Panorama

"Alles Glück verloren" Überlebender des Air-India-Absturzes hadert mit seinem Schicksal

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Ramesh nach dem Absturz im Krankenhaus. Körperlich ist er inzwischen genesen.

Ramesh nach dem Absturz im Krankenhaus. Körperlich ist er inzwischen genesen.

(Foto: picture alliance/dpa/Indian Ministry of Home Affairs)

Als Einziger überlebt Vishwash Kumar Ramesh im Juni den Absturz einer Air-India-Maschine. Monate später kann er seinem Überleben kaum Gutes abgewinnen.

Der einzige Überlebende des Air-India-Flugzeugabsturzes, bei dem im Juni 241 Menschen ums Leben kamen, berichtet noch Monate später von Flashbacks. "Ich habe ständig Flashbacks, ich bleibe einfach wach, ich schlafe vielleicht drei bis vier Stunden", sagte Vishwash Kumar Ramesh der britischen Nachrichtenagentur PA. "Ja, es ist ein Wunder, dass ich überlebt habe, aber ich habe alles verloren, ich habe meinen Bruder verloren, ich bin am Ende."

Der Tod seines Bruders habe ihm "all sein Glück genommen". Rameshs Bruder Ajay hatte sich im selben Flugzeug befunden und war bei dem Absturz ums Leben gekommen. "Ich habe alles verloren - mein Glück. Gott hat mir das Leben geschenkt, aber mir auch mein ganzes Glück und das meiner Familie genommen", sagte der 39-Jährige über die Folgen des Verlusts.

"Wir waren alle glücklich und genossen das Leben. Mein Bruder war meine Stärke, er war mein Ein und Alles. Und jetzt? Wir sind am Ende, ich habe keine Lust, mit irgendjemandem zu reden."

Keine Unterstützung von Air India?

Die Boeing 787-8 Dreamliner, die nach London unterwegs war, stürzte am 12. Juni kurz nach dem Start vom Flughafen Ahmedabad auf ein Wohngebiet. Alle Insassen kamen ums Leben, mit Ausnahme von Ramesh, der Verbrennungen und leichte Verletzungen erlitt. Neben den Passagieren und Besatzungsmitgliedern von Flug AI171 starben weitere 19 Menschen am Boden, 67 wurden schwer verletzt.

Ramesh sagte, er könne sich nicht dazu durchringen, über seine erste Erinnerung nach dem Vorfall zu sprechen. Es sei zu schmerzhaft. Der Mann, der gemeinsam mit seinem Bruder von einem Familienbesuch in Indien nach Großbritannien zurückkehren wollte, hatte auf Platz 11A in der Nähe des Notausgangs gesessen. Seinen Beratern zufolge hat Ramesh noch nicht mal seiner engsten Familie davon berichtet. Er könne kaum mit seiner Frau und seinem vierjährigen Sohn sprechen.

Auf Videos, die in Onlinenetzwerken verbreitet wurden, war Ramesh unmittelbar nach dem Absturz zu sehen, wie er in einem blutverschmierten T-Shirt zu einem Krankenwagen humpelte. Später sei er psychisch und physisch völlig zusammengebrochen, obwohl ihn seine Familie sehr unterstützt habe, berichtete er. Auch seine Mutter, sein Vater und sein jüngerer Bruder seien psychisch zusammengebrochen.

Die Familie erhob auch Vorwürfe gegen Air India. Die Fluggesellschaft kümmere sich nicht ausreichend um die Familie der Absturzopfer. Air India teilte in einer Erklärung mit, dass ein Angebot für ein Treffen mit hochrangigen Führungskräften des Mutterkonzerns der Fluggesellschaft, der Tata Group, unterbreitet worden sei. Die Betreuung der Familien der Absturzopfer, darunter auch Herr Ramesh, bleibe "absolute Priorität".

Quelle: ntv.de, sba

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