"Nackte Damen von Welt" Strauss-Kahn will kein Zuhälter sein
02.02.2015, 07:06 Uhr
Will nicht gewusst haben, dass er es mit Prostituierten zu tun hatte: Dominique Strauss-Kahn.
(Foto: picture alliance / dpa)
Ex-IWF-Chef, französischer Fast-Präsident und Zuhälter - das kann sich auch nicht jeder auf die Visitenkarte schreiben. Dominique Strauss-Kahn schon, sollte die Staatsanwaltschaft den jetzt gegen ihn angestrengten Prozess gewinnen.
Der Dominique Strauss-Kahn des Jahres 2011 ist nicht zu beneiden: Stressiger Job als Chef des Internationalen Währungsfonds und auf bestem Weg, französischer Präsident zu werden - so viel Macht und Einfluss, das strengt an. Wie schön, dass der Politiker so viele gute Unternehmerfreunde hat, die ihn zu einer Auszeit in einem noblen Liller Hotel einladen. Anreise, Suite, Getränke: Alles ohne Entgelt und Hintergedanken, so wie sich das unter Kompagnons eben gehört. Eine Bande williger und nackter Damen mit Namen wie "Mounia", "Jade" oder "Florence", die nur darauf wartet, sich Strauss-Kahn und seinen Freunden hinzugeben, gehört da natürlich zum guten Ton.
Faible für spätrömische Dekadenz
Der weißhaarige Salonlöwe wird später angeben, dass ihm die Damen als Mitarbeiterinnen und Freundinnen seiner Geschäftspartner vorgestellt wurden - dass die freizügigen Begleiterinnen Prostituierte sind, will er nicht gewusst haben. Weil die französische Staatsanwaltschaft allerdings davon überzeugt ist, dass Strauss-Kahn sehr wohl wusste, was er tat, steht der ehemalige Politiker nun zusammen mit zwölf weiteren Angeklagten wegen "schwerer gemeinschaftlicher Zuhälterei" vor Gericht. Stünde am Ende ein Schuldspruch, müsste Strauss-Kahn im schlimmsten Fall für mehrere Jahre ins Gefängnis, begleitet von einer millionenschweren Geldstrafe.
Welch skurrile Züge der Skandal annimmt, zeigen die Erklärungsversuche, mit denen sich DSK, wie Strauss-Kahn in Frankreich nur genannt wird, aus der Affäre zu ziehen versucht: "Bei diesen Abenden sind die Teilnehmerinnen normalerweise keine Prostituierten", argumentiert DSK und bekräftigt damit sein Faible für spätrömische Dekadenz. Sein Verteidiger wird beim Grübeln grundsätzlich und stößt auf eine Frage von fast schon philosophischer Dimension: "Wie wollen sie eine nackte Prostituierte von einer nackten Dame von Welt unterscheiden?"
"Nie etwas Illegales getan"
Die nackten Damen von Welt, das verraten die veröffentlichten Aussagen von "Mounia" und ihren Freundinnen, sollen für ihre Dienstleistungen an den "eleganten Abenden" im Vier-Sterne-Hotel Carlton zwischen 500 und 1600 Euro erhalten haben. Dass DSK den Signalen seines Unterleibs nur schwer widerstehen kann, zeigte schon die Zimmermädchen-Affäre, die seine politische Karriere beendete - und auch im Fall Carlton versucht die ehemalige Hoffnung der französischen Sozialisten gar nicht erst, die Tatsache an sich zu leugnen. Allerdings bezeichnete er die Sexpartys bislang stets als "moralischen Fehler" und ist überzeugt: "Ich habe nie etwas Illegales getan."
Davon sind auch alte Parteifreunde überzeugt, sie vermuten politische Motive hinter dem Prozess. Ganz abwegig sind die Vorwürfe nicht, schließlich hatte die Staatsanwaltschaft zunächst beschlossen, den Fall ruhen zu lassen, bis drei Untersuchungsrichter sich doch noch zu einer Anklage durchrangen. Das Ganze wurde angeblich lanciert, um das politische Aus von DSK zu zementieren - wobei ihm sein Image in der westlichen Welt wohl mittlerweile eh egal sein dürfte: Immerhin ist Strauss-Kahn seit seinem Politikaus nicht nur Aufsichtsrat der staatsnahen russischen Rosneft-Bank, sondern auch Regierungsberater im bürgerkriegsgeplagten Südsudan und Serbien. Eines muss man Strauss-Kahn jedenfalls lassen: Sein Ruf mag erst jetzt so richtig ruiniert sein, ungeniert hat er aber wohl schon immer gelebt.
Quelle: ntv.de