Weil Delta sonst "durchrauscht" Virologin dringt auf PCR-Tests an Schulen
04.07.2021, 08:49 Uhr
Lollitest in der Schule - die richtige Maßnahme im Kampf gegen die Delta-Variante?
(Foto: imago images/Political-Moments)
Die Inzidenz ist aktuell zwar niedrig - doch angesichts der Ausbreitung der Delta-Variante richtet sich mit Sorge der Blick auf den Schulbeginn nach den Sommerferien. Die Virologin Melanie Brinkmann glaubt, dass vor allem zwei Maßnahmen die Lage unter Kontrolle halten könnten.
Die Corona-Lage wirkt insgesamt entspannt - angesichts der Ausbreitung der ansteckenderen Delta-Variante richtet sich aber bereits jetzt der Blick auf den Schulbeginn nach den Sommerferien. Zahlreiche Schüler werden dann noch ungeimpft sein, weil für die Jüngeren noch keine Impfungen zugelassen sind und die Ständige Impfkommission sie für ältere Kinder und Jugendliche nur eingeschränkt empfiehlt.
Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock fordert deshalb massive Investitionen, um sämtliche Schulen gegen das Virus zu wappnen. "Es muss eine Luftfilteranlage für jeden Klassenraum in diesem Land zur Verfügung gestellt werden", sagte sie den Zeitungen der Funke-Mediengruppe und der französischen Zeitung "Ouest-France". "Ja, das kostet Geld. Aber ich nehme nicht hin, dass wir wieder in eine Situation geraten, wo ein Teil der Kinder von zu Hause aus lernen muss, nur weil keine Vorsorge geleistet wurde."
Dass jedes Klassenzimmer deutschlandweit bis nach den Ferien ein individuell zugeschnittenes Belüftungssystem hat, hält die Virologin Melanie Brinkmann nach eigenen Worten allerdings für illusorisch. Die Professorin vom Braunschweiger Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) spricht sich für das Maskentragen und den vermehrten Einsatz sogenannter Lollitests oder Gurgeltests aus - anstelle der weniger präzisen Antigen-Schnelltests. "Das spart Kosten und kann per PCR ausgewertet werden", erklärte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Lollitests und Gurgeltests können auch gruppenweise abgenommen werden. "Schülerinnen und Schüler nehmen die Probe selbst, indem sie an einem Wattestäbchen lutschen und es in einen kleinen Becher werfen", erklärt Brinkmann. Der Becher, in den bis zu 25 Wattestäbchen passen, werde dann von einem Labor abgeholt und die PCR durchgeführt. Idealerweise komme das Ergebnis am selben Tag. Ist es positiv, werde einzeln nachgetestet, um zu sehen, welcher Schüler infiziert ist. Der große Vorteil dabei sei, dass der PCR-Test schon sehr früh anschlägt, also sensitiver ist als die Antigen-Schnelltests, so Brinkmann. "Die Delta-Variante wird nach den Sommerferien sehr schnell durch die Schulen rauschen, wenn wir keine Vorsorge treffen", warnte Brinkmann.
"Wirksamste Mittel gegen Delta ist Schülerimpfung"
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte die Ständige Impfkommission (STIKO) auf, dringend zu überlegen, wann sie das Impfen von Jugendlichen empfehle. "Das wirksamste Mittel gegen die Delta-Variante ist die Schülerimpfung. Gerade in den jüngeren Altersgruppen sind die Inzidenzzahlen am höchsten", sagte der CSU-Chef der "Bild am Sonntag".
Bisher war die Datengrundlage zu Kindern aus Sicht der Impfkommission zu gering für eine allgemeine Impfempfehlung - und das Risiko möglicher Folgewirkungen bei ihnen größer als das einer Corona-Erkrankung mit schwerem Verlauf. Für die Erwachsenen läuft die Impfkampagne dagegen auf Hochtouren. Mehr als 37 Prozent sind vollständig geimpft. Die Bundesregierung hat versprochen, dass alle impfwilligen Erwachsenen bis Ende des Monats eine Impfung angeboten bekommen, allerdings könnte der eigentliche Termin dann erst später liegen.
Quelle: ntv.de, kst/dpa