Netzwerk in Münster aufgedeckt Verdächtige in Missbrauchsfall ist Erzieherin
07.06.2020, 15:15 UhrIn Nordrhein-Westfalen stellt die Polizei massenhaft kinderpornografisches Material sicher. Sieben Tatverdächtige sitzen in Untersuchungshaft, darunter ist die Mutter des Hauptbeschuldigten. Bis zu ihrer Festnahme arbeitet sie in einem Kindergarten.
Eine im Missbrauchsfall Münster als Tatverdächtige inhaftierte Frau hat bis zu ihrer Festnahme als Erzieherin in einem Kindergarten gearbeitet. "Die Leitung der Kita wurde von uns informiert", sagte Oberstaatsanwalt Martin Botzenhardt. Derzeit gebe es aber keine Hinweise auf Taten der 45-Jährigen im Kindergarten. Ermittelt werde nur im familiären Umfeld der Frau. Ihre Gartenlaube in Münster gilt derzeit als Haupttatort. Die Frau soll ihrem Sohn die Schlüssel überlassen und den sexuellen Missbrauch der Kinder in Kauf genommen haben.
Die Erzieherin, ihr 27-jähriger Sohn sowie fünf weitere Männer befinden sich zurzeit in Untersuchungshaft. Der 27-jähriger IT-Experte gilt als Hauptbeschuldigter. Die Polizei hat drei Kinder als Opfer identifiziert. Sie sind fünf, zehn und zwölf Jahre alt.
Die Jungen sollen teilweise stundenlang von mehreren Männern sexuell missbraucht worden sein - in einem Fall vom eigenen Vater, in einem anderem vom Lebensgefährten der Mutter. Ermittler fanden hochprofessionelle technische Ausstattung zur Videoaufzeichnung. Sie stellten mehr als 500 Terabyte versiert verschlüsselten Materials sicher. Nach der Auswertung der ersten Daten gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass bislang nur ein kleiner Teil der mutmaßlichen Verbrechen bekannt geworden ist. Viele der Daten müssen noch entschlüsselt werden.
Bilder und Videos der Taten bot der Hauptverdächtige im Darknet an. Bei den weiteren Beschuldigten, gegen die Haftbefehl erlassen wurde, handelt es sich den Angaben zufolge um Männer aus Hannover (35 Jahre alt), Schorfheide in Brandenburg (42), Kassel (43) und Köln (41).
Am Samstag wurde bekannt, dass das Jugendamt der Stadt Münster Kontakt zu der Familie von einem der Opfer hatte. Die Familie sei den Behörden aus den Jahren 2015 bis 2016 bekannt, "weil der soziale Kindsvater wegen des Besitzes und des Vertriebs pornografischer Daten aufgefallen war", teilte die Stadt mit. In dieser Zeit habe das Jugendamt Kontakt zu der Familie gehabt. 2015 habe das Familiengericht keinen Anlass gesehen, das Kind aus der elterlichen Verantwortung zu nehmen. Münsters Oberbürgermeister Markus Lewe sagte dazu: "Eine Bewertung können wir erst vornehmen, wenn die Faktenlage dafür ausreichend geklärt ist."
Quelle: ntv.de, hul/dpa