Panorama

Straßen und Deiche gesperrt Weihnachten fällt deutschlandweit ins Wasser

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Dresden landunter.

Dresden landunter.

(Foto: dpa)

Statt entspannt Weihnachten feiern zu können, müssen sich viele Menschen in Deutschland ins Trockene bringen. In vielen Teilen Deutschlands herrscht Hochwasser - oder zumindest die akute Gefahr davor. Während sich die Lage in Rheinland-Pfalz langsam entspannt, herrscht in Niedersachsen Alarm.

Wegen anhaltend starker Regenfälle haben die Behörden am ersten Weihnachtstag weiter in mehreren Teilen Deutschlands vor Hochwasser gewarnt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) sprach von "Hochwassergefahr an vielen Bächen und Flüssen", die "teils auch erheblich" sei. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) gab für Bremen und Hamburg Sturmflutwarnungen heraus.

Laut Deutschem Wetterdienst gibt es ergiebigen Dauerregen in vielen Mittelgebirgen und starkes Tauwetter im Erzgebirge. Betroffen seien insbesondere Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Hessen und Sachsen. Die Wetterlage könne auch zu überfluteten Straßen und Erdrutschen führen.

In vielen Regionen Niedersachsens spitzte sich die Hochwasserlage weiter zu. Angesichts der weiterhin angespannten Wetterlage warnt das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) in Hamburg zudem vor Sturmfluten im Wesergebiet sowie an der niedersächsischen Nordseeküste. Im Hannover-Ricklingen sind die Deichtore geschlossen, der Fluss Gestorfer Beeke hat sich laut der "Bild"-Zeitung zu einem reißenden Strom entwickelt.

ICE-Verkehr beeinträchtigt

Deichflächen hat auch die Stadt Oldenburg in Niedersachsen wegen der Hochwasserlage gesperrt. Das Verbot gelte vorerst bis einschließlich 31. Dezember, teilte die Verwaltung mit. Die Pegelstände der Hunte seien weiterhin ansteigend. Die Feuerwehr rief Bürgerinnen und Bürger dazu auf, sich über die Warn-App Katwarn über die akute Gefahrenlage auf dem Laufenden zu halten, auch ein Bürgertelefon wurde eingerichtet.

Zum Schutz der Innenstadt vor Hochwasser wird in Braunschweig vorsorglich ein sogenannter Mobildeich aufgebaut. Er bestehe aus ausgerollten Schläuchen, die mit Wasser gefüllt eine Barriere bilden, teilte die Verwaltung mit. Das System komme erstmals zum Einsatz und ersetze die Methode, Sandsäcke aufeinanderzuschichten. Nach Angaben der Stadt hat der Hochwasserkrisenstab die Vorsorgemaßnahme entschieden.

In Northeim im südlichen Niedersachsen hat es an der Rhume einen Dammbruch gegeben, der Bereich ist laut NDR gesperrt. Es gilt ein Aufruf der örtlichen Feuerwehr, die Deichanlagen nicht zu betreten. Zuvor haben sich in dieser Gegend Autofahrer über die Sperrungen von Straßen wegen Hochwassers hinweggesetzt. Einige Verkehrsteilnehmende hätten aufwendig von Feuerwehr und Technischem Hilfswerk (THW) aus ihrer misslichen Lage befreit werden müssen. Ihnen wurden gebührenpflichtige Verwarnungen ausgesprochen, teilte die Polizei mit. Durchfahrtsverbote gibt es auch in anderen Gebieten Niedersachsens, etwa im Emsland. In Celle musste ein Alten- und Pflegeheim vorsorglich evakuiert werden.

Zwischen Hannover und Magdeburg ist der ICE-Verkehr beeinträchtigt, bei Helmstedt wurden Gleise unterspült. Hier kommt es der Deutschen Bahn zufolge zu Verspätungen und Haltausfällen. Die Störung dauert noch mindestens bis zum 27. Dezember, heißt es.

Weser führt auch in NRW Hochwasser

Auch im Osten Deutschlands gibt es weiter ergiebigen Regen. Das thüringische Windehausen (Kreis Nordhausen) ist vom Wasser eingeschlossen und soll am heutigen Montag komplett evakuiert werden, wie Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) auf der Internetplattform X (vormals Twitter) schrieb. "Allen vom Hochwasser betroffenen Personen gilt meine Hoffnung, alsbald nach Hause zurückkehren zu können", schrieb Ramelow. Die knapp 500 Einwohner sollen in einer Sporthalle untergebracht werden.

Die kritische Lage in Windehausen wird nach Einschätzung des Bürgermeisters noch mehrere Tage andauern. "Die Situation ist sehr bedrohlich, so ein Bild habe ich in der Goldenen Aue noch nicht gesehen", sagte der Bürgermeister der Stadt Heringen, Matthias Marquardt (Linke), der Deutschen Presse-Agentur. Das Wasser stehe inzwischen bis zu einem Meter hoch in Windehausen. Das Problem sei das gestiegene Grundwasser, das in den Kellern stehe und nicht so schnell abfließen könne. "Das ist wie eine Badewanne, die voll gelaufen ist", sagte Marquardt.

Seit dem Mittag werden die Bewohner mit Radladern und Katastrophenschutzfahrzeugen evakuiert. Sie werden zu Sammelpunkten und von dort mit Bussen in eine Turnhalle in Heringen gebracht. Viele Bewohner kämen bei Familienangehörigen unter. Marquardt sagte, in Windehausen gebe es keinen Strom, keine Festnetztelefonie und auch die Toiletten funktionierten wegen der fehlenden Abflüsse nicht mehr.

Innerhalb von 24 Stunden sind in Teilen Sachsens bis zu 80 Liter Niederschlag pro Quadratmeter gefallen, Schnee ging in Regen über. Für die Elbe, Mulde und kleinere Flussgebiete gibt es Hochwasserwarnungen. In Dresden ist das Terrassenufer wegen Überflutung gesperrt.

Auf dem Gelände der Landesgartenschau Höxter tummelt sich die Weser.

Auf dem Gelände der Landesgartenschau Höxter tummelt sich die Weser.

(Foto: picture alliance/dpa)

An 41 Pegeln von NRW-Gewässern Warnschwelle überschritten

In NRW bleiben nach Daten des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) von Montagvormittag die Weserzuflüsse im östlichen Landesteil besonders stark betroffen. Gleich an sechs Messstationen der Weserzuflüsse, vier davon direkt in NRW, war die höchste Warnschwelle zu dem Zeitpunkt überschritten. Die Warnstufe zeigt an, dass bebaute Gebiete in einem größeren Umfang überflutet werden könnten. Über erforderliche Maßnahmen entscheiden die Behörden vor Ort.

An 17 Pegeln von NRW-Gewässern war am Vormittag des ersten Weihnachtsfeiertages laut LANUV die zweithöchste Warnstufe überschritten, die auf die Gefahr der Überflutung einzelner bebauter Grundstücke oder Keller hinweist. Dabei ging es unter anderem um die Einzugsgebiete von Lippe, Ems und Ruhr. An 41 Messstationen war die erste Warnschwelle überschritten, die auf die Gefahr hinweist, dass land- und forstwirtschaftliche Flächen überflutet werden können. Die Pegel am Rhein und der Weser werden bei der Zählung nicht berücksichtigt.

Für die Deiche in Nordrhein-Westfalen bedeutete das Hochwasser eine starke Beanspruchung, teilte das Umweltministerium mit. An einigen Schutzanlagen im Land müssten Einsatzkräfte Stabilisierungsmaßnahmen durchführen. Der DWD verlängerte seine Unwetterwarnung für viele Kreise und Städte. Bis Dienstagvormittag kommen laut DWD voraussichtlich noch einmal Niederschlagsmengen zwischen 15 und 25 Liter pro Quadratmeter im Bergischen Land und im Siegerland dazu, in Staulagen bis 35 Liter pro Quadratmeter. Vom Sauerland bis zum Weserbergland werden demnach weitere 10 bis 20 Liter pro Quadratmeter erwartet. Im Laufe des Dienstags sei dann damit zu rechnen, dass die Niederschläge vorübergehend nachließen.

Bremer Sturmflutmarke deutlich überschritten

Langsame Entspannung gibt es laut der Hochwasserzentrale dagegen in Rheinland-Pfalz. "Wir haben flächendeckend höhere Wasserstände, aber alles in allem ein vergleichsweise niedriges Niveau", sagte ein Sprecher des Hochwassermeldedienstes Rheinland-Pfalz. In den nächsten Tagen seien nach derzeitiger Vorhersage absehbar nicht solche Regenmengen zu erwarten, dass die Wasserstände noch dramatisch steigen würden.

Im Landkreis Bamberg beruhigt sich die Lage, bleibt aber angespannt.

Im Landkreis Bamberg beruhigt sich die Lage, bleibt aber angespannt.

(Foto: picture alliance/dpa)

Laut Hochwassernachrichtendienst ziehen auch in Bayern Hochwasser und Regen langsam ins Baltikum ab, die Lage aber bleibt angespannt. In Kehlheim trat die Donau über die Ufer, im Landkreis Deggendorf musste die Feuerwehr laut "Bild" einen Damm verstärken.

Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) erwartete für den frühen Nachmittag in Bremen mit zwei Metern ein klares Überschreiten der Sturmflutmarke von 1,5 Metern über dem mittleren Hochwasser (MHW). In Hamburg ging die Behörde gegen 15 Uhr von einem Stand von 1,5 bis zwei Metern aus. Schwere Sturmfluten erwartete das BSH allerdings nicht. An der niedersächsischen Nordseeküste blieben die Werte am Montag in Wilhelmshaven den Angaben zufolge unter der Sturmflutmarke.

Für die kommenden Tage erwartet der DWD leichte Besserung: "Die Regenmengen nehmen allgemein ab, die Tendenz geht nach unten", sagte ein Meteorologe. Der zweite Weihnachtsfeiertag beginnt vielfach stark bewölkt, vor allem in der Mitte der Republik erwartet der DWD Niederschläge, die aber im Laufe des Tages abklingen. Für Dienstagnachmittag ist vor allem im Norden Regen angekündigt. Im Süden bleibt es weitgehend trocken, im Alpenvorland zeigt sich sogar länger die Sonne. Die Höchstwerte erreichen im Norden 7 bis 10 Grad, sonst 9 bis 13 Grad.

Quelle: ntv.de, lve/ara/dpa/AFP

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