Großeinsatz erfolgreichWas wir zur Oktoberfest-Drohung wissen und was nicht

Ein Toter, Sprengfallen in einem brennenden Haus und eine Drohung gegen das Oktoberfest: Polizei und Feuerwehr sind in München seit Stunden im Großeinsatz. Was ist bisher über die Ereignisse bekannt?
Ein abgebranntes Haus mit Sprengfallen, ein Toter und eine Sprengstoffdrohung gegen die Wiesn: Polizei und Feuerwehr sind in München seit Stunden im Großeinsatz. "Sicherheit geht vor", sagt Oberbürgermeister Dieter Reiter. Was ist bisher bekannt? Und was nicht?
Der Brand
Am Morgen brennt es in einem Wohnhaus im Münchner Stadtteil Lerchenau, auch Explosionen sind zu hören. In dem Haus wurden Sprengfallen gefunden, Entschärfungsexperten sind im Einsatz. Bis zum Nachmittag konnte die Polizei nicht im Haus selbst ermitteln. Vor Ort stand außerdem ein ausgebrannter Transporter. In der Nähe, am Lerchenauer See, wurde ein Schwerverletzter gefunden, der später starb. Die Polizei identifiziert ihn später als den Täter. Zwei Personen sind verletzt, ein weiterer Toter liegt noch im Haus.
Nachdem die Verletzten gerettet waren, musste die Brandbekämpfung abgebrochen werden müssen, "da die Gefahr für die Einsatzkräfte durch die Sprengfallen zu groß war". So berichtete die Feuerwehr. Erst als die Sprengfallen entschärft waren, konnte weiter gelöscht werden. Das Haus brannte den Angaben zufolge komplett nieder. Noch immer sei das Gebäude zu heiß, um es zu betreten, sagte die Polizei am Nachmittag.
Um das Haus wurde ein Sperrbereich von rund 200 Metern eingerichtet, den alle Bewohner verlassen mussten. Die Feuerwehr München war mit 100 Einsatzkräften und etwa 50 Fahrzeugen im Einsatz, die Rettungsdienste mit etwa 60 Kräften. Wie hoch der Schaden ist, konnte zunächst nicht beziffert werden.
Die Opfer
Die Polizei spricht von zwei Verletzten. Es handelt sich dabei laut Polizei um die 81-jährige Mutter und die 21-jährige Tochter des mutmaßlichen Täters. Die Mutter sei mit Schussverletzungen im Garten aufgefunden worden, die Tochter im Obergeschoss des brennenden Hauses. Sie konnte demnach mithilfe einer Leiter gerettet werden. Der 90-jährige Vater des Tatverdächtigen wird nach wie vor vermisst. Im Haus befinde sich eine Leiche, so die Polizei. Man vermute, dass es sich dabei um den Vater handele.
Der Täter
Der Tote am Lerchenauer See ist nach Ansicht der Polizei der Täter. Die Polizei äußert sich nicht zur Art der Verletzungen und der Todesursache. Laut der "Bild"-Zeitung handelt es sich um eine männliche Leiche mit Schussverletzungen. Demnach soll der Mann sein Elternhaus mit Sprengsätzen präpariert, in Brand gesetzt und sich anschließend das Leben genommen haben.
Die Hintergründe
Die Polizei geht derzeit von einem privaten Hintergrund aus. "Unser Erkenntnisstand ist ganz klar, dass wir in Richtung Familienstreit ermitteln", sagte ein Sprecher. Ein politisches Motiv schließen die Behörden deshalb aus. Die "Bild"-Zeitung berichtet, es handele sich um einen Erbstreit. Das ginge aus einem Brief des mutmaßlichen Täters hervor, der die Beamten über einen Nachbarn erreicht habe.
Zwischenzeitlich war ein Zusammenhang mit der Antifa vermutet worden. Auf der Website indymedia.org wurde am frühen Morgen ein Text mit dem Titel "Antifa heißt Angriff" gepostet. Diese Meldung wurde aber später als wahrscheinliche Falschinformation eingeschätzt.
Das Oktoberfest
Beim mutmaßlichen Täter fanden die Polizisten den Angaben zufolge ein Schreiben, in dem er von einer Bombendrohung gegen das derzeit in München stattfindende Oktoberfest spricht.
"Es geht darum, dass ein Täter die Wiesn bedroht hat", sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter am Vormittag. "Die Polizei und der Koordinierungskreis kamen einhellig zu der Auffassung, dass wir dieses Risiko, Menschen auf das Oktoberfest zu lassen, nicht eingehen können."
Mehr als 500 Polizistinnen und Polizisten waren im Einsatz, knapp 30 Hunde suchten nach Sprengstoff auf dem Gelände. Es habe keine Auffälligkeiten gegeben, es sei keine Bedrohung entdeckt worden, sagte ein Sprecher am Nachmittag. Kurz vor 16 Uhr dann Entwarnung: Die Sperrung wird um 17.30 Uhr aufgehoben, das größte Volksfest der Welt soll wieder öffnen, so der Oberbürgermeister.