Hagel, Superzellen, Tornados Hier wird es heftig: Unwetter schlagen zum Sommeranfang zu
20.06.2024, 14:07 Uhr Artikel anhören
Es ist Sommerbeginn, doch über Deutschland gibt es Unwetter, wie hier vor wenigen Tagen bei Leipzig.
(Foto: IMAGO/Christian Grube)
Kalendarisch beginnt heute der Sommer, aber Unwetter verhageln uns den Start in die sonnige Jahreszeit. Die Luftmassengrenze über Deutschland sorgt für extremes Unwetterpotenzial. Erst am Wochenende beruhigt sich das Wetter langsam, wie Meteorologe Oliver Hantke erklärt.
ntv.de: Der Sommer startet ungemütlich. Wo ist die Unwettergefahr heute am größten?
Oliver Hantke: Die größte Gewittergefahr teilt sich heute in zwei Bereiche auf: einer erstreckt sich vom Saarland bis in die Eifel und einer befindet sich genau über Bayern. Dabei sind Starkregen, Hagel und Sturmböen möglich. Besonders heftig könnte es im südlichen Bayern werden. Dort gibt es ein sehr hohes Energiepotenzial inklusive sehr feuchter Luft.
Zudem gibt es reichlich Windscherung, also Wind aus unterschiedlichen Richtungen. Dann können sich Superzellen mit großem Hagel von deutlich über fünf Zentimeter Durchmesser bilden. Zudem sind Orkanböen möglich. Auch Tornados können nicht ausgeschlossen werden. Wegen Saharastaub in höheren Luftschichten gibt es allerdings Unsicherheiten, wie stark die Unwetter letztlich ausfallen. Die Höchstwerte liegen dabei bei 17 bis 22 Grad im Norden, in der Mitte bei 23 bis 26 Grad und im Süden Deutschlands bei schwülen 26 bis 30 Grad.
Wie sieht es wettertechnisch mit Public Viewing und den EM-Spielen heute aus?
Das Nachmittagsspiel zwischen Slowenien und Serbien findet in München statt und dort ist es schwül-gewittrig. Zu Spielbeginn um 15 Uhr ist es bei etwa 26 Grad voraussichtlich noch trocken. Während des Spiels könnte aber Unwettergefahr durch Gewitter ausgerufen werden. Mittlere bis große Hagelkörner sind neben Starkregen, Sturmböen und Blitzgefahr möglich. Auch Orkanböen sind nicht ausgeschlossen. Es kann aber auch sein, dass der Schwerpunkt der Gewitter in der weiteren Umgebung liegt oder die Gewitter erst weit nach Spielende ausgelöst werden.
Und die anderen Spiele?
Um 18 Uhr startet in Frankfurt bei 23 Grad das Spiel der Dänen gegen England. Schauer und Gewitter könnten einen Bogen um Frankfurt machen und dann wäre auch zeitweise Sonne dabei. Das Schauer- und Gewitterrisiko liegt bei 50 Prozent. Um 21 Uhr wird dann in Gelsenkirchen das Spiel Spanien gegen Italien angepfiffen - bei 18 Grad. Bei wechselnder Bewölkung sind dort Regenschauer möglich. Kräftige Schauer sind aber wesentlich unwahrscheinlicher als schwache bis mäßige Regengüsse. Das Schauerrisiko liegt bei 60 Prozent.
Wie geht's dann weiter? Sind die Unwetter am Freitag vorbei?
Nein, leider nicht. Auch der Freitag gestaltet sich noch sehr ungemütlich, sehr nass und teils auch sehr gefährlich. Denn vom Süden Deutschlands über die Mitte bis in den Osten breiten sich in schwüler Luft teils kräftige Gewitter aus. In den östlichen Landesteilen, von der Oder bis nach Niederbayern, gibt es zuvor noch längere heitere Phasen. Dafür steckt dort auch die meiste Energie für kräftige Gewitter mit Hagel, Starkregen und Sturm- oder sogar Orkanböen. Ganz im Westen und Nordwesten kann es auch mal schauerartig verstärkt regnen, aber meist ohne Blitz und Donner. Die Höchstwerte liegen dabei zwischen 20 Grad in Ostfriesland und 31 Grad an der Neiße.
Wann steht denn Entspannung beim Wetter an?
Auch das Wochenende startet weiterhin durchwachsen mit gewittrigen Schauern - zumindest im Süden und Westen. Sonst stellt sich langsam Wetterberuhigung ein. Dabei ist es im Osten und Süden nicht mehr so warm bis heiß wie zuletzt. Die Höchstwerte liegen dann zwischen 17 und 25 Grad.
Und am Sonntag?
Da geht es bei einem Mix aus Sonne und nur noch wenigen Schauern weiter. Die Temperaturen erreichen 17 bis 24, am Rhein bis 26 Grad. Nur an den Alpen könnte es mit Dauerregen und maximal 15 Grad recht schlecht aussehen. Zu Wochenbeginn sieht es zumindest nach einer Verschnaufpause aus: Montag und Dienstag soll es weitgehend trocken und sommerlich warm werden. Und das ganz ohne Unwetter.
Noch eine Frage zum heutigen Sommerbeginn: Die Meteorologen sind schon früher in die Jahreszeit gestartet, am 1. Juni. Was ist der Unterschied zwischen astronomischem und meteorologischem Sommerbeginn?
Heute um genau 22.50 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit steht die Sonne senkrecht über dem nördlichen Wendekreis, der sich auf 23,5 Grad nördlicher Breite befindet. Oder anders ausgedrückt: Sie steht dort im Zenit und scheint senkrecht nach unten. Darum ist es auf der Nordhalbkugel der längste Tag des Jahres - das ist der astronomische oder kalendarische Sommerbeginn. Bis zum Herbstbeginn wandert dieser Zenitstand zurück zum Äquator und bis zum Winterbeginn zum südlichen Wendekreis - dann erleben wir in Deutschland den kürzesten Tag. In vielen Jahren fällt der Sommerbeginn auf den 21. Juni, aber diesmal nicht. Das hat damit zu tun, dass die Erde nicht exakt in 365 Tagen um die Sonne kreist und deshalb in Schaltjahren ein zusätzlicher Tag eingestreut wird.
Und der meteorologische Sommeranfang?
Meteorologen legen den Beginn der Jahreszeiten immer auf den Monatsbeginn, aus praktischen Gründen. Denn so dauern alle Jahreszeiten genau drei Monate und wir können Wetterstatistiken einfacher ermitteln.
Quelle: ntv.de