Der Todeschütze von Virginia Warum mordete Vester Lee Flanagan?
27.08.2015, 12:22 Uhr
Der Attentäter: Vester Lee Flanagan war den Zuschauern des lokalen TV-Senders WDBJ-z als Bryce Williams bekannt.
(Foto: AP)
Der Mann, der den Zuschauern nur als Reporter Bryce Williams bekannt war, kannte seine Opfer persönlich. Die wenigen Auszüge, die ABC aus dem Bekennerfax bislang veröffentlichte, zeichnen das Bild eines verstörten und von Wut zerfressenen Menschen.
Während einer Live-Fernsehsendung erschießt Vester Lee Flanagan zwei Ex-Kollegen, filmt seine Tat und stellt das Mord-Video anschließend ins Netz. Nur wenige Stunden nach den Morden an der Fernsehjournalistin Alison Parker und dem Kameramann Adam Ward kommen immer mehr Details über den Täter und sein Motiv an die Öffentlichkeit.
Den Fernsehzuschauern war Flanagan als Reporter Bryce Williams bekannt. Nur wer ihn persönlich kannte, wusste, dass der 41-Jährige eigentlich Vester Lee Flanagan hieß. Auch er arbeitete bei dem lokalen Sender WDBJ-7 in Virginia, wurde jedoch 2013 entlassen. Grund dafür sollen wiederholte Wutausbrüche am Arbeitsplatz gewesen sein.
Aber warum mordete Flanagan? In einem 23 Seiten langen Bekennerfax, das der afro-amerikanische Attentäter angeblich fast zwei Stunden nach dem Verbrechen an den Fernsehsender ABC schickte, spricht er von einem "Rassenkrieg". Er erwähnt das Charleston-Massaker, bei dem neun Afro-Amerikaner getötet worden waren. "Warum ist das getan habe? Am 19.6.2015 habe ich eine Anzahlung auf die Waffe geleistet. Die Schießerei in Charleston fand am 17.6.2015 statt". Die Schießerei in der Kirche habe den Ausschlag gegeben. "Meine Hohlspitzgeschosse haben die Initialen der Opfer eingeschrieben". Derzeit wird das Dokument von den Behörden auf seine Echtheit überprüft.
"Ich bin komplett durchgeknallt"
Das Fax ist als "offener Brief an einen schwarzen Vater von einem schwarzen Sohn" überschrieben, an anderer Stelle ist die Rede von einer "Selbstmordnotiz". Die Auszüge, die ABC aus dem Fax bislang veröffentlichte, zeichnen ein Bild eines verstörten und von Wut zerfressenen Menschen. "Ja, ich bin komplett durchgeknallt im Kopf", schreibt Flanagan.
Die veröffentlichten Passagen zeigen einen sprunghaften Charakter, der in seinem Leben offenbar viele Tiefschläge und Demütigungen hat einstecken müssen. Er schreibt von harten Zeiten, darunter auch einige finanzielle Zusammenbrüche. Er sei angegriffen worden, weil er ein schwuler schwarzer Mann sei, und zwar von schwarzen Männern und weißen Frauen gleichermaßen.
Flanagan schreibt laut ABC, er habe Rassendiskriminierung, sexuelle Nötigung und Mobbing am Arbeitsplatz erlebt. Gleichzeitig sei er stolz darauf, früher als "Escort Boy" tausende Dollar verdient zu haben.
Arbeitgerber: "aggressiv und bizzar"
Wegen "unschönen rassistischen Dingen" habe er seinen alten Arbeitgeber verklagt und einen Vergleich erzielt, heißt es weiter. Unter anderem gehe es um Mobbing und andere Ungerechtigkeiten, die ihm auf der Arbeit widerfahren seien. Die Leute bei WDBJ-7 hätten sein Leben zerstört und eine furchtbare Kettenreaktion ausgelöst. Er habe ihretwegen sogar seine Katzen im Wald getötet.
Frühere Arbeitgeber von Williams bezeichnen sein Verhalten laut "Washington Post" als "aggressiv und bizarr". WDBJ-Manager Jeff Marks sagte "Fox News", der 41-Jährige sei ein schwieriger Mensch gewesen, mit dem man nicht gut habe zusammenarbeiten können.
Das Massaker in der Kirche habe das Fass schließlich zum Überlaufen gebracht, schreibt Flanagan. Gleichzeitig gibt er jedoch zu, dass seine Wut schon vorher ständig gestiegen sei. "Ich war schon seit einiger Zeit ein menschliches Pulverfass, das nur darauf wartete, BOOM!!!! zu machen."
Quelle: ntv.de, dsi