötet, als sie für ein Foto zu nah an die Gleise trat.
Nicht in jedem Fall kann man sich das beabsichtigte Selfie vorstellen. So überstieg im Februar 2024 ein 38-jähriger Mann einen drei Meter hohen Zaun im Zoo der indischen Stadt Tirupati. Medienberichten zufolge wollte er im Löwengehege ein Selfie machen. Die Tiere griffen ihn sofort an und verletzten ihn tödlich.
Auch der Tod der tschechischen Profiturnerin Natálie Štíchová im vergangenen August wird mit dem Wunsch nach einem spektakulären Foto in Verbindung gebracht. Die 23-Jährige war bei einer Wanderung nahe dem Schloss Neuschwanstein in den Alpen abgestürzt und starb später im Krankenhaus an den Folgen des schweren Unfalls. Bilder auf ihrem Instagram-Kanal zeigten sie immer wieder gefährlich nah am Rande von Klippen, auf teils hohen Bergen.
An vielen Aussichtspunkten gibt es inzwischen Warnschilder, dass man beispielsweise nicht rückwärts an einen Abgrund herantreten oder das Handy weglegen soll. Der "Telegraph" zitiert Steve Cole, Policy Director bei der Royal Society for the Prevention of Accidents, mit der Einschätzung, dass Stürze aus großer Höhe die häufigste Verletzungsursache bei Selfie-bezogenen Vorfällen sind, gefolgt vom Ertrinken. "Die Verlockung der Anerkennung in den sozialen Medien verleitet Einzelpersonen oft dazu, diese unnötigen Risiken einzugehen, wobei sie die potenziellen Gefahren unterschätzen." Er ermahnte Menschen eindringlich, ihren gesunden Menschenverstand zu benutzen.
Quelle: ntv.de, sba