Panorama

Tragödie im Zoo Krefeld Viele Affen kommen in Flammen um

Während die Krefelder ausgelassen Silvester feiern, erlebt der Zoo der Stadt eine Feuerkatastrophe. Das Menschenaffenhaus brennt nieder, fast alle Affen sterben. Nun laufen die Ermittlungen zur Brandursache.

Der Krefelder Zoo trauert um viele Affen, die bei einem Großbrand getötet wurden. In der Silvesternacht ging das Affenhaus vollständig in Flammen auf, mehr als 30 Tiere seien im Feuer umgekommen, teilte der Zoo mit. Anders als zunächst geheißen hatte, konnten doch noch Tiere gerettet werden. Zwei Schimpansen hätten das Feuer "wie durch ein Wunder" leicht verletzt überlebt, sagte Zoodirektor Wolfgang Dreßen bei einer Pressekonferenz am Mittag. Unter den getöteten Tieren seien fünf Orang-Utans, ein Schimpanse und zwei Gorillas gewesen. "Alles hochbedrohte Tierarten, die nun nicht mehr in unserem Zoo zu sehen sind", sagte er. Auch kleinere Affenarten und Flughunde seien umgekommen.

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Mehr als 30 Tiere wurden getötet.

(Foto: dpa)

Das Gebäude war "bis aufs Grundgerüst" abgebrannt, hatte der Zoo am Morgen mitgeteilt. Ein ebenfalls zum Zoo gehörender Gorillagarten sei dagegen verschont geblieben. Dem dort lebenden Gorilla Kidogo und seiner Familie gehe es gut. Laut Kriminalpolizei könnte eine illegale sogenannte "chinesische Fackel" für das Feuer verantwortlich sein. Dabei handelt es sich um schwebende Himmelslaternen, die in Deutschland weitestgehend seit 2009 verboten sind. In ihrem Innern befindet sich eine Kerze oder eine Brennpaste, die die Luft erhitzt und so die Laterne aufsteigen lässt.

Der Ermittler Gerhard Hoppmann, Leiter des Kriminalkommissariates, sagte bei der Pressekonferenz, es sei "sehr naheliegend, dass diese Fackeln für den Brand ursächlich gewesen sind". Er gehe davon aus, dass diese auf Krefelder Stadtgebiet losgelassen worden seien. Zeugen hätten diese über dem Zoo gesichtet, zeitnah sei der Feueralarm erfolgt. Die Polizei habe zudem bereits mehrere dieser Laternen gefunden.

Fahrlässige Brandstiftung vermutet

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Diese Bilder entstanden vor dem Brand im Krefelder Affenhaus - auch diese Orang Utans starben.

(Foto: imago images/Martin Wagner)

Die Verantwortlichen hätten sich vermutlich einer fahrlässigen Brandstiftung schuldig gemacht, sagte Hoppmann. Er rief sie dazu auf, sich selbst bei der Polizei zu melden. "Das kann ihre Lage nur verbessern." Ebenso bat er die Bevölkerung um Hinweise. Er zeigte sich optimistisch, dass jemand den Start der illegalen Fackeln gesehen haben könnte, da in der Silvesternacht so viele Menschen auf der Straße gewesen seien. Bei n-tv sagte Hoppmann nach der Pressekonferenz, eine Laterne habe vermutlich das Dach des Affenhauses in Brand gesteckt. Auf manchen der sichergestellten Exemplare seien sogar handschriftliche Wünsche gefunden worden. Es sei möglich, dass den Absendern nicht klar war, dass die Fackeln illegal und vor allem wie gefährlich sie sind.

Anwohner hatten die Feuerwehr um 0.38 Uhr alarmiert, teilte die Feuerwehr mit. Die Einsatzkräfte seien wenige Minuten später vor Ort gewesen. Bei ihrem Eintreffen stand das Affenhaus bereits im Vollbrand. "Es war klar, dass nichts mehr zu retten war", sagte Einsatzleiter Kai Günther bei der Pressekonferenz. Auch für die Tiere hätten die Einsatzkräfte zunächst keinerlei Hoffnung gehabt. Sie mühten sich daher, ein Übergreifen der Flammen auf das benachbarte Känguruh-Haus und den Gorillagarten zu verhindern, was auch gelang. "Bei Nachlöscharbeiten hörten wir aber doch noch Geräusche von Tieren", sagte Günther. Schließlich fanden Feuerwehrleute zwei Schimpansen, die noch lebten und nur leicht verletzt waren. Sie seien in Narkose versetzt worden und im Gorillagarten untergebracht worden.

Auch ältester Gorilla Europas getötet

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Solche in Deutschland verbotenen "Himmelslaternen" waren vermutlich die Brandursache.

(Foto: REUTERS)

In dem Affenhaus lebten unter anderem Orang-Utans, Gorillas und Schimpansen. Dreßen sagte, unter den toten Tieren sei auch der älteste Gorilla Europas, der 48-jährige Massa gewesen. Die Mitarbeiter des Zoos seien geschockt. "Wir empfinden tiefe Trauer." Das 2000 Quadratmeter große Affen-Tropenhaus war eine der Haupt-Attraktionen des Zoos. In der 1975 errichteten Anlage waren die Besucher nur durch einen Trockengraben von den Tieren getrennt.

Auf eine n-tv Nachfrage antwortete Dreßen, es habe keine Brandmelder gegeben. Feuerwehr-Sprecher Günther sagte, diese seien nicht vorgesehen, da im Affenhaus zu viel Staub aufgewirbelt würde, sodass es zu häufig zu Fehlalarmen kommen würde. Dreßen sagte, ein Neubau eines Affen-Tropenhauses würde einen hohen zweistelligen Millionenbetrag kosten. Der Schwerpunkt Menschenaffenarbeit müsse auch in Zukunft erhalten bleiben, forderte er. "Wir haben so viel Tradition und Wissen, dass es so sein muss."

Der Brand trifft den Zoo auch deswegen besonders, weil die Anlage für die Menschenaffen eigentlich noch ausgebaut werden sollte. So war ein neuer Außenbereich, ein Schimpansen-Wald in Planung. Auch für die Orang-Utans sollte es eine Möglichkeit geben, sich draußen aufzuhalten. All das war Teil des Projekts "Menschenaffenpark" Krefeld. Oberbürgermeister Frank Meyer sprach bei der Pressekonferenz von einer "Tragödie für die ganze Stadt". "Für die Krefelderinnen und Krefelder ist dieses Affenhaus ein starkes Identifikationsmerkmal", sagte er. Eine sichtlich erschütterte Zoo-Besucherin hatte sich zuvor bei n-tv geäußert: "Wir können es einfach nicht verstehen", sagte sie. "Es ist so grausam, wenn man sich vorstellt, wie diese Tiere umgekommen sind."

Quelle: ntv.de, vpe/dpa/AFP

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