Nach langem Justizstreit Unheilbar kranker Archie ist tot
06.08.2022, 15:22 Uhr
"Er hat bis zum Schluss gekämpft", berichtete Archies Mutter Hollie Dance (2. v.l.) vor dem Krankenhaus in London vom Tod ihres Sohnes.
(Foto: picture alliance / empics)
Seit Monaten schon liegt der zwölfjährige Archie im Koma. Um zu verhindern, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen für ihren hirntoten Jungen beendet werden, zieht die Familie durch sämtliche Instanzen der britischen Justiz - erfolglos. Nun ist Archie gestorben.
Nach dem erfolglosen Rechtsstreit seiner Eltern um eine weitere Beatmung haben Ärzte in London die lebenserhaltenden Maßnahmen für einen hirntoten Jungen abgeschaltet. Ihr zwölfjähriger Sohn Archie sei gut zwei Stunden später gestorben, sagte die Mutter Hollie Dance vor dem Krankenhaus und fügte hinzu: "So ein wunderschöner kleiner Junge. Er hat bis zum Schluss gekämpft."
Nach Angaben seiner Familie wurden Archies Medikamente um 10 Uhr abgesetzt, ehe zwei Stunden später die Beatmungsgeräte entfernt wurden. Archie lag seit April im Koma. Bei einem Unfall zu Hause in Southend-on-Sea rund 60 Kilometer östlich von London hatte er sich schwere Hirnverletzungen zugezogen, womöglich bei einer Internet-Mutprobe. Die behandelnden Ärzte sahen keine Chance auf eine Genesung. Im Royal London Hospital wurde er unter anderem mit Beatmungsgeräten und Medikamenten am Leben gehalten.
Die Eltern hatten rechtlich vergeblich gegen das Abschalten der Geräte gekämpft. Zuletzt waren sie am Freitag vor dem Berufungsgericht in London und beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg mit Anträgen gescheitert, ihn vom Krankenhaus in ein Hospiz zu verlegen. Damit wollten sie erreichen, dass ihr Sohn seine letzten Stunden in einer ruhigeren, friedlicheren Umgebung erleben konnte. Das Krankenhaus hatte dies zuvor wegen seines instabilen Zustands abgelehnt.
Auch das Berufungsgericht erklärte, es sei im besten Interesse des Jungen, dass die lebenserhaltenden Maßnahmen im Krankenhaus statt in einer anderen Umgebung eingestellt würden. Das Gericht in Straßburg erklärte, dass der Antrag nicht in seinen Zuständigkeitsbereich falle.
"Alle rechtlichen Möglichkeiten wurden ausgeschöpft", sagte ein Sprecher der christlichen Organisation Christian Concern, die Archies Familie unterstützt, daraufhin dem Sender Sky News. Die Familie sei "am Boden zerstört".
Quelle: ntv.de, mbo/AFP