"Unfassbar und idiotisch" Youtuber reist mit Cola-Dose zu isoliertem Volk
04.04.2025, 12:15 Uhr Artikel anhören
Die Sentinelesen gehören zu den isoliertesten Stämmen der Welt.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Sentinelesen gehören zu den isoliertesten Stämmen der Welt, das Betreten ihrer Insel ist Fremden verboten. Ausgestattet mit Go-Pro und Cola-Dose macht sich ein amerikanischer Youtuber dennoch auf den Weg - und kommt mit einer Anzeige noch glimpflich davon.
Ein US-amerikanischer Youtuber ist wegen des unerlaubten Betretens einer Insel im Indischen Ozean verhaftet worden. Wie die "New York Post" berichtet, hatte sich der 24-Jährige mit einem kleinen motorisierten Schlauchboot auf den Weg nach North Sentinel Island, einem Teil der abgelegenen Andamanen-Inseln gemacht. Erfolglos habe er dort versucht, mit einer Pfeife die Aufmerksamkeit der Eingeborenen auf sich zu ziehen. Danach soll der Mann durchs Wasser gewatet sein und am Strand seine "Gaben" niedergelegt haben: eine Cola-Dose und eine Kokosnuss. Nachdem sich auch dieser Versuch als sinnlos erwiesen habe, sei er zurück zur South Sentinel Island gereist, wo er von einheimischen Fischern beobachtet und der Polizei gemeldet worden sei.
"Es ist unfassbar, dass jemand so rücksichtslos und idiotisch sein kann", sagte Carolina Pearce, Direktorin von Survival International, einer Organisation, die sich für den Schutz indigener Völker einsetzt. Der Mann habe nicht nur sein eigenes Leben gefährdet, sondern das eines gesamten Volkes.
North Sentinel Island ist die Heimat eines der isoliertesten Stämme der Welt. Die Sentinelesen lehnen jeden Kontakt zur Außenwelt ab. Der Stamm ist seit 60.000 Jahren auf den Inseln zu Hause, die mehr als 700 Meilen vom indischen Festland entfernt liegen. Da das Volk nicht immun gegen moderne Krankheiten ist, fürchten Aktivisten, dass ein Ausbruch von Grippe oder Masern den gesamten Stamm vernichten könnte. Seit 1956 sind Reisen innerhalb von drei Seemeilen um die Insel verboten, das Gebiet wurde von der indischen Regierung zum Stammesreservat erklärt.
Berichten zufolge hatte der Mann schon zuvor versucht, mit den Ureinwohnern in Kontakt zu treten. Auf Youtube soll er unter dem Namen "Neo-Orientalist" bekannt sein. Für seine waghalsigen Videos sei er unter anderem nach Afghanistan gereist, um Mitglieder der Taliban zu treffen. Wegen der jetzigen Aktion wurde er wegen des Betretens einer verbotenen Zone angeklagt und muss im Falle einer Verurteilung mit bis zu acht Jahren Gefängnis rechnen, so die Polizei. Damit würde er glimpflich davonkommen. Im November 2018 hatte der amerikanische Missionar John Allen Chau die Insel besucht, um die Einwohner zum Christentum zu bekehren. Fischer hätten damals gesehen, wie der Mann mit Speeren und Pfeilen angegriffen und über den Strand gezerrt worden war. Ein Leichnam wurde nie gefunden.
Quelle: ntv.de, lno