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Berlin möbelt seine Mitte aufStaatsoper schließt nach Eröffnung nochmal

24.04.2017, 18:52 Uhr
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Ende Dezember nimmt die Staatsoper ihren regulären Spielbetrieb auf. (Foto: dpa)

Stadtschloss, Oper, U-Bahn - seit Jahren wird an der Prachtmeile Unter den Linden im Osten Berlins gewerkelt. Eine der großen Baustellen soll nun bald dichtmachen. Die Arbeiten sind fertig - und zwar teurer und später.

Das Datum ist so symbolträchtig wie der Ort: Am 3. Oktober, dem Tag der Deutschen Einheit, wird die Staatsoper Unter den Linden feierlich wiedereröffnet. Die Inbetriebnahme der Oper nach sieben Jahren Modernisierungsarbeit bedeutet zugleich auch einen Anfang vom Ende der umfangreichen Bautätigkeiten in Berlins historischer Mitte. Berliner und Touristen bekommen bald wieder mehr zu sehen als Baugerüste, Absperrungen und Kräne.

"Das Heimweh der Mitarbeiter zu diesem Haus ist sehr stark gewesen", sagt Staatsoper-Intendant Jürgen Flimm. Er freut sich, dass das Exildasein im Schillertheater am Westberliner Ernst-Reuter-Platz zu Ende geht. Im Sommer steht der Umzug an, auch wenn dann noch Baustelle ist und der Spielbetrieb so richtig erst im Dezember starten kann.

Mehr Komfort, besserer Klang

Das Haus besteht eigentlich aus zwei Häusern - dem bereits fertiggestellten Intendanzgebäude sowie der Oper, wo die Bautätigkeiten innen wie außen noch auf Hochtouren laufen. Die Möglichkeiten der neuen Oper sind gigantisch: Die neue Kreuzbühne bietet eine Grundfläche von mehr 1300 Quadratmetern. Technisch ist alles aufgefahren, um dem vom designierten Intendanten Matthias Schulz formulierten Anspruch zu genügen, "eines der ersten Häuser in Europa" zu sein.

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Der Kronleuchter hängt schon im neuen Konzertsaal. (Foto: dpa)

Die Zuschauer werden es auf den 1368 Sitzen künftig deutlich komfortabler haben als zuvor, verspricht Flimm. Auch der Klang sei besser. Die historische Stuckdecke hängt nach einem Neubau des Dachs fünf Meter höher, wodurch der Klangraum spürbar vergrößert wurde.

Bauzeit verdoppelt - Kosten explodiert

Das alles hat seinen Preis: Die Bauzeit hat sich von drei auf sieben Jahre mehr als verdoppelt. Von ursprünglich 235 Millionen sprangen die Kosten auf 400 Millionen Euro. Der Bund zahlt hiervon wie von Anfang an geplant 200 Millionen Euro, das hoch verschuldete Land Berlin den immer teureren Rest.

Von außen fällt an der neuen Staatsoper vor allem die neue historisch korrekte Fassadenfarbe auf - rosa. Die ist allerdings ohnehin nur von zwei Seiten gut zu sehen, weil der Raum zwischen dem Auswärtigen Amt und Unter den Linden weiter verdichtet wurde. Luxuriöse Appartmentgebäude flankieren nun die Staatsoper.

"Unter den Linden" nicht für immer ohne Linden

Vielleicht hauchen deren Bewohner der Gegend Leben ein, wenn die umliegenden Büros und Museen abends geschlossen und die Berlin-Besucher in andere Stadtteile weitergezogen sind. Helfen könnte auch die bessere Anbindung durch die Verlängerung der U-Bahnlinie 5. Diese soll künftig vom Alexanderplatz vorbei am Roten Rathaus und dem Brandenburger Tor bis zum Hauptbahnhof führen.

Die aufwändigen Tunnelgrabungen unter der Allee Unter den Linden sind der Grund, weshalb hier seit Jahren keine Linde mehr steht. Die Bäume kommen zurück, wenn die verlängerte U5 im Jahr 2020 nach zehn Jahren Bauzeit in Betrieb geht. Dann sind nach derzeitiger Planung 525 Millionen Euro im sumpfigen Berliner Boden versenkt, der die Bauarbeiten mit seinem hohen Grundwasserpegel so schwierig macht.

Den Kampf mit dem Wasser kennen auch die Bauherren des neuen Stadtschlosses zu Genüge. Der Abriss des DDR-Vorgängerbaus Palast der Republik drohte die angrenzenden historischen Gebäude ins Ungleichgewicht zu bringen, die Berliner Museumsinsel galt als gefährdet. Inzwischen ist an gleicher Stelle wieder viel Stahl und Beton verbaut: Der rund 600 Millionen Euro teure Retrobau soll 2019 öffnen.

Zumindest von außen ist der Neubau des alten Stadtschlosses weit vorangeschritten. Noch in diesem Jahr soll das Baugerüst in Richtung Lustgarten entfernt und der Blick auf die barocke Fassade freigegeben werden. Das neben dem Stadtschloss geplante Einheitsdenkmal könnte weitere Bauarbeiten nach sich ziehen. Doch während die Regierungsparteien im Bund das Projekt bereits abnickten, gibt es in Berlins rot-rot-grünem Senat Zweifel, ob ein weiteres auf die Geschichte gerichtetes Bauwerk nötig ist.

Quelle: Sebastian Huld, AFP

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