Panorama

Erster Besuch seit fünf Jahren Westliche Touristengruppe bereist Nordkorea

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In seinem Video zeigt O'Kennedy eine 30-minütige Schulaufführung. Im Hintergrund explodieren Raketen.

In seinem Video zeigt O'Kennedy eine 30-minütige Schulaufführung. Im Hintergrund explodieren Raketen.

(Foto: Mike O'Kennedy Youtube)

Zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie gewährt Nordkorea westlichen Touristen Zutritt ins Land. Für fünf Tage reist die Gruppe durch die Region Rason und berichtet von einem durchchoreografierten und trotzdem trostlosen Programm.

Eine kleine Gruppe ausländischer Touristen hat erstmals seit fünf Jahren Nordkorea besucht. Bis auf eine Gruppe russischer Besucher im vergangenen Jahr hatte seit 2020 kein Reisender ins Land kommen dürfen. Nach Ausbruch der Pandemie war in Nordkorea ein striktes Touristenverbot verhängt worden, Diplomaten wurden ausgeflogen und der Grenzverkehr im Rahmen einer der weltweit wohl schärfsten Covid-19-Beschränkungen stark eingeschränkt.

Nun ging es für zwölf Touristen unter anderem aus Großbritannien, Frankreich und Deutschland in der vergangenen Woche für fünf Tage in die nordöstliche nordkoreanische Grenzstadt Rason, in der sich die Sonderwirtschaftszone des Landes befindet. Organisiert wurde die Reise von dem in Peking ansässigen Reiseunternehmen Koryo Tours.

Die Besuchergruppe reiste über China in das Land ein, in Rason besuchten sie Fabriken, Geschäfte, Schulen sowie die Statuen von Kim Il Sung und Kim Jong Il, dem Großvater und Vater des aktuellen Machthabers Kim Jong Un.

Unter den Besuchern war auch der britische Youtuber Mike O'Kennedy. Trotz seines Vorwissens habe ihn das Ausmaß der Kontrolle überrascht, erzählt der 28-Jährige in einem Video. Wie alle Nordkorea-Besucher sei die Gruppe von einheimischen Führern begleitet worden, die einem strengen Zeitplan folgten. Die Route habe eine Bierfabrik, eine Schule und eine neu eröffnete Apotheke umfasst - "alles sorgfältig inszeniert".

In seinem Video zeigt O'Kennedy unter anderem die Aufnahme einer Schulaufführung. Zu sehen sind Kinder, die auf einer großen Bühne tanzen und singen. Begleitet wird der Auftritt von Animationen ballistischer Raketen, die auf einer großen Leinwand im Hintergrund explodieren. "Eine 30-minütige Performance für nur 20 Leute - völlig absurd", so der Youtuber. Doch O'Kennedy berichtet auch von Einblicken ins echte Leben. "Egal wo wir waren, die Menschen haben immer gearbeitet." Niemand habe einfach mal herumgehangen. "Unglaublich trostlos", so sein Urteil.

Joe Smith, früherer Redakteur von NK News, einer Nachrichtenwebsite, die sich auf die Berichterstattung von Themen rund um Nordkorea spezialisiert hat, bereiste das Land bereits zum vierten Mal. Rason sei deutlich weniger entwickelt als zum Beispiel Pjöngjang, berichtete Smith der BBC. Besonders der schlechte Zustand der Gebäude sei ihm ins Auge gesprungen. "Alle Räume waren dunkel und unbeheizt - anders als unsere Hotelzimmer", so Smith. "Es wirkte immer, als hätten sie nur für uns die Türen geöffnet."

Youtuber O'Kennedy ist besonders das Gespräch mit einem jungen Mädchen im Kopf geblieben. Während des Schulbesuchs habe das Kind gesagt, es hoffe, eines Tages nach Großbritannien zu reisen. Er habe es nicht übers Herz gebracht, ihr zu sagen, wie verschwindend gering diese Chance sei.

Quelle: ntv.de, lno

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