Polizei schützt Präsidenten"Sewol"-Angehörige randalieren

Knapp ein Jahr ist es her, dass mehr als 300 Menschen bei der "Sewol"-Havarie in Südkorea sterben. Die Angehörigen fordern, dass das Wrack der gesunkenen Fähre gehoben wird. Denn darin befinden sich bis heute noch Opfer.
Hunderte Aktivisten und Angehörige von Opfern der "Sewol"-Fährkatastrophe in Südkorea haben sich eine Rangelei mit der Polizei geliefert. Nach einer Kundgebung versuchten die Demonstranten in der Hauptstadt Seoul zum Sitz des Präsidenten vorzudringen, woran sie von der Polizei gehindert wurden.
Zu der Kundgebung wenige Tage vor dem ersten Jahrestag des Unglücks hatten sich rund 2000 Menschen versammelt, die Reden der Familien der Opfer anhörten. Die Angehörigen forderten vor allem eine unabhängige Untersuchung des Unglücks. Sie werfen der Regierung unter anderem vor, Schlüsselpositionen im Untersuchungskomitee mit Vertretern des Schifffahrtsministeriums besetzt zu haben.
Die Fähre "Sewol" war am 16. April vergangenen Jahres mit 476 Menschen an Bord vor der Insel Jindo gesunken; mehr als 300 Menschen ertranken. Die meisten der Opfer waren Schüler. Das Unglück hatte in Südkorea große Empörung hervorgerufen, der Kapitän erhielt im November eine 36-jährige Haftstrafe, weitere führende Besatzungsmitglieder wurden ebenfalls zu langjährigen Gefängnisstrafen verurteilt.
Die Angehörigen fordern insbesondere, dass das Wrack der Fähre gehoben wird, um die neun letzten noch vermissten Opfer zu bergen. Die Bergung würde schätzungsweise 120 Milliarden Won (rund 104 Millionen Euro) kosten, teilte die Regierung vor einigen Tagen mit. Die Schätzung könne sich jedoch rasch ändern, wenn klar werde, ob die Bergung technisch machbar sei.
Die Regierung hat nach eigenen Angaben seit dem Unglück rund 185 Milliarden Won ausgegeben, unter anderem für die Bergungsarbeiten am Wrack und erste finanzielle Hilfen für die betroffenen Familien. Weitere 140 Milliarden Won sind für Entschädigungszahlungen eingeplant.