Mit Steinen beworfen AFP-Fotograf berichtet von heftigem Angriff israelischer Siedler
10.10.2025, 21:48 Uhr Artikel anhören
Szene von Auseinandersetzungen zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern im Juli dieses Jahres.
(Foto: picture alliance / Middle East Images)
Im Gebiet des Dorfes Beita im Westjordanland kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen israelischen Siedlern und Palästinensern. Nun berichtet ein Fotograf von einem Angriff auf einer Olivenfarm. Anwesende Soldaten sollen nicht eingeschritten sein.
Bei einem Angriff israelischer Siedler im von Israel besetzten Westjordanland ist ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP verletzt worden. Der Fotograf Dschaafar Aschtijeh berichtete nach eigenen Angaben über die Olivenernte in dem palästinensischen Dorf Beita südlich der Stadt Nablus, als kurz nach Mittag rund 70 mit Stöcken und Steinen bewaffnete Siedler die Olivenpflücker und anwesende Journalisten attackierten. "Wenn ich nicht hätte fliehen können, hätten sie mich getötet", sagte Aschtijeh, der von mehreren Steinen an Rücken, Arm und Hand getroffen wurde.
Sein Auto, das in einigem Abstand zu der Olivenplantage geparkt war, wurde laut Aschtijeh von den Angreifern mit Steinen beworfen und anschließend in Brand gesetzt. "In meiner 30-jährigen Karriere habe ich zum ersten Mal derartige Gewalt erlebt", sagte der Journalist, der selbst in Nablus lebt und am Nachmittag mit Prellungen aus dem Krankenhaus entlassen wurde.
Dem Fotografen zufolge berichtete er über die Arbeit israelischer und ausländischer Aktivisten, die nach Beita gekommen waren, um die Dorfbewohner angesichts wiederholter Angriffe von israelischen Siedlern während der Erntezeit zu unterstützen. Demnach waren auch israelische Soldaten vor Ort, verhinderten den Angriff jedoch nicht. Stattdessen hätten die Soldaten mit Gummigeschossen und Tränengas auf die palästinensischen Olivenpflücker und Aktivisten gefeuert, um diese zu vertreiben.
Die AFP äußerte sich schockiert über den Vorfall. "Wir verurteilen diesen ungeheuerlichen Angriff aufs Schärfste", erklärte AFP-Chefredakteur Mehdi Lebouachera. Der Vorfall verdeutliche die "zunehmend gefährlichen Arbeitsbedingungen für unsere Journalisten im Westjordanland". "Wir fordern das israelische Militär nachdrücklich auf, nicht nur den Schutz von Journalisten bei ihrer Arbeit zu gewährleisten, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Täter vor Gericht gebracht werden", fügte Lebouachera hinzu. Die israelische Armee reagierte zunächst nicht auf eine Bitte um Stellungnahme.
Dutzende Verletzte
Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums wurden am Freitag insgesamt 36 Menschen bei Angriffen von Siedlern in Beita und nahegelegenen Orten verletzt, die meisten davon leicht oder mittelschwer. Zwei Menschen hätten jedoch Schussverletzungen erlitten.
Nach Beginn des Krieges im Gazastreifen zwischen der radikalislamischen Hamas und Israel vor knapp über zwei Jahren nahm auch die Gewalt im israelisch besetzten Westjordanland zu. Israel hatte das Westjordanland, Ost-Jerusalem und den Gazastreifen 1967 im Sechstagekrieg erobert. Nach internationalem Recht ist die Errichtung israelischer Siedlungen in diesen palästinensischen Gebieten illegal. Im Westjordanland leben drei Millionen Palästinenserinnen und Palästinenser und etwa 500.000 israelische Siedlerinnen und Siedler.
Quelle: ntv.de, rog/AFP