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40.000 US-Dollar für Wort "lila" Student knackt Papyrus-Rolle mit KI

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Das reichte Luke Farritor als Ergebnis ein.

Das reichte Luke Farritor als Ergebnis ein.

(Foto: Vesuvius Challenge)

Wie lassen sich Schriftrollen lesen, die vor Jahrhunderten durch einen Vulkanausbruch praktisch versteinert sind? Im Rahmen der Vesuvius Challenge suchen Forschende nach Antworten, es locken Preisgelder. 40.000 US-Dollar gehen nun an einen Studenten, dem ein Coup gelingt.

Als der Vesuv im Jahr 79 n. Chr. ausbricht, wird auch eine Bibliothek in der römischen Stadt Herculaneum zerstört. Archäologische Teams finden später dort zwar antike Papyrusrollen, sie sind jedoch durch die vulkanische Asche praktisch versteinert und unlesbar. Etwa 1700 Jahre lang waren die Schriftrollen zudem im Schlamm vergraben, bis sie 1752 schließlich ausgegraben wurden. Seitdem versuchen Forschende, dem Inhalt der Rollen auf die Spur zu kommen.

Einem Studenten der University of Nebraska gelingt das nun für einen vier Quadratzentimeter großen Abschnitt. Das mag wenig klingen, doch Luke Farritor schreibt damit Geschichte. Denn den Durchbruch bei der sogenannten Vesuvius-Challenge, bei der es darum geht, mithilfe moderner Technologie die Geheimnisse antiker aufgerollter Papyrusrollen zu entschlüsseln, schafft der 21-Jährige dank KI.

Der Webseite des Wettbewerbs zufolge ist Farritor der erste Mensch seit zwei Jahrtausenden, der im August dieses Jahres ein ganzes Wort in einer ungeöffneten Schriftrolle sah. Dafür erhielt der Informatikstudent ein Preisgeld in Höhe von 40.000 US-Dollar. Der "First Letters"-Preis war für die Person ausgelobt worden, der es gelingt, mindestens zehn Buchstaben in einem vier Quadratzentimeter großen Bereich einer Schriftrolle zu finden.

Zauberwort "porphyras"

Farritor hatte sich demnach von Casey Handmer inspirieren lassen, eines früheren Teilnehmers der Challenge. In einem von der Wissenschaftszeitschrift "Nature" veröffentlichten Artikel zu Farritors Arbeit wird erläutert, wie er vorgegangen ist. Der Informatikstudent entwickelte auf der Grundlage früherer Versuche einen maschinellen Lernalgorithmus, mit dem er schließlich eine Reihe von Buchstaben auf der Schriftrolle erkennen konnte. Das Wort, das er entdeckte, war "porphyras", was "lila" bedeutet, heißt es auf der Website der Vesuvius Challenge.

Die Herculaneum-Schriftrollen sind zu zerbrechlich, um sie auszurollen. Laut der Website der Vesuvius Challenge würden sie bei unsachgemäßer Handhabung "zu Staub zerfallen".

Der 21-Jährige war schließlich der erste Teilnehmer, der im Wettbewerb die erforderliche Anzahl lesbarer Buchstaben einreichte. Während der Pressekonferenz teilte er seine Begeisterung über den ersten Moment mit, als er die Buchstaben entdeckte. "Ich habe diese Buchstaben gesehen und bin völlig ausgeflippt", sagte Farritor. "Ich bin ausgeflippt, wäre fast umgefallen, hätte fast geweint." Seinen Beschreibungen zufolge machte er die Entdeckung mitten in der Nacht.

Blick ins Innere

"Ich habe einen Screenshot gemacht. Ich schickte es sofort an JP Posma, der es an alle anderen schickte. Ich habe es meiner Familie geschickt. Meine Mutter rief an und sagte: "Hey, das ist das Erste, was du mir geschickt hast, das wirklich wie Buchstaben aussieht." Das ist wirklich cool", erklärte er. Youssef Nader, der Zweitplatzierte des Wettbewerbs entdeckte das Wort kurz darauf ebenfalls und erhielt dafür 10.000 US-Dollar.

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Federica Nicolardi, Papyrologin an der Universität Neapel und Mitglied des akademischen Komitees, das die Ergebnisse von Farritor überprüfte, sagte laut "Nature", dass Farritors Entdeckung "ein Traum" sei. "Ich kann tatsächlich etwas aus dem Inneren einer Schriftrolle sehen."

Es gibt auch nach dieser Entdeckung noch zahlreiche ungelesene Schriftrollen. Daher forderte die Vesuvius Challenge die Forscher dazu auf, vier Passagen in den beiden gescannten Schriftrollen zu lesen, um den Hauptpreis in Höhe von 700.000 US-Dollar zu gewinnen.

Quelle: ntv.de, sba

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