Massive Behinderungen im Bahn- und Flugverkehr"Xaver" beschert Küste unruhige Nacht

Mit heftigen Böen hat Orkan "Xaver" die Küste getroffen. Flüge fallen aus. Der Bahnverkehr ist gestört. Das normale Leben kommt weitgehend zum Erliegen. Und das Unwetter ist noch nicht vorbei. Hamburg erwartet eine sehr schwere Sturmflut.
Mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 120 Stundenkilometern ist das Orkantief "Xaver" auf die deutschen Küsten getroffen. Rettungsdienste und Behörden gingen nach eigenen Angaben in Alarmbereitschaft und stellten sich auf zahlreiche Einsätze ein. Bahn-, Flug- und Schiffsverbindungen wurden aus Sicherheitsgründen gestrichen. In Großbritannien und anderen nordeuropäischen Ländern sorgte der Sturm für ein Verkehrschaos.
Der Deutsche Wetterdienst warnte davor, dass der Sturm Bäume entwurzeln und Gebäude beschädigen könne. Nach Prognosen der Meteorologen ist an den norddeutschen Küsten mit teilweise extremen Orkanböen von mehr als 140 Stundenkilometern zu rechnen, bis weit hinein ins Hinterland droht schwerer Sturm. Hinzu kommen Schneeschauer durch mitgeführte kalte Polarluft. An der Nordsee droht eine Sturmflut. Die Behörden in Hamburg warnten vor einer sehr schweren Sturmflut, die am Morgen zu erwarten ist.
Gegen 16.00 Uhr maß der DWD auf der Insel Sylt Windgeschwindigkeiten von rund 126 Stundenkilometern, auf Helgoland 119 und in Kiel 122. In Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen fiel der Schulunterricht aus oder wurde für jüngere Jahrgänge am Mittag beendet. In Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen bleiben die Schulen auch am Freitag komplett geschlossen.
Verkehr kommt zum Erliegen
Die Deutsche Bahn stellte alle Fernverbindungen in und durch Schleswig-Holstein ein, im Nahverkehr gab es Beeinträchtigungen. Der Fernverkehr von Hamburg nach Kiel und Kopenhagen kam zum Erliegen. Die Strecke Hannover - Bremen sei ebenfalls gesperrt, teilte der Konzern mit.
Am Hamburger Flughafen fiel bereits bis zum Mittag der größte Teil der Starts und Landungen aus, insgesamt waren fast 130 Flüge betroffen. Auch Fähren stellten ihren Dienst wegen des Wetters ein, etwa die Ostsee-Reederei Scandlines auf der Verbindung Rostock-Gedser.
In Großbritannien und in den Niederlanden fielen ebenfalls Flüge aus. In mehreren Ländern wurde der Bahnverkehr gestoppt, etwa in Dänemark. Auch die Brücke über den Öresund zwischen Dänemark und Schweden wurde gesperrt. In Schottland starb ein Lkw-Fahrer als der Sturm sein Fahrzeug umwehte.
In Osten Englands warnten die Behörden vor der womöglich höchsten Wasserständen seit Jahrzehnten. Die Niederlande schlossen wegen der drohenden Sturmflut erstmals seit sieben Jahren die riesigen Sperrtore vor der Oosterschelde. Die Behörden in dem Nachbarland riefen für vier Regionen die höchste Sturmflutwarnstufe aus.
Besser zu Hause bleiben
Das Bundesverkehrsministerium in Berlin aktivierte vorsorglich sein Katastrophen-Lagezentrum. Die Bürger sollten Reisen mit Auto oder Bahn bis Sonntag "auf das unbedingt Notwendige" beschränken, erklärte das Ministerium.
An der deutschen Nordseeküste erwarten die Behörden bis zum Freitag mehrere Sturmflutwellen. Die Höchststände werden nach jüngsten Prognosen des Hamburger Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am frühen Morgen mit etwa zwei bis drei Metern über dem mittleren Hochwasser an der Nordseeküste und bis 3,50 Meter über mittlerem Hochwasser in Hamburg und Bremen erwartet.
Die Deiche und Flutschutzanlagen sind für diese und noch höhere Pegel aber ausgelegt. "Wir sind gut gewappnet", erklärte der Kieler Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Die Hamburger Umweltbehörde sah die Deiche in der Hansestadt "gut gerüstet".
Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei im Norden stellten sich mit verstärktem Personal auf arbeitsreiche Stunden ein. Größere Einsätze wurden zunächst aber nicht gemeldet. In Hamburg zählte die Feuerwehr bis zum frühen Abend 57 Unwettereinsätze.
Zahlreiche Ämter und Behörden in Norddeutschland stellten ihre Arbeit wegen des Sturms komplett ein. Auch Weihnachtsmärkte sollten aus Sicherheitsgründen geschlossen bleiben, sogar der in Leipzig. In Norddeutschland warnten die Behörden vor dem Betreten von Waldstücken.