Keine Abschiebung nach Vietnam Vater tötete Mutter: Kinder bleiben vorerst in Deutschland
06.09.2023, 13:49 Uhr Artikel anhören
Im holsteinischen Ratekau tötete ein Mann seine Ehefrau vor den Augen der vier gemeinsamen Kinder. (Symbolbild)
(Foto: Jan Woitas/dpa/Symbolbild)
Ein Vietnamese prügelt in Ostholstein seine Ehefrau tot - vor den Augen der vier Kinder. Weil das Aufenthaltsrecht der Kinder an das der Mutter geknüpft ist, sollen sie abgeschoben werden. Doch vorerst kommt es nicht dazu. Der Fall geht vor Gericht.
Vier Kinder, die nach der Tötung ihrer Mutter nach Vietnam abgeschoben werden sollten, dürfen vorerst in Deutschland bleiben. Der schleswig-holsteinische Kreis Ostholstein hat die zuvor geplante Abschiebung ausgesetzt. Es werde zunächst keine aktive Rückführung seitens des Kreises vollzogen, sagte Landrat Timo Gaarz nach einem Treffen mit Pflegeeltern der vier Geschwister. "Wir legen das jetzt in die Hände der Richter."
Gaarz sprach von einer Einzelfallentscheidung. Die besondere Situation der vier Kinder habe er nicht in der Rechtsordnung wiedergefunden, sagte der Landrat. "Ich habe aber für mich festgestellt, dass ich diese besondere Familiensituation auch anders bewerten muss." Mehr als 71.000 Menschen (Stand: 5.9., 11.27 Uhr) hatten eine Online-Petition gegen die zunächst geplante Abschiebung der Kinder unterzeichnet.
"Gefahr für Leib und Leben"
"Das Ziel der Rückführung ist, dass die Kinder mit ihren Familien leben und bei ihnen, ihrem kulturellen Hintergrund entsprechend, aufwachsen", hatte Gaarz zunächst gesagt. Es bestünden "keine Bedenken gegen eine Rückführung". Dem widersprachen die Pflegeeltern heftig: "Sie entwickeln sich sehr gut (…) und zeigen sich als sehr klug und reflektiert", schreiben die Pflegeeltern in der Petition. "Sie sind inzwischen voll integriert, die kleineren Kinder sprechen perfekt Deutsch, kaum bis kein Vietnamesisch mehr." Zwei der Kinder, so befürchteten sie, könnten zum Bruder ihres Vaters, also der Familie des Täters, kommen. Die Pflegeeltern befürchten dann "eine Übernahme der Kinder durch den Vater nach seinem 10-jährigen Gefängnisaufenhalt". Es bestehe eine "direkte Gefahr für Leib und Leben", wenn die Kinder "auf den gewaltbereiten Vater und Mörder ihrer Mutter treffen".
Der Vater der Kinder hatte im Oktober 2022 vor den Augen seines Nachwuchses seine Ehefrau im gemeinsamen Asia-Imbiss totgeprügelt. Er sitzt seitdem im Gefängnis, das Landgericht Lübeck verurteilte ihn wegen Totschlags zu einer zehnjährigen Haftstrafe. Die Kinder im Alter von zwei, vier, acht und zwölf Jahren leben seitdem in drei benachbarten Pflegefamilien. Auf Anordnung des Kreises Ostholstein sollten die Kinder eigentlich nach Vietnam abgeschoben werden, weil ihr Aufenthaltsrecht an das der Mutter gekoppelt war.
Quelle: ntv.de, ter/dpa