Panorama

Unliebsame Passage verwischt Vatikan zensiert Brief von Ex-Papst Benedikt

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Vor fünf Jahren übergab Benedikt an seinen Nachfolger.

(Foto: dpa)

Ex-Papst Benedikt verteidigt in einem Brief seinen Nachfolger Franziskus gegen ein "törichtes Vorurteil" in einem Buch über den Papst. Dumm nur, dass Benedikt das Buch gar nicht gelesen hat. Der Vatikan lässt diese Info lieber unter den Tisch fallen.

Ein Brief von Ex-Papst Benedikt an den Vatikan sorgt für Arger - denn die Kommunikationsabteilung des Kirchenstaates machte eine entscheidende Passage des Schreibens einfach unkenntlich. Auslöser des "Skandals", den italienische Medien nun wittern, ist ein Brief von Benedikt zu einem Band Bücher über die theologische Ausbildung von Papst Franziskus, den die Presseabteilung zu Franziskus' fünftem Amtsjubiläum veröffentlichte.

Darin nimmt Benedikt Franziskus in Schutz - und kritisiert den "törichten" Vergleich zwischen sich und seinem Nachfolger, wonach Franziskus bloß ein "praktisch veranlagter Mann ohne besondere theologische und philosophische Bildung sei".  Die Bücher über Franziskus zeigten außerdem "zu Recht, dass Papst Franziskus ein Mann tiefer philosophischer und theologischer Bildung ist", schreibt Benedikt in dem Brief, "und sie helfen somit, die innere Kontinuität zwischen den beiden Pontifikaten zu sehen, wenn auch mit allen Unterschieden in Stil und Temperament".

Die Pressestelle des Vatikans verschickte Anfang der Woche ein Foto dieses Briefs, machte eine entscheidende Passage allerdings unkenntlich: Die nämlich, in der der 90 Jahre alte Benedikt zugibt, die Bücher gar nicht gelesen zu haben - aus körperlichen Gründen und wegen anderer Verpflichtungen. Eine theologische Beurteilung von Franziskus will er deshalb nicht abgeben.

Medien beschuldigten den Vatikan daraufhin der "Manipulation". Eine Sprecherin des Vatikans beteuerte jedoch, man habe nichts verschwiegen: Bei der Präsentation des Briefes im Vatikan habe der Chef des Mediensekretariats, Dario Vigano, das Schreiben in voller Länge vorgelesen.

Quelle: ntv.de, ftü/dpa

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