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Tausende Opfer unter Trümmern UN befürchtet mehr als 50.000 Erdbebentote

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Nicht alle werden ihre Toten beerdigen können.

Nicht alle werden ihre Toten beerdigen können.

(Foto: IMAGO/NurPhoto)

Noch finden die Rettungskräfte, die im Erdbebengebiet im Einsatz sind, Überlebende. Doch schon bald wird nur noch die Bergung von Leichen möglich sein. Die Zahl der Toten wird dann vermutlich noch einmal massiv steigen.

Nach dem verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien wird die Zahl der Todesopfer nach Schätzungen der UNO möglicherweise noch auf mehr als 50.000 ansteigen. UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths sagte bei einem Besuch im Erdbebengebiet in der Türkei im Sender Sky News, eine genaue Schätzung sei nach wie vor schwierig, die Opferzahl werde sich aber sicherlich noch "verdoppeln oder mehr".

Die Zahl der bestätigten Todesopfer war kurz nach Griffiths Eintreffen auf mehr als 28.000 gestiegen. In der Türkei wurden nach Behördenangaben bis Samstag 24.617 Todesopfer geborgen. Mindestens 3574 Menschen starben nach offiziellen Angaben auf der anderen Seite der Grenze in Syrien.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht mittlerweile davon aus, dass 26 Millionen Menschen in der Türkei und Syrien von der Katastrophe betroffen sein könnten, darunter etwa fünf Millionen Menschen, die ohnehin als besonders schutzbedürftig gelten. Mindestens 870.000 Menschen in beiden Ländern müssen nach Angaben der UNO mit warmen Mahlzeiten versorgt werden, bis zu 5,3 Millionen Menschen könnten allein in Syrien obdachlos geworden sein.

Erinnerungen an Haiti 2010

In den betroffenen Regionen wächst inzwischen die Gefahr von Krankheiten. "In den Regionen, wo Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben, drohen irgendwann Seuchen", sagte Thomas Geiner, erdbebenerfahrener Mediziner und Teil des Teams der Katastrophenhelfer vom Verein Navis. "Die Kunst der nächsten Tage wird es sein, Hilfe dorthin zu bringen, wo sie benötigt wird." Bei der Größe der Region sei es aber so gut wie unmöglich, überall die nötige Infrastruktur bereitzustellen. Die betroffenen Gebiete sind flächenmäßig größer als Deutschland.

Durch die vielen ungeborgenen Leichen könne Wasser verunreinigt werden. Vielerorts haben Leute zudem keinen Zugang zu irgendeiner Art von Toiletten. Auch dadurch könnten Keime in das Grundwasser gelangen. Geiner sagte, die Situation vor Ort erinnere ihn an die in Haiti nach dem Erdbeben 2010. In der Region sehe man alles an Verletzungen, was man sich vorstellen könne.

"Bald werden die Such- und Rettungskräfte den humanitären Organisationen weichen, deren Aufgabe es ist, sich in den kommenden Monaten um die außerordentliche Zahl an Betroffenen zu kümmern", sagte Griffiths in einem Video auf Twitter.

Nach Angaben des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan suchten bereits mehr als 1,5 Millionen Menschen in Zelten, Hotels oder öffentlichen Notunterkünften Schutz. Zudem wurden die Schulferien verlängert, und Universitäten stellen vorerst auf Fernunterricht um - so sollen auch Studentenwohnheime als Unterkunft für Überlebende zur Verfügung gestellt werden.

Quelle: ntv.de, sba/AFP/dpa

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