Panorama

Unterstützung für LauterbachStreeck: "Müssen wegkommen von anlasslosen Tests"

29.06.2022, 15:21 Uhr
264476530
Virologe Hendrik Streeck (hier bei einer Buchpräsentation) wünscht sich mehr Abwasseruntersuchungen, um Corona-Cluster früher zu erkennen. (Foto: picture alliance/dpa)

Virologe Streeck verteidigt die Entscheidung von Gesundheitsminister Lauterbach, die Gratis-Tests für alle abzuschaffen. "Die Inzidenz ist kein gutes Frühwarnsystem", sagt er. Die Lage in den Kliniken beschreibt der Mediziner als unbedenklich - rechnet im Herbst aber wieder mit mehr schweren Fällen.

Virologe Streeck verteidigt die Entscheidung von Gesundheitsminister Lauterbach, die Gratis-Tests für alle abzuschaffen. "Die Inzidenz ist kein gutes Frühwarnsystem", sagt er. Die Lage in den Kliniken beschreibt der Mediziner als unbedenklich - rechnet im Herbst aber wieder mit mehr schweren Fällen.

ntv: Es ist Sommer und die Infektionszahlen steigen und steigen. Müssten wir jetzt nicht eigentlich reagieren?

Hendrik Streeck: Wir sollten nicht mehr so viel auf die Inzidenzen selbst schauen und uns auf die Krankenhäuser fokussieren. Wir sehen auch in den Krankenhäusern einen Anstieg von Covid-19-Fällen, die behandelt werden müssen. Aber der Anstieg ist nicht so stark, wie wir das im Moment bei den Inzidenzen sehen. Dort sehen wir, aufgrund der Impfung und der milderen Variante von BA.1 und BA.2 einen niedrigeren Aufschlag von Patienten und das ist das Wichtige. Wir haben jetzt die besondere Situation, dass BA.5 dazugekommen ist und diese Variante die Welle maßgeblich mitverursacht. Hierbei müssen wir noch klären, ob das dann auch eine krankmachendere Variante sein könnte.

Wir müssen aber festhalten: Die Zahlen sind für den Sommer ungewöhnlich hoch. Und gerade jetzt entfallen die kostenlosen Bürgertests. Sollte man die angesichts der Entwicklung nicht beibehalten?

Die Inzidenz ist kein gutes Frühwarnsystem. Das liegt daran, dass es immer noch einen Meldeverzug gibt, wenn jemand positiv getestet ist. Wenn man ein Frühwarnsystem haben will, sollte man auch noch mal über Abwasser-Monitoring oder ähnliches reden, wie das auch als Pilotprojekt in Köln oder Bonn durchgeführt wird. Wir können den Anstieg in den Krankenhäusern eigentlich genauso als Warnsystem nutzen. Ob wir jetzt über Bürgertests reden sollten, das sehe ich skeptisch. Ich halte eigentlich den Sieben-Punkte-Plan, den Herr Lauterbach vorgeschlagen hat, nicht für kritikwürdig. Wir müssen wegkommen von diesem anlasslosen Testen, mehr hin zum Schutz von vulnerablen Gruppen - also dort testen, wo es wirklich entscheidend ist.

Dann sprechen wir doch kurz über den Sieben-Punkte-Plan. Nach den Plänen von Lauterbach sollen besonders Kinder und Jugendliche von der Impfkampagne angesprochen werden. Ist das sinnvoll?

Im Sieben-Punkte-Plan spricht er ja davon, dass die Impfkampagne besonders gut durchdacht sein muss. Hierbei halte ich mich vollkommen an die STIKO. Die STIKO macht hier sehr gute Empfehlungen, auch für die Kinder und Jugendlichen. Das Wichtige für den Herbst und Winter wird aber sein, dass man in den vulnerablen Gruppen, also Hochrisikogruppen, die vierte Impfung durchführt, so wie das die STIKO empfohlen hat. Und zwar idealerweise dann, wenn wir auch mehr krankmachendere Varianten oder diesen Anstieg weiter haben. Ich denke, dass wir im Herbst und Winter auch wieder mehr schwere Fälle haben werden, und da geht es darum, dass wir in den Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen auch eine gute Impfkampagne haben.

Quelle: ntv.de, jog

Hendrik StreeckCorona-TestsCorona-Maßnahmen