Politik

London sieht weiteres "Versagen" Russische Besatzer verlegen Chersoner Verwaltungszentrum

In Kiew feiern die Menschen die Befreiung von Stadt Cherson.

In Kiew feiern die Menschen die Befreiung von Stadt Cherson.

(Foto: dpa)

Es ist eine ihrer größten Niederlagen: Nach rund acht Monaten müssen die Russen ihre Armee aus Cherson abziehen und ihr Verwaltungszentrum für die Region verlegen. Das britische Außenministerium nennt den Rückzug eine "öffentliche Anerkennung" der russischen Schwierigkeiten in der Region.

Nach dem Rückzug aus der südukrainischen Gebietshauptstadt Cherson haben die russischen Besatzer ihr regionales Verwaltungszentrum auf den noch von ihnen kontrollierten Teil des gleichnamigen Gebiets verlegt. Ein großer Teil der russischen Administration sei bereits in die Stadt Henitschesk umgesiedelt worden, meldeten Russlands staatliche Nachrichtenagenturen unter Berufung auf einen Sprecher der Chersoner Besatzungsverwaltung.

Henitschesk liegt ganz im Südosten von Cherson am Asowschen Meer und nur wenige Dutzende Kilometer von der Schwarzmeer-Halbinsel Krim entfernt, die Moskau bereits 2014 annektiert hat. Russland hatte das Gebiet Cherson kurz nach Beginn seines Angriffskriegs Ende Februar weitgehend erobert. Im September ließ der Kreml Cherson - ebenso wie die ukrainischen Gebiete Saporischschja, Luhansk und Donezk - völkerrechtswidrig annektierten. Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven schließlich kündigte Moskau am vergangenen Mittwoch den Rückzug seiner Truppen aus allen Teilen Chersons an, die nordwestlich des Flusses Dnipro liegen - darunter fällt auch die Hauptstadt des Gebiets.

Internationale Beobachter werten das als eine der größten Niederlagen für die russische Armee in diesem Krieg. das britische Verteidigungsministerium spricht von einem erheblichen Imageschaden für Russland. "Der Rückzug ist eine öffentliche Anerkennung der Schwierigkeiten, mit denen die russischen Streitkräfte am Westufer des Flusses Dnipro konfrontiert sind", heißt es in London.

Wallace: Russen stellen mehr und mehr Krieg infrage

Der britische Verteidigungsminister Ben Wallace sprach von "einem weiteren strategischen Versagen". Die russische Einnahme von Cherson zu Kriegsbeginn sei das einzige Mal gewesen, dass Russland ein wichtiges Ziel erreicht habe. Wenn die Stadt nun wieder aufgegeben werde, würden sich die Menschen in Russland mehr und mehr die Frage stellen, wozu der Krieg gut sei.

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Das Ministerium bezweifelte, dass Russland Truppen und Material in kürzester Zeit evakuiert hat. Es sei vielmehr wahrscheinlich, dass der Rückzug bereits am 22. Oktober eingeleitet worden sei, als die russische Besatzungsverwaltung die Zivilbevölkerung aufforderte, die Stadt zu verlassen. Vermutlich habe Russland seitdem militärische Ausrüstung sowie Streitkräfte in Zivilkleidung gemeinsam mit den offiziell 80.000 evakuierten Zivilisten aus der Stadt gebracht.

Das britische Ministerium teilte zudem mit, dass Russland weiterhin versuche, Einheiten aus anderen Teilen des Gebiets Cherson über den Dnipro in Verteidigungsstellungen zu evakuieren. "Russische Streitkräfte haben im Rahmen dieses Prozesses höchstwahrscheinlich Straßen- und Bahnbrücken über den Dnipro zerstört", hieß es in London.

(Dieser Artikel wurde am Samstag, 12. November 2022 erstmals veröffentlicht.)

Quelle: ntv.de, ghö/dpa

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