Ungleichheit im Alter Jeder fünfte Rentner hat weniger als 1400 Euro im Monat
02.10.2025, 11:41 Uhr Artikel anhören
Wenig Geld im Portemonnaie: Etwa 20 Prozent der Menschen im Ruhestand müssen mit weniger als 1400 Euro im Monat auskommen.
(Foto: dpa)
Nicht nur in der Gesamtbevölkerung, auch bei den Rentnern geht die Schere zwischen Arm und Reich auseinander. Eine Detailanalyse des Statistischen Bundesamts von EU-Zensusdaten zeigt auf, wie sich die Alterseinkommen entwickelt haben.
Jeder fünfte Mensch im Ruhestand muss hierzulande mit weniger als 1400 Euro pro Monat auskommen. Das ist ein zentrales Ergebnis einer Auswertung des Statistischen Bundesamtes auf Basis von EU-weit einheitlich erfassten Zensusdaten zu den Lebensbedingungen in Deutschland. Weitere 20 Prozent der Ruheständlerinnen und Ruheständler haben demnach höchstens rund 1790 Euro netto zur Verfügung. Ihnen gegenüber stehen Rentner und Pensionäre mit großen Einkünften: Die 20 Prozent der Menschen im Ruhestand mit dem höchsten Einkommen hatten monatlich mehr als rund 2870 Euro netto zur Verfügung.
Betrachtet für die Statistik wurden Rentnerinnen und Rentner sowie Pensionäre im Alter von mindestens 65 Jahren - zuletzt 16,3 Millionen Menschen. Für die Einkommensberechnung nutzten die Statistiker das Modell des Nettoäquivalenzeinkommens, ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen. Dadurch werden die Einkommen von Personen, die in unterschiedlich großen Haushalten leben, vergleichbar, da es in größeren Haushalten Einspareffekte etwa beim Wohnraum gibt. Die Statistik erfasst nur Einkommen, keine Vermögenswerte der Betroffenen.
In den vergangenen Jahren stieg die Zahl der Ruheständler ab 65 Jahren ebenso wie deren Einkommen - letzteres allerdings weniger stark als in der Gesamtbevölkerung. So gab es 2021 etwa 15,9 Millionen Menschen in dieser Gruppe. Ihr Einkommen betrug im Mittel rund 1820 Euro monatlich und wuchs bis 2024 um neun Prozent auf 1990 Euro pro Monat. Das mittlere Nettoäquivalenzeinkommen der Gesamtbevölkerung stieg im gleichen Zeitraum um etwa elf Prozent und lag im vergangenen Jahr bei rund 2300 Euro im Monat.
"Gender Pension Gap" schrumpft etwas
Das Einkommen von Rentnerhaushalten besteht überwiegend aus Alterseinkünften. Bei Haushalten, in denen ausschließlich Ruheständler lebten, machten Renten und Pensionen im Jahr 2024 durchschnittlich 92 Prozent des Einkommens aus. Fünf Prozent waren Einnahmen aus Vermögen, zwei Prozent stammten aus Erwerbstätigkeit und ein Prozent aus Transferzahlungen wie etwa Grundsicherung im Alter.
Frauen hatten mit durchschnittlich 1720 Euro brutto um etwa ein Viertel geringere Alterseinkünfte als Männer mit rund 2320 Euro. Ein Grund ist demnach die geringere Erwerbstätigkeit von Frauen. Dieser sogenannte "Gender Pension Gap" verkleinerte sich zuletzt etwas. Lag er 2021 noch bei knapp 30 Prozent, waren es 2024 rund 26 Prozent. Zu den Alterseinkünften zählen Altersrenten und -pensionen, Hinterbliebenenrenten und -pensionen sowie Renten aus individueller privater Vorsorge.
Trotz im Schnitt steigender Einkommen sind immer mehr Rentnerinnen und Rentnern auf staatliche Unterstützung angewiesen. Knapp 739.000 Menschen bekamen Ende 2024 Grundsicherung im Alter. Das sind gut sieben Prozent mehr als ein Jahr zuvor (knapp 690.000) und 31 Prozent mehr als Ende 2020, als es 564.000 waren. Ein Grund für den Anstieg ist demnach die gestiegene Zahl geflüchteter und leistungsberechtigter Menschen aus der Ukraine.
Quelle: ntv.de, lst/dpa/AFP