Panorama

Auto voller Sprengstoff gefundenSpur zu Frankreichs Helikopter-Ausbrecher

25.07.2018, 16:24 Uhr
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In Talkshows tritt der Ausbrecher Redoine Faïd wortgewandt und mit perfekt sitzendem Anzug auf. (Foto: AP)

Der Schwerverbrecher Redoine Faïd ist schon eine Berühmtheit in Frankreich. Mehrmals gelingt ihm die Flucht aus Gefängnissen, das letzte Mal Anfang Juli mit einem Helikopter. Schon wieder entwischt er der Polizei. Jetzt tauchen aber Überwachungsvideos von ihm auf.

Gut drei Wochen nach einer spektakulären Helikopter-Flucht aus einem französischen Gefängnis soll es nach Medienberichten eine Spur zu dem Ausbrecher geben. Ermittler hätten Redoine Faïd auf Bildern der Videoüberwachung eines Einkaufszentrums bei Paris identifiziert, berichteten der Radionachrichtensender Franceinfo und andere Medien und berufen sich auf Ermittlerkreise.

Kurz zuvor war der Schwerverbrecher der französischen Polizei erneut entwischt. Er sei zusammen mit einem anderen Insassen in einem Auto unterwegs gewesen, das am Vorabend beladen mit Sprengstoff in der Tiefgarage des Einkaufszentrums in Sarcelles im Norden von Paris gefunden wurde, teilte die Polizei mit. Faïd und sein Begleiter hätten sich am Dienstagnachmittag einer Kontrolle der Gendarmerie in der Nähe einer Tankstelle entzogen. Damit ging er der Polizei erneut durch die Lappen. Sie leitete eine Großfahndung nach ihm ein.

Auf Organisierte Kriminalität spezialisierte Ermittler übernahmen nach dem Fund des verdächtigen Autos die Untersuchung, bestätigten Kreise der Staatsanwaltschaft in Paris. Dabei gehe es unter anderem um die Explosivstoffe. Zu Faïd und dessen Verbleib äußerten sich die Kreise zunächst nicht. In dem Fahrzeug befanden sich den Angaben zufolge außer Sprengstoff auch gefälschte Nummernschilder.

Ausbruch mit Kreissäge

Am 1. Juli war ein bewaffnetes Kommando per Helikopter in der Haftanstalt Réau südöstlich von Paris gelandet und hatte den landesweit bekannten Verbrecher befreit. Er war schon mehrfach zu Freiheitsstrafen verurteilt worden. Der Ausbruch hatte in Frankreich für erhebliches Aufsehen gesorgt.

Faïd war im April wegen eines tödlichen Raubüberfalls zu 25 Jahren Haft verurteilt worden. Sein Ausbruch aus der Haftanstalt in Réau südöstlich von Paris war filmreif. Drei schwer bewaffnete Komplizen flogen mit einem entführten Hubschrauber-Piloten in den Gefängnishof. Dort warfen sie Nebelbomben, verschafften sich mit Kreissägen Zugang zu dem Besucherraum, wo Faïd mit seinem Bruder alleine war, und nahmen den 46-Jährigen mit.

Bereits 2013 war Faïd die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis gelungen. Der selbsternannte "Urban Cowboy" mit algerischen Wurzeln wurde zum Idol vieler "Abgehängter" in den französischen Banlieues - jenen Vorstädten, in denen die Jugend-Arbeitslosigkeit nicht selten bei 50 Prozent liegt.

2010 verfasste Faïd mit Hilfe eines Journalisten seine Autobiografie. Darin feiert er sich als "Gangster neuer Art". In Talkshows trat der telegene Glatzkopf wortgewandt und mit perfekt sitzendem Anzug auf.

Quelle: cam/dpa/AFP

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